Hawks, John Twelve - Dark River
auf einem verdammten Trip in den Kongo.«
Gegen Mitternacht wurde der Free Runner langsam unruhig. Er stopfte sich mit Schokoriegeln voll und riss jedes Mal den Kopf herum, wenn er ein Geräusch hörte.
»Wissen sie, dass ich hier bin?«
»Nein«, antwortete Hollis.
»Warum nicht?«
»Es gibt keinen Grund, sich zu fürchten. Erzähle ihnen einfach, was du mir erzählt hast.«
»Ich habe keine Angst.« Jugger stand auf und zog den Bauch ein. »Ich mag bloß diese Irin nicht. Die würde einen glatt umbringen, nur weil man sie versehentlich angehustet hat.«
Das Sicherheitsschloss klickte leise, und Linden und Mother Blessing betraten den Laden. Keiner der Harlequins schien erfreut, Jugger zu sehen. Mother Blessing stellte sich vor den geheimen Wohnungseingang, hinter dem Gabriels Körper im Dunkeln lag.
»Wie es aussieht, haben Sie in London einen neuen Freund gefunden, Mr. Wilson. Ich kann mich gar nicht erinnern, Sie vorgestellt zu haben«, sagte Mother Blessing.
»Maya hat Jugger und seine Freunde gerettet, nachdem sie in London eingetroffen war. Sie hat mir ihr Versteck verraten. Wie Sie wissen, hat Gabriel vor den Free Runnern gesprochen. Er hat sie gebeten herauszufinden, was die Tabula vorhaben.«
»Und aus dem Grund haben diese Männer versucht, uns umzubringen«, fügte Jugger hinzu. »Vermutlich haben ein paar Leute zu viel mit ihren Handys telefoniert oder irgendwelche Gerüchte übers Internet verbreitet. Trotzdem konnten wir ein paar wichtige Informationen einsammeln, bevor sie das Haus angesteckt haben.«
Mother Blessing wirkte skeptisch. »Ich bezweifle, dass jemand wie Sie über wichtige Informationen verfügt.«
»Die Tabula haben ein öffentliches Gesicht namens Evergreen Foundation«, sagte Jugger. »Sie betreiben genetische Forschungen und bringen ausländische Polizisten hier nach England, um ihnen zu zeigen, wie man Leute übers Internet ausfindig machen kann.«
»Wir wissen alles über das Young World Leaders Programm«, sagte Mother Blessing. »Es läuft seit mehreren Jahren.«
Jugger stellte sich zwischen eine Trommel aus Zebrafell und die hölzerne Statue eines Regengottes. »Unsere Freunde in Berlin sagen, die Evergreen Foundation teste gerade die Beta-Version eines Computerprogramms namens Shadow. Sie verwenden Daten von RFID-Chips und Überwachungskameras, um jeden Einzelnen durch die Stadt zu verfolgen. Wenn das Programm in Berlin erfolgreich anläuft, wollen sie es auf ganz Deutschland und dann auf das restliche Europa ausdehnen.«
Linden warf Mother Blessing einen flüchtigen Blick zu. »Berlin ist für sie ein vorteilhafter Standpunkt. Dort unterhalten sie momentan ihr Computerzentrum.«
»Und wir wissen auch, wo sich das Zentrum befindet«, sagte Jugger. »Ein Free Runner namens Tristan hat das Gebäude gefunden. Es steht in einer Gegend, die früher zum Todesstreifen an der Berliner Mauer gehört hat.«
»Mehr brauchen wir heute nicht zu erfahren. Vielen Dank, dass du heute Abend hergekommen bist, Jugger.« Hollis hielt die Ladentür auf. »Ich werde mich bei dir melden.«
»Du weißt, wo ich zu finden bin.« Jugger schlenderte zur Tür. »Eins möchte ich noch wissen … Ist mit Gabriel alles in Ordnung?«
»Kein Anlass zur Sorge«, sagte Linden. »Er wird beschützt.«
»Das bezweifle ich nicht. Sie dürfen nicht vergessen, dass die Free Runner immer noch über ihn reden. Er hat uns das Gefühl vermittelt, dass es doch noch Hoffnung gibt.«
Jugger verließ das Geschäft, und Mother Blessing rückte ihren Schwertköcher zurecht und durchquerte den Raum. »Vielleicht wird er seinen Freunden von diesem Laden erzählen. Das bedeutet, dass wir den Traveler wegbringen müssen.«
»Das ist alles, was Sie dazu zu sagen haben?«, fragte Hollis. »Werden wir nichts mit den Informationen anfangen?«
»Was in Berlin passiert, geht uns nichts an.«
»Falls das Schattenprogramm funktioniert, wird am Ende keine Regierung der Welt darauf verzichten wollen.«
»Der technologische Fortschritt lässt sich nicht aufhalten«, sagte Mother Blessing.
Hollis konzentrierte sich auf das Silbermedaillon an seinem Hals, und eiskalte Wut veränderte seine Stimme. »Denken Sie doch, was Sie wollen, und laufen Sie mit Ihren gottverdammten Schwertern durch die Welt. Aber ich werde die Tabula nicht gewinnen lassen.«
»Ich verlange Gehorsam von Ihnen, Mr. Wilson, keine Eigeninitiative. Blinden Gehorsam und gedankenlosen Mut.«
»Haben Sie mir Vickis Leiche deswegen gezeigt?«, fragte
Weitere Kostenlose Bücher