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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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zu empfehlen. Wir gehören zur Spandauer Free-Running-Crew. Ich bin Tristan, und das hier ist mein Cousin Kröte.«
    Der lockige Junge nickte zu der Musik, die auf seinem MP3-Player lief, mit dem Kopf. Plötzlich bemerkte er, dass alle ihn anstarrten. Schüchtern zog er sich ans Fenster zurück. Hollis fragte sich, ob Kröte aufs Fenstersims springen und abhauen würde.
    »Spricht er kein Englisch?«, fragte Hollis.
    »Nur ein paar Wörter.« Tristan wandte sich seinem Cousin zu. »Kröte! Sprich Englisch!«
    »Multidimensional«, flüsterte Kröte.
    »Sehr gut!« Tristan lächelte stolz. »Das hat er aus dem Internet.«
    »Habt ihr so auch vom Schattenprogramm erfahren?«
    »Nein, das haben uns Free Runner erzählt. Unsere Freundin Ingrid hat für eine Firma namens Personal Customer gearbeitet. Wahrscheinlich hat sie ihren Job gut gemacht, denn ein Typ namens Lars Reichhardt hat sie gefragt, ob sie in seiner Abteilung arbeiten möchte. Jeder im Team hat eine kleine Aufgabe bekommen und wurde angewiesen, nicht mit den Kollegen darüber zu sprechen. Vor zwei Wochen hat Ingrid jedoch Zugang zu einem anderen Systemteil erhalten und das Schattenprogramm entdeckt. Und dann haben wir die E-Mail von den englischen Free Runnern bekommen.«
    »Hollis und ich müssen in das Computerzentrum«, sagte Mother Blessing. »Könnt Ihr uns helfen?«
    »Selbstverständlich!« Tristan streckte die Hände aus, als biete er ihnen ein Geschenk an. »Wir bringen Sie direkt hinein.«
    »Müssen wir Wände hochklettern?«, fragte Mother Blessing. »Ich habe keine Seile dabei.«
    »Wir brauchen keine Seile. Wir bleiben unter der Straße. Als im Zweiten Weltkrieg Tausende von Bomben auf Berlin fielen, saß Hitler sicher in seinem Bunker. Die meisten Bunker und Tunnel sind erhalten geblieben. Kröte erforscht das Tunnelsystem, seit er neun Jahre alt ist.«
    »Ihr Jungs habt vermutlich nicht viel Zeit, zur Schule zu gehen«, sagte Hollis.
    »Wir gehen zur Schule – manchmal. Da gibt es auch Mädchen, außerdem spiele ich gern Fußball.«
     
    Wenige Minuten später verließen die vier das Ballhaus. Kröte hatte einen Nylonrucksack dabei, in dem sich seine Unter-Tage-Ausrüstung befand. Er sah aus wie ein Pfadfinder mit wilder Frisur und lief immer wieder voraus.
    Nachdem sie eine breite Prachtstraße neben dem Tiergarten entlanggelaufen waren, erreichten sie das Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Das Holocaust-Mahnmal bestand aus einer weitläufigen, gewellten Grundfläche, auf der Betonstelen verschiedener Höhe standen. Sie erinnerten Hollis an Tausende von grauen Särgen. Tristan erklärte, dass eine Tochtergesellschaft der Firma, die den Anti-Graffiti-Schutz der Stelen lieferte, einst das Zyklon B für die Gaskammern hergestellt hatte.
    »Im Krieg haben sie Giftgas produziert. In Friedenszeiten bekämpfen sie die Sprayer«, sagte Tristan achselzuckend. »Gehört alles zum System.«
    Auf der anderen Straßenseite, direkt gegenüber vom Denkmal, erstreckte sich eine Zeile mit Souvenirläden und Cafés. Die Gebäude wirkten instabil, wie aus Spanplatten und Glasscheiben zusammengesetzt. Kröte lief an einem Dunkin’ Donuts vorbei und verschwand hinter der Ecke. Als sie den Jungen eingeholt hatten, war er gerade damit beschäftigt, das Vorhängeschloss eines Gullydeckels zu entfernen.
    »Woher hast du den Schlüssel?«, fragte Mother Blessing.
    »Wir haben das Schloss der Stadtverwaltung vor einem Jahr geknackt und durch dieses hier ersetzt.«
    Kröte öffnete den Rucksack und holte drei Taschenlampen heraus. Für den eigenen Gebrauch hatte er eine Stirnlampe mit Hochintensitätsleuchte dabei, die er sich über den Kopf zog.
    Sie schoben den Eisendeckel beiseite und kletterten rasch eine Metallleiter hinunter. Hollis hielt sich mit einer Hand an den Sprossen fest und drückte sich mit der anderen die Segeltuchtasche an die Brust. Sie erreichten einen Versorgungstunnel voller Datenkabel, und Kröte öffnete ein zweites Vorhängeschloss an einer unbeschrifteten Stahltür.
    »Wieso hat niemand gemerkt, dass ihr die Schlösser ausgetauscht habt?«, fragte Hollis.
    »Offiziell will niemand hier runtersteigen, nur Forscher wie wir. Hier ist es gruselig und dunkel. Es ist das alte Deutschland. Die Vergangenheit.«
    Einer nach dem anderen traten sie durch die Türöffnung in einen Korridor mit Betonfußboden. Nun befanden sie sich direkt unter dem Denkmal und standen in der Bunkeranlage, in die sich Joseph Goebbels und sein Stab während der

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