Hawks, John Twelve - Dark River
Spur eines lohnenderen Ziels brachten. Mrs. Brewster würde erfahren, dass er bei der Durchsuchung der Hütten auf eine aggressive Vorgehensweise gedrängt und die Splicer eingesetzt hatte. Die Bruderschaft mochte Leute, die sich engagierten.
Michael setzte sich auf einen Fels aus Kalkstein und sah zu, wie Boone die Männer herumkommandierte. Seit der Rückstreuungsmesser vermeldet hatte, dass die Person in der Hütte neutralisiert worden war, bearbeitete ein Söldner die schwere Eichentür mit einer Axt. Boone pfiff den Mann zurück, als der ein gezacktes Loch von einem halben Meter Durchmesser geschlagen hatte. Einen Augenblick später spähte einer der Paviane aus der Öffnung wie ein neugieriger Hund. Boone schoss dem Tier in den Kopf.
Die beiden verbliebenen Splicer im Innern der Hütte fingen an, sich etwas zuzuschreien. Sie waren schlau genug, die Gefahr zu ahnen und sich vom Loch fernzuhalten. Der Mann mit der Axt nahm seine Arbeit wieder auf. Eine Viertelstunde später hatte er die komplette Tür zerlegt. Boones Männer bewegten sich behutsam vorwärts, stießen die Kisten beiseite und entsicherten ihre Gewehre, bevor sie sich in die Hütte zwängten. Michael hörte weitere Schreie, dann Schüsse.
Einer von Boones Leuten hatte in der Küchenhütte Feuer gemacht und brachte den anderen heißen Tee. Michael wärmte sich an der Tasse die Hände, während er auf weitere Informationen wartete. Zehn Minuten später trat Boone durch die eingeschlagene Tür heraus. Er lächelte und nahm eine selbstbewusste Körperhaltung ein, so als hätte er seine Autorität wiedergewonnen. Er nahm einen Tee entgegen und schlenderte zu Michael.
»Ist der Harlequin tot?«, fragte Michael.
»Maya war nicht im Gebäude. Aber eine junge Frau aus Los Angeles. Sie hieß Victory From Sin Fraser.« Boone schmunzelte. »Der Name hat mich immer amüsiert.«
»Und sie war die einzige Person im Haus?«
»Oh, da war noch jemand. Unten im Keller.« Boone zögerte sekundenlang, wobei er die Anspannung in Michaels Gesicht genoss. »Wir haben eben Ihren Vater gefunden. Das heißt … seinen Körper.«
Michael nahm einem der Söldner die Taschenlampe ab und folgte Boone in die Vorratshütte. Fußboden und Wände waren mit Blut bespritzt, das immer noch hellrot glänzte. Eine Plastikplane bedeckte die vier toten Splicer. Eine zweite Plane lag über der Leiche von Victory Fraser, aber Michael konnte ihre abgelaufenen Schuhsohlen sehen.
Sie stiegen die Treppe in einen mit Kies ausgestreuten Keller hinunter und traten durch einen Türrahmen in den angrenzenden Raum. Matthew Corrigan lag auf einer Steinbank, ein weißes Musselintuch über den Beinen. Als Michael auf ihn hinunterblickte, überwältigten ihn die Kindheitserinnerungen mit unerwarteter Wucht. Er erinnerte sich, wie sein Vater im Garten hinter dem Farmhaus Unkraut zupfte, den zerbeulten Pickup lenkte, das Tranchiermesser für den Weihnachtstruthahn schliff. Er erinnerte sich, wie sein Vater an einem Wintertag Holz hackte, wie der Schnee in seinem langen, braunen Haar hängen blieb und die Schneide seiner Axt sich gen Himmel hob. Aber seine Kindheit war vorbei. Für immer und ewig. Trotzdem waren die Erinnerungen immer noch mächtig genug, um Michael zu rühren –, und das ärgerte ihn.
»Er ist nicht tot«, erklärte Boone. »Ich habe mir das Stethoskop aus unserer medizinischen Ausrüstung geholt und einen Herzschlag gehört. So sehen Sie aus, wenn Sie in eine andere Sphäre hinüberwechseln.«
Michael verabscheute Boones freches Lächeln und seinen spitzen Tonfall. »Alles klar, Sie haben ihn gefunden«, sagte er. »Jetzt machen Sie, dass Sie rauskommen.«
»Aus welchem Grund?«
»Ich brauche keinen Grund. Wenn Sie Ihren Job behalten wollen, empfehle ich Ihnen, dem Vertreter des Vorstands ein wenig Respekt zu erweisen. Gehen Sie nach oben. Lassen Sie mich allein.«
Boones Lippen verzogen sich zu einem schmalen Strich, aber er nickte und verließ den Keller. Michael konnte hören, wie die anderen Männer oben durch die Hütte liefen und Kisten an die Wand schoben. Er hielt die Taschenlampe in der linken Hand und betrachtete Matthew Corrigan. Als sie in South Dakota lebten, hatten die Erwachsenen immer behauptet, Gabriel sehe aus wie sein Vater. Obwohl Matthews Haare grau und sein Gesicht von tiefen Falten durchzogen waren, konnte Michael die Ähnlichkeit jetzt erkennen. Er fragte sich, ob an den Gerüchten, die die Computer der Tabula abgefangen hatten, etwas dran war. War
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