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Hawkings neues Universum

Hawkings neues Universum

Titel: Hawkings neues Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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Physiker – Hawking ist einer von ihnen –, die in den Siebziger- und Achtzigerjahren die winzigen Temperaturschwankungen im Nachleuchten des Urknalls korrekt vorausgesagt hatten. Die Fluktuationen wurden 1992 vom Satelliten COBE (Cosmic Background Explorer) erstmals gemessen und der leitende Wissenschaftler des Entdeckerteams, George Smoot, erhielt 2006 die Einladung nach Stockholm. Fazit: Das Nobelpreis-Komitee scheint die Theoretische Kosmologie nicht besonders zu schätzen.
    Auch Klaus Mainzer sieht im Mangel an konkreten Beobachtungsergebnissen einen Grund für die ablehnende Haltung Stockholms. „Das scheint mir aber eher ein Grund, über die altmodische Definition von wissenschaftlicher Entdeckung nach Alfred Nobel nachzudenken“, kritisiert der Augsburger Wissenschaftstheoretiker. „Von der völlig überholten und antiquierten Fächereinteilung der Nobelpreise, bei der zum Beispiel Mathematik oder Informatik nicht berücksichtigt sind, sei bei dieser Kritik ganz abgesehen. Jedenfalls ist Einsteins Beitrag, für den er den Nobelpreis erhielt, nicht zu vergleichen mit seiner genialen Allgemeinen Relativitätstheorie.“
    Sicherlich wären die Singularitätstheoreme von Hawking und Penrose preiswürdig. Aber sie lassen sich nicht experimentell bestätigen, zumal sie ja „nur“ eine fundamentale Grenze der Allgemeinen Relativitätstheorie markieren. Und vier Dekaden nach der Veröffentlichung scheint das Thema ohnehin aus dem Blickfeld des Komitees geraten zu sein. Auch die jüngeren kosmologischen Arbeiten Hawkings lassen sich in absehbarer Zeit kaum hieb- und stichfest überprüfen. Außerdem gibt es einige andere Forscher, deren Beiträge dann genauso preiswürdig wären. Bleibt allenfalls die Entdeckung der Hawking-Strahlung explodierender Schwarzer Löcher. Ihr Nachweis ist durchaus möglich:
Winzige Schwarze Löcher sind vielleicht mit dem Urknall entstanden, und ihre Auflösung könnte jetzt mit empfindlichen Gammastrahlen-Observatorien aufgespürt werden. Doch die bisherigen Messungen sprechen dagegen.
Die Minilöcher könnten auch in Teilchenbeschleunigern erzeugt werden, vielleicht demnächst im Large Hadron Collider bei Genf. Aber dafür wären unwahrscheinliche exotische Zusatzbedingungen nötig: mindestens zwei submillimetergroße Extradimensionen. Andernfalls würde die Energie der Teilchenkollision nicht ausreichen, um daraus ein Miniloch zu erzeugen.
Ereignishorizonte, die äußeren Grenzen beziehungsweise „Oberflächen“ Schwarzer Löcher, mit Hawking-Strahlung lassen sich auch in anderen Medien simulieren: etwa durch Laserstrahlen in optischen Fasern oder durch überschallschnelle Bewegungen im Bose-Einstein-Kondensat, einer ultrakalten Quantenmaterie aus Atomen mit kollektivem Verhalten. Experimente von Ulf Leonhardt, University of St. Andrews, und Computersimulationen von Iacopo Carusotto, Universität Trient, fanden 2008 erste Indizien. Doch selbst im günstigsten Fall wäre die Bestätigung nur indirekt.
     
    „Hawking hat großartige Arbeit geleistet, aber wir sind uns noch nicht sicher, ob sie wirklich in Beziehung zur Natur steht“, hat denn auch Anders Barany, Sekretär des Nobel-Komitees, bereits vor einigen Jahren alle Erwartungen gedämpft. Und als im Jahr 2000 das britische Institute of Physics 250 führende Wissenschaftler nach dem größten Physiker aller Zeiten befragte, erhielt Hawking lediglich zwei Stimmen – Einstein kam mit 119 auf den ersten Platz. Aber das hat nicht viel zu sagen. Würde der Nobelpreis, so groß diese Anerkennung auch wäre, Hawking überhaupt noch viel bringen? Mit Ehrungen wurde er bereits überhäuft. So ernannte ihn 1989 die britische Königin zum Compagnion of Honor (eine der höchsten Auszeichnungen Großbritanniens), und im selben Jahr verlieh ihm Prinz Philip, der Rektor der Cambridge University, die Ehrendoktorwürde seiner eigenen Fakultät. Im August hängte ihm US-Präsident Barack Obama im Weißen Haus die Presidential Medal of Freedom um den Hals. Auch eine große Zahl wissenschaftlicher Preise erhielt Hawking. Darunter ist der Wolf-Preis, den er 1988 zusammen mit Roger Penrose erhielt, die wohl angesehenste Auszeichnung für einen Physiker nach dem Nobelpreis – und oft dessen Vorstufe.

Teil II
Kosmische Zeit
    Der Mensch ist untrennbar mit der gesamten Wirklichkeit verwoben, der erkannten und der unerkennbaren. Plankton, eine schimmernde Phosphoreszenz im Meer und die sich drehenden Planeten und das expandierende Universum, sie

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