Hawks, John Twelve - Dark River
auf den Monitor schaut, wird er nichts als ein helles Licht sehen.«
Sie eilten durch den Flur und bogen um die Ecke. Der Shielder ortete eine weitere Überwachungskamera und schickte erneut einen Laserstrahl in die Kameralinse. Am Ende des Gangs befand sich eine zweite Tür, dahinter lag eine Feuertreppe. Sie stiegen bis zum nächsten Treppenabsatz hoch und hielten dann inne.
»Sind Sie bereit?«, fragte Mother Blessing.
Hollis nickte. »Gehen Sie weiter.«
»Ich habe viel zu lange auf dieser erbärmlichen Insel gehockt«, sagte Mother Blessing. »Das hier macht mehr Spaß.«
Sie stieß die Tür auf, und sie betraten einen Kellerraum voller Maschinen und Kommunikationsgeräte. Die weiße Linie auf dem Boden führte zu einem Empfangsschalter, hinter dem ein Wachmann ein Sandwich aus Wachspapier auswickelte.
»Warten Sie hier«, sagte Mother Blessing zu Hollis. Sie gab ihm die Maschinenpistole, trat aus der Nische heraus und bewegte sich mit energischen Schritten auf den Empfang zu. »Keine Sorge! Wir regeln das! Haben Sie den Anruf bekommen ?«
Der Wachmann schüttelte den Kopf, das Sandwich in der Hand. »Welchen Anruf?«
Der irische Harlequin zog die Automatikpistole aus der Jacke und schoss. Das Projektil traf den Wachmann mitten in die Brust und riss ihn vom Stuhl. Mother Blessing steckte die Waffe zurück, trat um den Schalter herum und stellte sich vor die Stahltür.
Hollis schloss zum Harlequin auf. »Da ist kein Griff an der Tür.«
»Sie wird elektronisch aktiviert.« Mother Blessing inspizierte einen kleinen Metallkasten, der neben der Tür an der Wand hing. »Das ist ein Venenscanner. Er funktioniert mit Infrarotlicht. Selbst wenn wir darüber Bescheid gewusst hätten, wäre es nicht leicht gewesen, eine Biofälschung herzustellen. Die meisten Venen sind unter der Haut nicht sichtbar.«
»Was sollen wir tun?«
»Wenn man Sicherheitsschranken durchbrechen will, hat man die Wahl. Man betreibt entweder sehr hohen oder sehr geringen technischen Aufwand.«
Mother Blessing nahm Hollis die Maschinenpistole ab und holte ein Ersatzmagazin mit Patronen aus der Tasche, das sie sich zwischen Hosenbund und Gürtel steckte. Der Harlequin zielte auf die Tür und machte Hollis ein Zeichen zurückzutreten. »Machen Sie sich bereit. Wir entscheiden uns für den geringsten technischen Aufwand.«
Sie feuerte mit der Maschinenpistole drauflos. Holz- und Metallsplitter wirbelten durch die Luft, als die Kugeln ein gezacktes Loch in den linken Türrand rissen. Während Mother Blessing das Ersatzmagazin in die Maschinenpistole einrasten ließ, zwängte Hollis eine Hand durch das Loch und zog. Metall kreischte auf Metall, und mit einem Ruck ging die Tür auf.
Hollis sprang vorwärts und fand sich vor einem mindestens dreistöckigen Glasturm wieder. Im Turminnern stand ein Computer über dem anderen, und ihre blinkenden Lämpchen wurden wie ein Miniaturfeuerwerk von den Glasscheiben gespiegelt. Der gesamte Komplex wirkte wunderschön und rätselhaft zugleich –, so als wäre mitten im Gebäude ein Raumschiff mit Außerirdischen gelandet.
In etwa sieben Metern Abstand zum Turm hing ein riesiger Bildschirm an der Wand. Er zeigte einen Ort in Berlin, der sich irgendwo außerhalb des Gebäudes befand, eine duplizierte Welt, in der computergenerierte Passanten über einen Platz schlenderten. Direkt unter dem Bildschirm standen zwei erschreckte Computertechniker an einem Kontrollpult. Einen Moment lang waren sie wie erstarrt, dann hieb der jüngere der beiden auf einen Knopf am Kontrollpult ein und sprintete durch den Raum.
Mother Blessing zog ihre Waffe, zögerte kurz und schoss dem Flüchtenden dann ins Bein. Während der Techniker sich über den Boden rollte, begann eine Alarmleuchte zu blinken, und aus dem Lautsprecher an der Wand tönte eine Computerstimme.
»Verlassen Sie das Gebäude. Verlassen Sie …«
Mit ärgerlichem Gesicht feuerte Mother Blessing eine Kugel in den Lautsprecher. »Wir wollen das Gebäude nicht verlassen«, sagte sie. »Wir amüsieren uns prächtig.«
Der angeschossene Mann lag auf der Seite und hielt schreiend sein Bein umklammert. Mother Blessing näherte sich ihrem Ziel und beugte sich über den Mann. »Seien Sie still und freuen Sie sich, dass Sie noch am Leben sind. Ich kann Leute, die auf Alarmknöpfe drücken, nicht leiden.«
Der Verwundete ignorierte sie. Er rief nach einem Arzt und begann, sich hin und her zu wälzen.
»Ich habe Sie gebeten, still zu sein«, wiederholte Mother
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