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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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Jacken servierten Wein und Kanapees, während ein Streichquartett Die vier Jahreszeiten intonierte. Obwohl es gestern Nachmittag geregnet hatte, war dieser Sonntag so warm und klar, dass der Himmel beinahe künstlich wirkte – wie ein blaues Seidenzelt, das extra für die Partygäste aufgestellt worden war.
    Wellspring war eine der zahllosen Immobilien, die der Evergreen Foundation gehörten. Das Erdgeschoss und der erste Stock wurden für öffentliche Veranstaltungen genutzt, während die Privatsuite in der obersten Etage von einem Sicherheitsdienst abgeschirmt wurde. Michael wohnte seit acht Tagen auf dem Landsitz. Während dieser Zeit hatte Mrs. Brewster ihn mit sowohl den öffentlichen als auch den geheimen Zielen des Programms für Young World Leaders bekannt gemacht. Die Militärobersten und Polizeichefs, die sich unten im Rosengarten über Häppchen mit Krabben hermachten, waren nach England gekommen, um zu erfahren, wie man den Terrorismus besiegt. Während des dreitägigen Seminars hatten sie sich über Internetkontrolle, Überwachungskameras, RFID-Chips und Computersysteme zur totalen Datenerfassung informiert.
    Die Gartenparty bildete den Höhepunkt des Lernprozesses. Die Gäste würden Firmenrepräsentanten kennenlernen, die darauf brannten, die neuen Technologien in unterentwickelte Länder zu verkaufen. Jeder Gast hatte eine kleine Ledermappe zur Aufbewahrung der Visitenkarten geschenkt bekommen, die nach dem ersten Glas Wein ausgetauscht würden.
    Michael beugte sich über das Balkongeländer und beobachtete Mrs. Brewster, die sich unter die Gäste mischte. Ihr türkisfarbenes Kostüm stach aus den nüchternen Geschäftsanzügen und olivgrünen Militäruniformen heraus. Aus der Entfernung sah sie aus wie ein Katalysatormolekül, das man in ein Reagenzglas mit unterschiedlichen Chemikalien gegeben hatte. Während sie auf Leute zuging, sie einander bekannt machte, sich unterhielt und mit Küsschen wieder verabschiedete, entstanden neue Verbindungen zwischen den zukünftigen politischen Führern und jenen, die ihnen zu Diensten sein wollten.
    Michael verließ den Balkon, durchquerte eine Reihe von Doppeltüren und betrat einen Raum, der früher einmal ein Schlafzimmer gewesen war. Nun lag sein Vater auf einem Operationstisch in der Mitte des Raums. Von der Zimmerdecke blickten Putten aus weißem Stuck auf ihn herunter. Matthew Corrigans Schädel war rasiert, und Sensoren steckten in seinem Kopf. Herzschlag und Körpertemperatur wurden ständig überwacht. Einer der Neurologen hatte konstatiert, der verlorene Traveler sei »so tot, wie man es nur sein kann, wenn man noch lebt«.
    Michael ärgerte sich darüber, dass er immer wieder in dieses Zimmer zurückkehren und den reglosen Körper auf dem Tisch betrachten musste. Er fühlte sich wie ein Boxer, der seinen Gegner in eine Ringecke getrieben hatte. Es sah danach aus, als wäre der Kampf vorüber, aber irgendwie war sein Vater ausgewichen und davongetänzelt.
    »Das ist also der berühmte Matthew Corrigan«, sagte eine vertraute Stimme. Michael drehte sich herum und sah Kennard Nash in der Tür stehen. Nash trug einen dunkelblauen Anzug mit einer Nadel der Evergreen Foundation am Revers.
    »Hallo, General. Ich dachte, Sie wären immer noch auf Dark Island.«
    »Gestern Abend war ich noch in New York, aber die Abschlussveranstaltung des Young World Leaders Programms lasse ich mir nie entgehen. Außerdem wollte ich mir Mr. Boones letzten Fang ansehen …« Nash schlenderte an den Tisch und studierte Matthew Corrigan.
    »Ist das wirklich Ihr Vater?«
    »Ja.«
    Der General streckte den Zeigefinger aus und pikte Matthew Corrigan ins Gesicht. »Ich muss zugeben, dass ich ein wenig enttäuscht bin. Ich hatte ihn mir viel beeindruckender vorgestellt.«
    »Wäre er noch am Leben, hätte er erheblichen Widerstand gegen das Berliner Schattenprogramm leisten können.«
    »Aber das wird nicht passieren, oder?« Nash lächelte Michael höhnisch an und machte sich keine Mühe, seine Verachtung zu verbergen. »Wie ich sehe, haben Sie den Vorstand dahingehend manipuliert, sich vor einem leblosen Körper auf einem Tisch zu fürchten. Was mich betrifft, sind die Traveler kaum noch von Bedeutung. Das schließt auch Sie ein und Ihren Bruder.«
    »Sie sollten mit Mrs. Brewster sprechen. Ich denke, dass ich der Bruderschaft helfe, unsere Ziele zu erreichen.«
    »Ich habe von Ihren unterschiedlichen Vorschlägen gehört und bin wenig beeindruckt. Mrs. Brewster war immer eine

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