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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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Israelis nichts unternommen, um die Lade zu beschützen oder sie zurückzubekommen, falls sie wirklich in Äthiopien ist?«
    »Ah! Haben sie doch! Im Jahr 1972 flogen einige Archäologen vom Israelischen Museum nach Äthiopien. Der äthiopische Kaiser Haile Selassie erlaubte ihnen, bestimmte historische Artefakte zu untersuchen. Zu jener Zeit herrschte in der Provinz Wollo eine schlimme Dürre, und der Kaiser war auf internationale Hilfe angewiesen. Die Archäologen bereisten die Klöster auf den Inseln im Tanasee und die Stadt Aksum. Merkwürdigerweise lieferten sie keinen Bericht ab und äußerten sich auch sonst nicht öffentlich. Zwei Wochen nach ihrer Rückkehr nach Jerusalem begann Israel damit, militärische und humanitäre Hilfe nach Äthiopien zu entsenden. Die Unterstützung erfolgte bis zum Tod des Kaisers im Jahr 1975. Sie erfolgt bis heute.«
    Lumbroso lächelte und trank seinen Cappuccino aus. »Weder die Israelis noch die Äthiopier sprechen offen über diese Hilfsleistungen. Es gibt für die Zahlungen nämlich keinen plausiblen Grund. Es sei denn, man glaubt an die Bundeslade.«
    Maya schüttelte den Kopf. »Vielleicht haben ein paar Historiker sich diese Theorie ausgedacht, und ein paar äthiopische Priester halten an ihr fest. Warum haben die Israelis sich die Lade nicht einfach geschnappt und nach Jerusalem zurückgebracht?«
    »Weil die Bundeslade in einen Tempel gehört, den es nicht mehr gibt. Im Moment steht der Felsendom über der fraglichen Stelle, denn hier stieg der Prophet Mohammed in den Himmel auf. Käme die Bundeslade nach Jerusalem zurück, würden sich gewisse fundamentalistische Gruppen – christliche wie jüdische – dafür starkmachen, den Felsendom abzureißen und den Tempel wieder aufzubauen. Das hätte einen Krieg zur Folge, der alle bisherigen Konflikte in der Region wie Lappalien aussehen ließe.
    Die Männer und Frauen an der Spitze des israelischen Staates sind gläubige Juden, aber ebenso sind sie Pragmatiker. Ihr Ziel ist es, die Existenz des jüdischen Volkes dauerhaft zu garantieren, und nicht, den Dritten Weltkrieg anzuzetteln. Es ist das Beste für alle, wenn die Bundeslade in Äthiopien bleibt und die Leute in dem Glauben gelassen werden, sie sei vor Tausenden von Jahren zerstört worden.«
    »Und was ist, wenn ich nach Äthiopien fliege?«, fragte Maya. »Ich kann doch nicht einfach in diese Kirche gehen und verlangen, die Lade zu sehen.«
    »Selbstverständlich nicht. Ich werde Sie begleiten müssen. Während der letzten Jahre habe ich einem äthiopischen Juden namens Petros Semo immer wieder Artefakte abgekauft. Ich werde ihn bitten, uns in Addis Abeba zu treffen und uns zu helfen, mit den Priestern in Kontakt zu treten.«
    »Und die Bundeslade ist eine Einstiegsstelle, von dem aus ich in die Erste Sphäre gelangen kann?«
    »Es könnte jede der Sphären sein. Hier widersprechen sich die Überlieferungen. Die allgemeine Übereinkunft lautet, dass Sie zunächst Ihren Geist hinüberschicken und dann folgen. Damit ist meiner Meinung nach gemeint, dass Sie den unbedingten Wunsch zu transzendieren haben müssen. Er muss aus tiefstem Herzen kommen. An diesem Punkt haben wir uns weit von der Geschichte und den Naturwissenschaften entfernt. Wenn Sie durch jene Pforte treten, lassen Sie unsere Welt zurück.«
    »Aber werde ich Gabriel begegnen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Und wenn ich ihn nicht finden kann? Kann ich dann in diese Welt zurück?«
    »Auch das kann ich Ihnen nicht sagen, Maya. Wenn man die klassischen Mythen untersucht, die die Unterwelt beschreiben, stößt man auf eine einzige Übereinstimmung – man muss auf demselben Weg zurück, auf dem man gekommen ist.«
    Maya starrte auf den Platz und erfasste ihn in all seiner Schönheit. Sie hatte Gabriel versprochen, ihm immer zur Seite zu stehen. Wenn sie sich nicht an ihr Versprechen hielt, würde jener Moment zwischen ihnen beiden bedeutungslos.
    »Und wie kommen wir nach Äthiopien?«
    Lumbroso steckte die Fotos in den Umschlag zurück. »Zunächst einmal … bestellen wir noch einen Cappuccino.« Er nickte dem Kellner zu und zeigte auf die leeren Tassen.

FÜNFUNDDREISSIG
    I n Südengland begann der Frühling. Als Michael auf den Balkon im zweiten Stock von Wellspring Manor hinaustrat, konnte er sehen, dass sich an den Zweigen der Birken die ersten blassgrünen Blätter zeigten. Direkt unter ihm verließen die Gäste der Teeparty das Haus, um im Rosengarten spazieren zu gehen. Kellner in weißen

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