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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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britischer Harlequin namens Greenman hatte vor seinem Tod ein Paket mit Diamanten dort deponiert, und Thorn brauchte das Geld.
    Im Flughafen von Lagos war der Strom ausgefallen, und keines der Gepäckbänder hatte funktioniert. Während sie auf ihr Gepäck gewartet hatte, hatte Regen eingesetzt. Schmutzwasser war durch die Löcher in der Decke getropft. Nachdem sie jeden, der eine Uniform trug, mit Geld bestochen hatte, hatte Maya die Haupthalle des Flughafens betreten und war sofort von einer Horde Nigerianer umringt worden. Taxifahrer hatten sich um ihren Koffer gestritten, geschrien und die Fäuste geschüttelt. Auf dem Weg zum Ausgang hatte sie einen kleinen Ruck an ihrer Handtasche gespürt. Ein achtjähriger Dieb hatte versucht, den Lederriemen zu durchtrennen, und sie hatte ihm das Messer aus der Hand winden müssen.
     
    Am internationalen Flughafen von Bole anzukommen, war eine völlig andere Erfahrung. Maya und Lumbroso landeten etwa eine Stunde vor Tagesanbruch. Die Ankunftshalle war still und sauber, und der Passkontrolleur sagte immer wieder Tenastëllën – ein amharisches Wort, das so viel wie »Möge Ihnen Gesundheit gegeben sein« bedeutet.
    »Äthiopien ist ein konservatives Land«, erklärte Simon Lumbroso. »Heben Sie nicht die Stimme, und bleiben Sie immer höflich. Für gewöhnlich sprechen sich die Äthiopier mit Vornamen an. Bei Männern setzt man ein respektvolles Ato davor, was so viel wie ›Herr‹ bedeutet. Weil Sie unverheiratet sind, wird man Sie Weyzerit Maya nennen.«
    »Wie werden Frauen in dieser Kultur behandelt?«
    »Frauen gehen zur Wahl, leiten Firmen und besuchen die Universität in Addis. Sie sind eine Faranji – eine Ausländerin  – und fallen somit in eine besondere Kategorie.« Lumbroso ließ den Blick über Mayas Reisebekleidung wandern und nickte beifällig. Sie trug eine weit geschnittene Leinenhose und ein weißes Hemd mit langen Ärmeln. »Sie sind sittsam gekleidet, und das ist wichtig. Man hält es für vulgär, wenn Frauen ihre Schultern oder Knie entblößen.«
    Sie passierten den Zoll und erreichten den Meeting Point, wo Petros Semo schon auf sie wartete. Der Äthiopier war ein kleiner, feingliedriger Mann mit dunkelbraunen Augen. Lumbroso überragte seinen alten Freund um mindestens einen Kopf. Sie schüttelten sich fast eine Minute lang die Hände und redeten auf Hebräisch aufeinander ein.
    »Willkommen in meiner Heimat«, sagte Petros zu Maya. »Für Ihre Fahrt nach Aksum habe ich einen Land Rover gemietet.«
    »Haben Sie mit den Kirchenvertretern gesprochen?«, fragte Lumbroso.
    »Selbstverständlich, Ato Simon. Die Priester dort kennen mich recht gut.«
    »Heißt das, ich kann die Lade sehen?«, fragte Maya.
    »Das kann ich nicht versprechen. In Äthiopien sagen wir: Egziabher Kale – so Gott will.«
    Sie verließen den Terminal und stiegen in einen weißen Land Rover, an dem das Logo einer norwegischen Hilfsorganisation klebte. Maya saß vorn bei Petros, während Lumbroso auf die Rückbank kletterte. Vor ihrer Abreise aus Rom hatte Maya Gabriels japanisches Schwert nach Addis Abeba geschickt. Die Waffe lag noch in der Versandkiste, und Petros überreichte Maya den Pappkarton, als läge eine Bombe darin.
    »Verzeihen Sie die Frage, Weyzerit Maya. Ist das Ihre Waffe?«
    »Das ist ein Talismanschwert, das im dreizehnten Jahrhundert in Japan geschmiedet wurde. Man sagt, Traveler könnten Talismane in andere Sphären mitnehmen. Ich weiß nicht, wie es mit dem Rest von uns aussieht.«
    »Ich glaube, Sie sind seit vielen Jahren der erste Tekelakai, der Äthiopien besucht. Ein Tekelakai verteidigt einen Propheten. Früher gab es in Äthiopien viele von ihnen, aber während der politischen Wirren wurden sie gejagt und umgebracht.«
    Um auf die Straße nach Norden zu kommen, mussten sie Addis Abeba durchqueren, die größte Stadt Äthiopiens. Es war noch früh am Morgen, aber die Straßen waren schon von blauweißen Sammeltaxis, Pickups und gelben, mit Staub überzogenen Bussen verstopft. Addis Abeba hatte einen Stadtkern mit modernen Hotels und Regierungsgebäuden, umgeben von Tausenden von Zweizimmerhäusern mit Wellblechdächern.
    Die Hauptstraßen waren wie Flüsse, in die unbefestigte Wege und schlammige Pfade mündeten. Auf den Bürgersteigen hatten die Äthiopier buntbemalte Verkaufsstände aufgestellt, die von rohem Fleisch bis raubkopierten Hollywoodfilmen einfach alles im Angebot hatten. Die meisten Männer auf der Straße waren westlich gekleidet.

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