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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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gehen.«
    »Ich möchte dir gern etwas Geld mit auf den Weg geben, Abner«, begann sein Vater zögernd.
    »Das ist nicht nötig«, meinte Abner. »Pastor Thorn war so freundlich und hat mir drei Dollar geschickt.«
    »Das hat mir Esther schon gesagt«, erwiderte Gideon Hile. Und indem er seine abgearbeitete Hand ausstreckte, fügte er steif hinzu: »Möge der Herr dir beistehen, Sohn.«
    »Möge dein Leben weiter in der Gnade sein«, sagte Abner. Er sagte Esther auf Wiedersehen und entdeckte zum erstenmal, daß sie eine schöne junge Frau geworden war. Eine tiefe Reue durchfuhr ihn und er dachte: Ich hätte Esther besser kennen sollen. Aber jetzt war es zu spät, und er war sehr verwirrt, als sie ihn küßte und so seinen anderen Schwestern den Weg ebnete, dasselbe zu tun.
    »Auf Wiedersehen«, sagte er mit erstickter Stimme. »Wenn wir uns hier auf Erden nicht wiedersehen, dann treffen wir uns sicher zu Seinen Füßen im Himmel. Denn wir sind Erben Gottes, Miterben Jesu Christi in einem Erbe, das nicht verdorben und verschleudert wurde, das grenzenlos ist und nie vergehen wird.« Mit diesen Worten wandte er sich entschlossen von seinen frostigen Eltern und ihrem frostigen Haus, mit seinen unbemalten Planken und unfreundlichen Fenstern. Er ging zum letztenmal den Pfad hinab und auf den staubigen Weg hinaus nach Marlboro, wo ihn die Postkutsche aufnahm und nach New Hampshire einem Abenteuer zuführte, vor dem ihm bange war.
    Als er in dem Gasthof >Zur Alten Kolonie < angekommen war, wusch sich Abner und zog unter seinen Papieren ein Blatt hervor, das ihm seine Schwester mitgegeben hatte. Mehrere Punkte waren darauf angeführt, und bei dem ersten stand: »Bei deiner Ankunft mußt du dich waschen und sorgfältig abbürsten. Dann schicke durch einen Boten folgende Mitteilung an Frau Bromley: >Sehr verehrte Frau Bromley! Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Sie heute nachmittag um drei Uhr besuchen dürfte!< Dann unterschreibe und füge den Namen deines Gasthofs hinzu, für den Fall, daß einer der Familie es als schicklich erachten sollte, dich selbst hinzubegleiten.«
    Der Brief war kaum abgesandt, als Abner auch schon eine frische männliche Stimme auf der Straße rufen hörte: »Habt ihr einen jungen Burschen aus Massachusetts bei euch wohnen?« Und noch ehe Abner Zeit hatte, die umsichtigen Instruktionen seiner Schwester für den ersten Besuch zu Ende zu lesen, wurde die Tür seines Zimmers auf gestoßen und ein recht beleibter Herr trat herein, der sich lachend vorstellte: »Ich bin Charles Bromley. Sie müssen nervös sein wie ein junges Pferd.«
    »Das bin ich auch«, sagte Abner.
    »Sie sehen viel brauner und kräftiger aus, als man uns prophezeit hat.«
    »Pastor Thorn hat mir empfohlen, auf dem Feld zu arbeiten.«
    »Würde mir auch guttun. Übrigens, weshalb ich herüberkam: wir dulden auf keinen Fall, daß Sie in diesem Gasthof bis drei Uhr herumsitzen. Kommen Sie gleich mit mir über den Marktplatz, und warten Sie meiner Familie auf.«
    »Ist das nicht eine Zumutung?« fragte Abner.
    »Mein Sohn!« lachte Rechtsanwalt Bromley. »Wir sind ebenso auf geregt wie Sie!« Und er geleitete den jungen Hale hinaus. Aber dann fiel ihm noch etwas ein und er rief dem Wirt zu: »Was kostet es hier?«
    »Sechzig Cent pro Tag.«
    »Schreiben Sie mir die Rechnung. Diese jungen Geistlichen verdienen ja nicht viel.« Dann traten sie in die hochsommerliche Schönheit Walpoles hinaus.
    Da war die Dorfkirche in ihrer vorrevolutionären Pracht, die wuchtigen Häuser, die riesigen Ulmen, der schöne grüne Marktplatz mit dem gezimmerten Podium in der Mitte, von dem aus Charles Bromley gelegentlich patriotische Ansprachen an seine Mitbürger hielt, und schließlich gerade vor ihnen das Haus des Rechtsanwalts, aus dem Frau Bromley und ihre beiden jüngeren Töchter heimlich hervorspähten.
    »Er ist gar nicht so schlimm wie sie sagen!« flüsterte Charity Bromley ihrer Schwester zu.
    »Er ist nicht sehr groß!« Mercy rümpfte ihre Nase. »Er paßt besser zu dir, Charity, als zu Jerusha.«
    »Jetzt nehmt euch zusammen, Mädchen«, befahl Frau Bromley, und alle ließen sich artig in den Sesseln nieder. Die Tür wurde in Charles Bromleys gewohnter Manier weit aufgestoßen, und herein trat ein junger Mann in schwarzem Frack mit einem Zylinder in der Hand. Er ging mit festen Schritten über den Teppich und verbeugte sich vor Frau Bromley. »Es ehrt mich außerordentlich, daß Sie mich in Ihr Haus eingeladen haben«, sagte er.
    Dann

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