Hawks, John Twelve - Dark River
Formulierungen waren Furcht erregend. Tristan hörte auf herumzutänzeln und blieb wie angewurzelt in der Tunnelmitte stehen. Kröte sah seinen Cousin angsterfüllt an.
Hollis trat vor. »Lassen Sie mich zuerst reingehen. Ich werde mir ein Bild von der Lage machen.«
»Ich werde zehn Minuten warten, Mr. Wilson. Wenn Sie bis dahin nicht zurück sind, wird das Konsequenzen haben.«
NEUNUNDDREISSIG
H ollis kroch durch die waagerechte Röhre einem fernen Lichtfleck entgegen. Die Röhre war eng, und seine Hände berührten eine schleimige Flüssigkeit, die sich wie mit Wasser vermischtes Motorenöl anfühlte. Bald war er unter einem Gitterrost aus Metall angekommen, der in der Röhrendecke in einem Rahmen steckte. Das Gitter schnitt das Licht aus dem Raum darüber in kleine Rechtecke, so dass Hollis von Rasterlinien bedeckt war.
Er beugte den Kopf und legte sein Kinn an die Brust, dann stemmte er sich hoch, bis seine Schultern gegen das Gitter drückten. Das Metallrechteck war sehr schwer und fast acht Zentimeter dick, aber Hollis’ Beine waren kräftig und der Gitterrost anscheinend nicht verriegelt. Hollis stemmte seine Schultern so lange dagegen, bis das Rechteck aus dem Rahmen brach. Dann hob er die Hände und verlagerte das Gitter ein paar Zentimeter. Als er eine Lücke von zehn Zentimetern geschaffen hatte, stieß er das Gitter zur Seite.
Hollis kletterte aus dem Abflussrohr und zog sofort seine Automatik. Er befand sich in einem unterirdischen Gang, der von Elektroleitungen und Wasserrohren durchzogen wurde. Da nichts Unerwartetes passierte, kletterte er ins Abflussrohr und kroch zu Mother Blessing und den zwei Free Runnern zurück.
»Das Rohr führt zu einem Versorgungsschacht. Sieht nach einem sicheren Einstiegspunkt aus. Da war niemand zu sehen.«
Tristan wirkte erleichtert. »Sehen Sie?«, sagte er zu Mother Blessing. »Alles ist perfekt.«
»Das bezweifle ich«, sagte sie und reichte Hollis die Tasche mit der Ausrüstung.
»Dürfen wir gehen?«
»Danke«, sagte Hollis nickend. »Und passt auf euch auf.«
Tristan hatte sein Selbstvertrauen ein Stück weit zurückgewonnen. Er verbeugte sich tief, und Kröte grinste Hollis breit an. »Die Spandauer Free Runner wünschen Ihnen viel Glück!«
Hollis zerrte die Ausrüstungstasche durch das Rohr, während der Harlequin ein paar Meter hinter ihm blieb. Als sie nebeneinander im Versorgungskorridor standen, drückte Mother Blessing ihre Lippen an Hollis’ Ohr. »Sprechen Sie leise«, flüsterte sie. »Vielleicht gibt es hier Stimmsensoren.«
Sie bewegten sich behutsam durch den Korridor, bis sie an eine schwere Stahltür mit einem Schlitz für die Zugangskarte kamen. Mother Blessing stellte die Ausrüstungstasche auf den Boden und öffnete deren Reißverschluss. Sie nahm die Maschinenpistole und einen weiteren Gegenstand heraus, der wie eine Kreditkarte mit dünnem Elektrokabel aussah. Der Harlequin verband das Kabel mit dem Laptop, tippte ein Kommando ein und steckte die Karte anschließend in den Schlitz.
Beide beobachteten den Bildschirm, auf dem sechs blaue Rechtecke erschienen. Es dauerte ungefähr eine Minute, bis eine dreistellige Zahl im ersten Rechteck blinkte, aber dann beschleunigte sich der Vorgang. Etwa vier Minuten später waren alle Felder ausgefüllt, und mit einem Klicken öffnete sich das Türschloss.
»Gehen wir rein?«, fragte Hollis.
»Noch nicht. Wir können die Überwachungskameras nicht umgehen, deswegen werden wir den Shielder brauchen.« Sie holte ein Gerät aus der Tasche, das wie eine kleine Videokamera aussah. »Nehmen Sie das auf die Schulter. In dem Moment, in dem ich die Tür öffne, drücken Sie auf den silbernen Knopf.«
Während Mother Blessing die Ausrüstung wieder in der Tasche verstaute, setzte Hollis sich den Shielder auf die rechte Schulter und zielte auf die Tür.
»Fertig?«
Die Maschinenpistole im Anschlag, drückte Mother Blessing die Tür auf. Hollis stellte sich in den Türrahmen, entdeckte eine Überwachungskamera und drückte auf den Knopf am Shielder, als drehte er ein Video. Ein Infrarotstrahl wurde in den Flur geworfen. Der Strahl fiel auf die retroreflektive Linse der Überwachungskamera, die das Infrarotlicht zurückwarf. Sobald die Kamera geortet war, richtete sich ein grüner Laserstrahl automatisch auf die Kameralinse.
»Stehen Sie hier nicht rum«, sagte Mother Blessing. »Gehen Sie los.«
»Was ist mit der Überwachungskamera?«
»Um die kümmert sich der Laser. Falls ein Wachmann
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