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Hawkings neues Universum

Hawkings neues Universum

Titel: Hawkings neues Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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Philosoph Immanuel Kant vermutet. Doch noch 1920 fand in Washington „die Große Debatte“ zwischen den amerikanischen Astronomen Harlow Shapley und Heber Curtis statt. Streitpunkt war, ob unsere Milchstraße im Universum dominiert und womöglich das einzige Sternsystem ist („Big Galaxy“-Hypothese) oder aber nur eine Weltinsel unter unzähligen bildet („Island Universe“-Hypothese). Diese Kontroverse hielt nicht lange an: 1924 gelang es Edwin Powell Hubble vom Mount Wilson Observatory und anderen, den Andromeda-Nebel in einzelne Sterne aufzulösen und seine ungefähre Entfernung zu bestimmen. In den 1950er-Jahren verbesserte Walter Baade die Methoden der kosmischen Entfernungsbestimmung so weit, dass alle Zweifel an einem Milliarden Lichtjahre großen Universum verstummten.
    Damit war auch klar, dass das Universum aus Myriaden von Galaxien besteht. Und ebenso wenig wie die Erde oder die Sonne das Zentrum des Universums ist, steht unsere Galaxis im Mittelpunkt oder ist außergewöhnlich. Allein im beobachtbaren, das heißt den Teleskopen zugänglichen Bereich des Weltalls gibt es ungefähr so viele Galaxien wie Sterne in der Milchstraße. Sie sind nicht gleichförmig verteilt, sondern bilden Gruppen und Haufen aus Dutzenden bis Hunderten von Mitgliedern. Und diese Ansammlungen schließen sich zu noch größeren Strukturen zusammen: Superhaufen von Galaxien. Im großen Maßstab gleicht das Weltall einem Seifenblasenschaum. Dabei bilden die Superhaufen aus Zehntausenden von Galaxien die Seifenhäute, die typischerweise 40 bis 400 Millionen Lichtjahre große Leerräume umschließen, in denen fast keine Materie existiert. Diese Leeräume machen etwa 95 Prozent des Gesamtvolumens aus. Die Galaxien sind also wirklich nur kleine leuchtende Inselchen im unermesslichen Ozean der Leere. Einen Mittelpunkt des Universums gibt es nicht.
Große Welt und kleiner Geist
    Die kosmischen Größenverhältnisse sind für unseren Alltagsverstand nicht fassbar – und die intergalaktischen, ja sogar interstellaren Distanzen, die in Science-Fiction-Romanen und -Filmen so leicht und hurtig überbrückt werden, sprengen, wenn man ernsthaft darüber nachdenkt, unsere Vorstellungskraft völlig.
    Daran würde sich wenig ändern, wenn man das Weltall um den Faktor eine Milliarde verkleinern könnte. Dann wäre die Erde eine ein Zentimeter große Erbse, die in 150 Meter Abstand einen knapp eineinhalb Meter großen Wasserball umkreist, die Sonne. Der Zwergplanet Pluto wäre ein sechs Kilometer entferntes Sandkorn. Der nächste Stern würde mit einer Distanz von 40.000 Kilometern die Anschaulichkeit dieses Maßstabs schon wieder sprengen. Und der Durchmesser der Milchstraße wäre in dieser Miniaturwelt bereits so groß, eine Milliarde Kilometer, dass das Licht eine Stunde vom einen Ende zum anderen bräuchte. Zum Vergleich: In der wirklichen Welt benötigt es eine Sekunde vom Mond zur Erde und gut acht Minuten von der Sonne. Das beobachtbare Universum, das fast 100 Milliarden Lichtjahre groß ist, hätte auch in der milliardenfach verkleinerten Spielzeugwelt einen Durchmesser von mehr als der zwanzigfachen Entfernung der Sonne zu ihrem Nachbarstern Proxima Centauri.
    Die Erde als Staubkorn in dieser kosmischen Unermesslichkeit zu bezeichnen, wäre also eine ziemliche Übertreibung. Angesichts dieser Größenverhältnisse verwundert es, wie wichtig die Menschen ihr Besitz- und Machtstreben und all die anderen Kleinigkeiten auf der Erde nehmen und sich deshalb nicht selten bis aufs Blut bekämpfen.
Raumschiff Erde
    „Heimat. Das war die Erde. Von dort kamen die Menschen her“, heißt es in dem Roman Contact , den der amerikanische Astronom und Wissenschaftspopularisierer Carl Sagan 1985 veröffentlicht hat, der auch das Vorwort zur Erstauflage von Eine kurze Geschichte der Zeit verfasste. Erst die Raumfahrt hat uns den Blick auf und für die Erde als Heimatplanet geöffnet. Mit Satelliten sowie aus Orbitalschiffen und -stationen wurde seine Schönheit, Vielgestaltigkeit und Fragilität offenkundig – und inzwischen zeigt sich auch immer deutlicher, wie der Mensch ihn verändert und malträtiert, als sei er eine planetarische Hautkrankheit.
    Vor allem die Apollo-Flüge zum Mond waren es, die das Bewusstsein für den Blauen Planeten schärften – eine glänzende Murmel im tiefschwarzen All. Mit der Daumenkuppe des ausgestreckten Arms lässt sich dieser „third stone from the sun“ (Jimi Hendrix), der dritte Stein der Sonne, vollständig

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