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Hawkings neues Universum

Hawkings neues Universum

Titel: Hawkings neues Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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eingebunden in eine göttliche Ordnung; wenigstens von diesem Gesichtspunkt aus blieb die Welt sinnvoll und das Absurde unbekannt. Industrialisierung, Technisierung, Kollektivierung, Normierungen und die geistesgeschichtlichen Umwälzungen änderten dies radikal, die evolutionsbiologische und neurowissenschaftliche Uminterpretierung des klassischen Menschenbilds kam hinzu, und der erkenntnistheoretische Skeptizismus erschütterte die metaphysischen Himmelsgedankenpaläste.
    Gott starb, wie Nietzsche schrieb, und man begann den leeren Himmel über sich zu erahnen. Das fand später seinen Ausdruck in der Metapher vom Menschen als „Zigeuner am Rande des Universums“ (was selbstverständlich nicht als Kosmogeographie zu lesen ist, denn so wenig das Universum einen Mittelpunkt hat, so wenig gibt es einen Rand). So formulierte es der Molekularbiologe und Physiologie-Nobelpreisträger Jaques Monod in seinem Buch Zufall und Notwendigkeit (1970), in dem auch die „totale Verlassenheit“ und „radikale Fremdheit“ des Menschen konstatiert wird. „Der Alte Bund ist zerbrochen; der Mensch weiß endlich, dass er in der teilnahmslosen Unermesslichkeit des Universums allein ist, aus dem er zufällig hervortrat. Nicht nur sein Los, auch seine Pflicht steht nirgendwo geschrieben.“
    Da verwundert es nicht, dass Monod seinem Buch ein Zitat des Mythos von Sisyphos (1942) vorangestellt hat. In diesem Essay schrieb der französische Schriftsteller und Philosoph Albert Camus: „In einem Universum, das plötzlich der Illusionen und des Lichts beraubt ist, fühlt der Mensch sich fremd. Aus diesem Verstoßen-Sein gibt es für ihn kein Entrinnen, weil er der Erinnerungen an seine verlorene Heimat oder der Hoffnung auf sein gelobtes Land beraubt ist. Dieser Zwiespalt zwischen dem Menschen und seinem Leben, zwischen dem Schauspieler und seinem Hintergrund ist eigentlich das Gefühl der Absurdität.“
Nichtigkeit, nicht Wichtigkeit
    „Unendlichkeit, Gleichgültigkeit und Schweigsamkeit der kosmischen Weiten rufen zusammen einen ‚horror vacui‘ hervor und lassen das beklemmende Gefühl der Weltangst entstehen“, konstatierte der Philosoph Franz Josef Wetz in seinem Buch Die Kunst der Resignation (2000). „Das Gefühl der Weltangst und die Erfahrung der Weltvergeblichkeit gehen demnach von einer gegensätzlichen Einschätzung des Menschen aus: dort erfährt er sich als kosmische Nichtigkeit, hier versteift er sich auf seine kosmische Wichtigkeit, eine Mittelpunktstellung, und erfährt gerade deshalb den unermesslichen Weltraum als unwichtig, überflüssig, vergeblich.“
    Die Astronomie und Kosmologie mag zu diesem für viele betrüblichen Weltbild beigetragen haben, auch wenn eine Bescheidenheit aus Bescheid-wissen dem Menschen gar nicht so schlecht bekäme. „Die Vorstellung, dass wir ein besonderes Verhältnis zum Universum haben, dass unser Dasein nicht bloß eine Farce ist, die sich aus einer mit den ersten drei Minuten beginnenden Kette von Zufällen ergab, sondern dass wir irgendwie von Anfang an vorgesehen waren – dieser Vorstellung vermögen wir Menschen uns kaum zu entziehen“, schrieb der Kosmologe und Physik-Nobelpreisträger Steven Weinberg 1977 am Ende seines berühmten Sachbuchs Die ersten drei Minuten . „Je begreiflicher uns das Universum wird, umso sinnloser erscheint es auch.“ Damit lässt es Weinberg aber nicht bewenden. Und in gewisser Weise kehrt Pascals Schilfrohr-Gleichnis wieder, wenn auch auf einer bescheideneren und gerade deshalb tragfähigeren Basis. Weinberg: „Doch wenn die Früchte unserer Forschung uns keinen Trost spenden, finden wir zumindest eine gewisse Ermutigung in der Forschung selbst. Die Menschen sind nicht bereit, sich von Erzählungen über Götter und Riesen trösten zu lassen, und sie sind nicht bereit, ihren Gedanken dort, wo sie über die Dinge des täglichen Lebens hinausgehen, eine Grenze zu ziehen. Damit nicht zufrieden, bauen sie Teleskope, Satelliten und Beschleuniger, verbringen sie endlose Stunden am Schreibtisch, um die Bedeutung der von ihnen gewonnenen Daten zu entschlüsseln. Das Bestreben, das Universum zu verstehen, hebt das menschliche Leben ein wenig über eine Farce hinaus und verleiht ihm einen Hauch von tragischer Würde.“
Die Wissenschaft von der Welt als Ganzes
    Stephen Hawking macht sich über den Rang des Menschen ebenfalls keine Illusionen und relativiert damit sogar seine schwere Krankheit. „Die menschliche Spezies ist so mickrig verglichen mit dem

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