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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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freundlichen Tal. Er schleuderte sie nicht hierhin und dorthin, wie ein gewöhnlicher Brecher es getan hätte. Er drang einfach weiter und weiter vor und trug sie immer schneller in das Land hinein, bis Kelly, der die furchtbare Gewalt des Soges der zurückschießenden Welle kannte, Frau Henderson zurief: »Elinor! Such' dir einen Halt!«
    Vergeblich griff sie nach Büschen, nach Bäumen, nach Häuserecken; die unwiderstehliche Woge trug sie weiter, ohne daß sie sich festhalten konnte. »Such' dir einen Halt!« flehte er. »Wenn die Welle zurückfließt.« Er wurde von einem Holzstück in den Nacken getroffen und begann zu sinken, aber sie packte ihn und hielt seinen Kopf über Wasser. Wie furchtbar war diese Woge, die mit ihrer unerhörten Kraft in das Land drang. Sie wurden nun an den letzten Häusern des Dorfes vorbei und zu dem engen, oberen Teil des Tals hinauf getragen - das schwierigste Gelände, um dem Sog eines abfließenden Tsunami zu widerstehen. Denn jetzt begannen die Wassermassen zurückzufluten, langsam zunächst, dann mit großer Geschwindigkeit und schließlich mit unvorstellbarer Gewalt. Sie sah noch, wie sich Kelly fast bewußtlos an einen Kou-Baum klammerte, dessen Zweige sie ihm in die Hand gegeben hatte. Sie hatte versucht, auch für sich einen Halt zu finden, aber der Sog war schon zu machtvoll. Mit immer größerer Geschwindigkeit wurde sie den Weg zurückgezerrt, den sie hinauf gespült worden war, vorbei an den zerstörten Häusern und dem zertrümmerten Chevrolet und dem Riff, das sie so
    seltsam entblößt gesehen hatte.
    Als sie an dem letzten Stein vorüberschoß, dachte sie: Diese verfluchte Insel! Und dann war alles aus.
    Das träge Leben des Strandjungen ging weiter, von einem Tag zum andern, von Woche zu Woche und in die sonnenerfüllten Monate hinein. Das Jahr mit seinem Sand und Meer verstrich. Ende November, als Florsheim sein neues Pontiac-Kabriolett von der MAUNA LOA herunterfuhr und zu seinem alten Stand vor der >Lagune< fuhr, mußte Kelly denken: Könnte ich nur Frau Henderson sagen, daß es weder ein Buick noch ein Cadillac war. Und der alte Schmerz übermannte ihn von neuem.
    In dem Haus am Ried sang seine Mutter Malama mit ihren hawaiischen Freundinnen, Frau Choy, Frau Fukuda, Frau Mendonca und Frau Rodriques, und sie wurden nie wieder von Kelly und seinem Haole-Mädchen unterbrochen. Er hielt sich jetzt nur noch in dem >Lagunen-Hotel< auf, wo er ein wenig sang, Gitarre spielte und viele Telegramme erhielt.
    Mit der Zeit fand er einen großen Trost in Pupalis Anschauung von der Liebe: »Sie ist das Großartigste auf der Welt. Du kannst nie genug von ihr bekommen, bis du sie gerade genossen hast.«
    Einmal bemerkte Florsheim: »Kelly Blalah, dies eine Sach sehr komisch.«
    »Was?« fragte Kelly
    »Immer in New York haben sie große Bilder mit Farben >Komm nach Hawaii!< Und sie zeigen dies Fels mit Wahines, Grasrock, Blume in dem Haar, schlenkern die Hüfte, zu sagen: >Du komm nach Hawaii, Mann, treiben's dort, bis dir schwindlig wird.««
    »Nix falsch damit«, warf Kelly ein.
    »Aber die komisch Sach, Kelly Blalah. Ist nicht so einfach, hier auf Fels 'ne Wahine zu fangen. Nicht die Festland-Kanakas haben hier große Spaß. Sind die Wahines. Weißt, was ich meine, Blalah?«
    »Du sagst.«
    »Ich mein', besser wir auf die Bilder.« Und er stellte sich in übertriebener Pose hin, spannte die Muskeln und starrte mit seinen dunklen Augen über das Meer. Er hätte ein ideales Reiseplakat abgegeben. Dann rief er lachend: »Kelly Blalah, wir die richtige Attraktion.«
    Als Kelly später einmal mit einer feurigen Geschiedenen aus Los Angeles eingeschlossen war, kam unerwartet ihr Vater an und hämmerte gegen die Tür: »Betty! Ich möchte nicht, daß du dich mit so einem Strolch ruinierst«, schrie er. Aber Kelly vermochte durch einen Seitengang zu entkommen, so daß kein Schaden entstand.
    Als Shigeo Anfang 1946 in Yokohama an Land ging, betrachtete er sich eingehend das Land seiner Vorfahren. Als er die hungernden Menschen, die ausgebombten Städte und die armselige materielle Grundlage sah, auf der Japan die Welt hatte erobern wollten, mußte er denken: Vielleicht hat Papa doch recht, und dies ist das größte Land der Erde, aber es sieht bestimmt nicht danach aus. In seinem ersten Brief versuchte er, seine Eindrücke getreu wiederzugeben. Aber nachdem der Brief Kamejiro vorgelesen worden war, schickte er seinem Sohn sogleich einen strengen Verweis: »Vergiß nie, daß du ein

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