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Hawkings neues Universum

Hawkings neues Universum

Titel: Hawkings neues Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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kann man nicht zulassen, dass einige als gleicher behandelt werden sollen als andere.“
    Eine autokratische Diktatur in herrischer Selbstgefälligkeit ist schon auf der Erde unerträglich. Doch im Universum wäre eine solche Gesetzlosigkeit verheerend. Denn aus einer Singularität könnte gewissermaßen alles entspringen – auch eine Horde wilder rosafarbener Elefanten, die alle Alfred heißen und aus Shakespeares Hamlet den Satz „Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt“ trompeten. Also darf nur über Historien integriert werden, die keine Singularität am Anfang (oder sonst irgendwo) haben. Und genau das besagt Hawkings Keine-Grenzen-Annahme. Sie macht aus der Not gewissermaßen eine Tugend, indem sie als Randbedingung postuliert, dass die Raumzeit keinen „Rand“ beziehungsweise „keine Grenze“ hat – das heißt keine Anfangssingularität.
    „Wenn die Keine-Grenzen-Hypothese richtig ist, gäbe es keine Singularitäten, und die wissenschaftlichen Gesetze würden überall ihre Gültigkeit behalten, auch im Anfang des Universums“, pointiert es Hawking. Allerdings mit einer wichtigen Einschränkung: „Ich möchte betonen, dass die Vorstellung von einer endlichen Raumzeit ohne Grenze nur ein Vorschlag ist: Sie lässt sich von keinem anderen Prinzip ableiten. Wie jede andere wissenschaftliche Theorie mag ihre Entstehung ästhetische oder metaphysische Gründe haben, doch ihre Bewährungsprobe kommt, wenn überprüft wird, ob sie Vorhersagen macht, die mit den Beobachtungsdaten übereinstimmen.“ Hawkings Keine-Grenzen-Hypothese ist also nicht die fertige Lösung des Singularitätenproblems, sondern die Idee zu einer solchen Lösung. Ob sich diese Idee bewahrheitet, kann man nicht am Schreibtisch entscheiden. „Der ultimative Test ist, ob die Vorhersagen mit den Beobachtungen übereinstimmen. In der Vergangenheit war Kosmologie ein Gebiet, in dem wilde theoretische Spekulationen nicht durch Beobachtungen eingeschränkt wurden. Aber jetzt setzen präzise Messungen den theoretischen Modellen enge Grenzen.“
    Mit der Pfadintegral-Methode und der Keine-Grenzen-Hypothese, so argumentieren Stephen Hawking und Jim Hartle, lassen sich im Prinzip Voraussagen über unser Universum machen, die man mit astronomischen Beobachtungen überprüfen kann. Das klingt in der Theorie gut, ist in der Praxis aber sehr schwierig. Zum einen ist der quantenkosmologische Apparat bislang nämlich sehr grob und basiert auf vielen vereinfachenden Annahmen. Sonst wären die komplizierten Rechnungen überhaupt nicht möglich. Und zum anderen handelt es sich ja immer nur um Wahrscheinlichkeitsaussagen. Wieso aber sollten wir uns in der wahrscheinlichsten Historie wiederfinden? Schließlich beobachten wir nicht eine Überlagerung von Zuständen des Universums, sondern nur einen einzigen.
    Hawking ist sich dieser Schwierigkeit schmerzhaft bewusst: „Welche Prinzipien wählen einen Zustand unter den vielen möglichen Zuständen aus, in denen das Universum existieren könnte, und geben uns somit einen Mechanismus an die Hand, Vorhersagen zu treffen oder verschiedene Eigenschaften des Universums, das wir heute sehen, in Beziehung zueinander zu setzen?“
Die Bedeutung des Menschen
    Der Viele-Historien-Interpretation zufolge herrscht geradezu eine Überfülle von Möglichkeiten für das Universum. „Was hebt dann aber das besondere Universum, in dem wir leben, aus der Menge aller möglichen Universen hervor?“, fragt Hawking und antwortet: „Sicherlich der Umstand, dass viele mögliche Geschichten des Universums nicht jene Sequenz von Galaxien- und Sternbildung durchlaufen, die für die Entwicklung von uns Menschen entscheidend war. Zwar gibt es die Möglichkeit, dass sich intelligente Wesen auch ohne Galaxien und Sterne entwickeln, aber sie erscheint doch recht unwahrscheinlich. So bedeutet die bloße Tatsache, dass wir als Wesen existieren, die fragen können: ‚Warum ist das Universum so, wie es ist?‘, eine Einschränkung, der die Geschichte, in der wir leben, genügen muss. Daraus folgt nämlich, dass sie zur Minderheit jener Geschichten gehört, in denen Galaxien und Sterne entstehen. Dies ist ein Beispiel für das sogenannte Anthropische Prinzip. Es besagt, das Universum müsse mehr oder weniger so sein, wie wir es sehen, denn wäre es anders, gäbe es niemanden, der es beobachten könnte.“
    Hier kommt also wieder einmal das Anthropische Prinzip als eine Art Notnagel zum

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