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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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Verwalter will dich kennenlernen.«
    Die beiden Wölfe packten Gabriels Arme und zerrten ihn auf den Flur. Das dreistöckige Backsteingebäude hatte kleine Fenster, die mit Rollläden verschlossen waren. Irgendwann während der endlosen Kämpfe hatten die Wölfe die Schule zu ihrem Fort, Schlafsaal, Lagerhaus und Gefängnis umfunktioniert. Wer war der Verwalter? , fragte Gabriel sich. Er musste noch größer und stärker und gemeiner sein als die Männer, die mit Knüppeln und Messern im Gürtel durch den Flur schwadronierten.
    Sie bogen um die Ecke, gingen durch mehrere Schwingtüren und betraten einen großen Saal, der einst die Aula der Schule gewesen sein musste. Hölzerne, geschwungene Stuhlreihen waren auf eine Bühne ausgerichtet. Quer über die Bühne verlief ein Stahlrohr und versorgte eine L-förmige Lampe, in der eine helle Flamme brannte, mit Gas. An der hinteren Wand standen zwei Bänke, auf denen Wölfe saßen wie Bittsteller vor den Gemächern des Königs.
    In der Mitte der Bühne befand sich ein großer Schreibtisch, auf dem sich Aktenordner und schwarze Kontenbücher stapelten. Der Mann dahinter trug einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine rote Fliege. Er war dünn und kahl, und seine Miene verriet Selbstgefälligkeit. Schon von Weitem konnte Gabriel erkennen, dass dieser Mann alle Vorschriften kannte und bestrebt war, sie mit allen Mitteln durchzusetzen. Es würde keine Verhandlungen oder Zugeständnisse geben. Jeder war schuldig, und jeder würde bestraft werden.
    Gabriels Bewacher blieben auf halber Höhe vor der Bühne stehen und warteten darauf, dass der Verwalter die Unterredung mit einem hochgewachsenen Mann beendete, der einen bluttriefenden Jutesack in der Hand hielt. Einer der Verwaltungsassistenten zählte die Objekte im Sack und flüsterte eine Zahl.
    »Sehr gut.« Die Stimme des Verwalters klang energisch und entschlossen. »Du kannst dir deine Essensration abholen.«
    Der Mann mit dem Sack verließ die Bühne, und der Verwalter trug eine Zahl in ein schwarzes Kontenbuch ein. Die beiden Wölfe ignorierten die anderen Bittsteller, führten Gabriel über eine Rampe auf die Bühne und drückten ihn auf den Holzstuhl vor dem Schreibtisch. Der Verwalter klappte das Kontenbuch zu und hob den Kopf, um das nächste Problem in Augenschein zu nehmen.
    »Ah, da ist ja unser Besucher von außerhalb. Man hat mir berichtet, Ihr Name sei Gabriel. Ist das eine zutreffende Information?«
    Gabriel schwieg, bis der blonde Mann ihm einen Knüppel in den Rücken rammte.
    »Das stimmt. Und wer sind Sie?«
    »Meine Amtsvorgänger hatten eine Schwäche für schwülstige und nichtssagende Titel wie ›Generalmajor‹ oder ›Stabschef‹. Einer von ihnen hat sich tatsächlich ›Präsident auf Lebenszeit‹ genannt. Er hat natürlich nur fünf Tage durchgehalten. Nach langer Überlegung habe ich mich für einen bescheideneren Titel entschieden. Ich bin der Verwalter und für die Patrouillen in diesem Stadtsektor zuständig.«
    Gabriel nickte, sagte aber nichts. Die Gasflamme hinter seinem Rücken zischte leise.
    »In dieser Stadt sind schon früher Besucher aufgetaucht, aber Sie sind der Erste, dem ich persönlich begegne. Also, wer sind Sie, und wie sind Sie hergekommen?«
    »Ich bin so wie alle anderen«, sagte Gabriel. »Ich habe die Augen aufgemacht und fand mich am Flussufer wieder.«
    »Das glaube ich nicht.« Der Verwalter stand vom Schreibtisch auf. Gabriel sah, dass in seinem Gürtel ein Revolver steckte. Der Mann schnipste mit den Fingern, woraufhin einer seiner Assistenten mit einem zweiten Stuhl herbeigeeilt kam. Der Verwalter setzte sich dicht neben Gabriel, beugte sich vor und begann zu flüstern.
    »Manche behaupten, eine göttliche Macht werde die letzten Überlebenden retten. Es liegt natürlich in meinem Interesse, solche hoffnungsfrohen Fantasien zu fördern. Ich persönlich bin jedoch der Ansicht, dass wir alle dazu verdammt sind, uns bis ans Ende aller Zeiten gegenseitig abzuschlachten, wieder und wieder. Was bedeutet, dass ich für immer hierbleiben muss. Es sei denn, ich finde einen Fluchtweg.«
    »Ist das hier die einzige Stadt in Ihrer Welt?«
    »Selbstverständlich nicht. Als der Himmel sich noch nicht verdunkelt hatte, konnte man andere Inseln weiter unten im Fluss erkennen. Aber meiner Einschätzung nach handelt es sich bloß um weitere Höllen, vielleicht mit Bewohnern aus anderen Kulturen oder anderen historischen Epochen. Aber alle Inseln sind gleich. Sie sind Orte, an

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