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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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denen die verdammten Seelen in einem ewigen Kreislauf gefangen sind.«
    »Wenn Sie mich die Insel erforschen lassen, finde ich vielleicht den Fluchtweg.«
    »Ja, das hätten Sie wohl gern, was?« Der Verwalter erhob sich und schnipste noch einmal mit den Fingern. »Holt bitte den Spezialstuhl.«
    Einer der Assistenten rannte los und kam mit einem altmodischen Rollstuhl zurück, ein aufwändiges Modell aus gebogenem Holz mit Gummireifen und einem Sitz aus Korb. Man nahm Gabriel die Handschellen ab, dann fesselte man seine Arme und Beine mit Nylonseilen und Elektrokabeln an den Rollstuhlrahmen. Der Verwalter überwachte den Vorgang und wies seine Männer hier und da an, ein paar zusätzliche Knoten zu machen.
    »Sie sind der Anführer«, sagte Gabriel. »Warum können Sie das Morden nicht unterbinden?«
    »Ich weiß nicht, wohin mit der Wut und dem Hass. Ich kann sie nur in bestimmte Richtungen lenken. Ich habe überlebt, weil ich in der Lage bin, ein Feindbild zu liefern, degenerierte Lebensformen, die ausgemerzt werden müssen. Momentan sind wir dabei, die Kakerlaken zu jagen, die sich in dunklen Ecken verstecken.«
    Der Verwalter ging die Rampe hinunter. Der blonde Mann schob Gabriel im Rollstuhl hinterher. Wieder durchquerten sie den Flur im Erdgeschoss der Schule. Die Wölfe, die hier herumlungerten, senkten den Kopf, wenn der Verwalter an ihnen vorbeiging. Falls er auch nur eine Spur von Illoyalität in ihren Augen entdeckte, würde er sie auf der Stelle zu Feinden erklären.
    Am Ende des Ganges zog der Verwalter einen Schlüssel aus der Tasche und schloss eine schwarze Tür auf. »Du bleibst hier«, sagte er zu dem blonden Mann, dann schob er Gabriel durch die offene Tür.
    Sie standen in einem großen Raum voller Reihen mit grünen Aktenschränken aus Metall. Einige der Schubladen waren herausgezogen und ihr Inhalt auf dem Boden verstreut worden. Gabriel konnte Zeugnisse, Testergebnisse und Lehrergutachten ausmachen. Manche der Akten waren blutbefleckt.
    »In diesen Schränken lagern Schülerakten«, erklärte der Verwalter. »Es gibt auf der Insel keine Kinder, aber als wir an jenem ersten Morgen aufwachten, war das hier eine echte Schule. Es gab Kreide für die Tafeln, Papier und Stifte und Lebensmittelkonserven in der Schulkantine. Diese kleinen Details verstärken die Grausamkeit. Wir haben kein Fantasiegebilde zerstört, sondern eine real existierende Stadt mit Verkehrsampeln und Eisdielen.«
    »Deswegen haben Sie mich hergebracht?«
    Der Verwalter schob Gabriel an den Aktenschränken vorbei. Zwei kleine Gasflammen brannten aus Rohren, die aus der Wand ragten, aber die Lichter konnten gegen die Finsternis in dem Raum kaum etwas ausrichten. »Ich habe die Schule aus einem bestimmten Grund zu meinem Hauptquartier gemacht. Alle Gerüchte über Besucher hängen mit diesem Raum zusammen. Aus irgendeinem Grund ist dieser Ort etwas ganz Besonderes, aber ich habe das Geheimnis nicht lüften können.«
    Sie kamen in einen Arbeitsbereich mit Tischen, Ablagekästen und Metallstühlen. Gabriel war zwar an den Rollstuhl gefesselt, aber er drehte den Kopf und suchte nach dem Fleck aus schwarzer Unendlichkeit, der seinen Rückweg in die Vierte Sphäre markierte.
    »Wenn Besucher in diese Welt kommen können, muss es auch irgendeinen Ausweg geben. Wo ist er, Gabriel? Sie müssen es mir sagen.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Diese Antwort ist inakzeptabel. Hören Sie mir genau zu. Im Moment sehe ich nur zwei Möglichkeiten. Entweder sind Sie meine einzige Hoffnung auf Flucht oder Sie sind eine Bedrohung für mein Überleben. Ich habe weder Zeit noch Lust zu raten, welche Möglichkeit zutrifft.« Der Verwalter zog seinen Revolver und zielte auf Gabriels Kopf. »In dieser Waffe sind noch drei Kugeln, wahrscheinlich die letzten drei der gesamten Insel. Zwingen Sie mich nicht, eine davon zu vergeuden, indem ich Sie erschieße.«

NEUNUNDZWANZIG
    M aya trug noch den kleinen Revolver bei sich, den sie in New York gekauft hatte. Die Waffe schränkte sie in der Wahl der Verkehrsmittel ein. Sie mied die Flughäfen, nahm stattdessen den Überlandbus, die Fähre und zuletzt den Zug, um von Irland nach London zu reisen. Mitten in der Nacht und ohne jede Vorstellung, wo sie die Suche nach Gabriel beginnen sollte, erreichte sie die Victoria Station. Vor seiner Abreise von Skellig Columba hatte Gabriel ihr versprochen, die Free Runner zu kontaktieren, deswegen beschloss Maya, beim Vine House auf der anderen Seite der Themse

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