Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
Vom Netzwerk:
Sie trugen Regenschirme oder kurze Spazierstöcke, Dula genannt. Die Frauen trugen Sandalen, lange Röcke und weiße Tücher, die sie sich eng um den Oberkörper wickelten.
    Am Stadtrand musste der Land Rover sich einen Weg durch mehrere Ziegenherden bahnen, die zur Schlachtung in die Stadt getrieben wurden. Die Ziegen bildeten den Auftakt zu einer ganzen Reihe von Begegnungen mit Tieren – sie sahen vereinzelte Hühner, Schafe und langsam dahinzuckelnde Herden von buckeligen afrikanischen Rindern. Wann immer der Land Rover langsamer fuhr, konnten die Kinder am Straßenrand sehen, dass zwei Ausländer im Wagen saßen. Kleine Jungen mit rasierten Köpfen und dünnen Beinen rannten manchmal mehr als einen Kilometer neben dem Auto her, lachten, ruderten mit den Armen und schrien: »Ihr da! Ihr da!«
    Simon Lumbroso ließ sich grinsend in den Sitz zurückfallen. »Ich denke, man kann mit Sicherheit behaupten, dass wir das System verlassen haben.«
    Nachdem sie flaches, mit Eukalyptusbäumen bewachsenes Hügelland durchquert hatten, fuhren sie auf einer unbefestigten Straße durch eine felsige Berglandschaft Richtung Norden. Die Regenzeit lag Monate zurück, trotzdem war das Gras noch gelblich grün und von weißen und lilafarbenen Meskelblüten durchsetzt. Als sie die Hauptstadt etwa sechzig Kilometer hinter sich gelassen hatten, kamen sie an einem Haus vorbei, um das sich weiß gekleidete Frauen drängten. Aus der geöffneten Tür drang schrilles Geheul, und Petros erklärte ihnen, der Tod halte sich in dem Haus auf. Drei Dörfer weiter begegnete ihnen Gevatter Tod erneut: Der Land Rover bog um eine Kurve und kollidierte beinahe mit einer Trauerprozession. In Schals gehüllte Männer und Frauen trugen einen schwarzen Sarg, der über ihren Köpfen zu schweben schien wie ein Boot auf einem Meer.
    Die äthiopischen Dorfpriester trugen Baumwolltogas, so genannte Shammas, und ihre Köpfe waren von großen Baumwollhüten bedeckt, die Maya an die Pelzmützen der Leute in Moskau erinnerten. Ein Priester stand unter einem schwarzen Schirm mit goldenen Fransen am Anfang einer Straße, die im Zickzack durch eine Klamm zum Blauen Nil hinunterführte. Petros hielt an und gab dem Priester etwas Geld, damit er für ihre sichere Reise betete.
    Sie fuhren in die Klamm, wobei zwischen dem Straßenrand und den Rädern des Land Rovers nur wenige Zentimeter Platz blieben. Maya schaute aus dem Seitenfenster und sah nichts als Wolken und Himmel. Es kam ihr so vor, als berührten nur zwei der Reifen die Straße, während die anderen beiden in der Luft zu hängen schienen.
    »Wie viel haben Sie dem Priester gegeben?«, fragte Lumbroso.
    »Nicht viel. Fünfzig Birr.«
    »Geben Sie ihm nächstes Mal einhundert«, murmelte Lumbroso, als Petros die nächste Spitzkehre nahm.
    Sie verließen die Klamm und steuerten auf eine Eisenbrücke zu, die den Nil überspannte. Inzwischen prägten Kakteen und Wüstenpflanzen die Landschaft. Zum wiederholten Male blockierten Ziegen die Straße, und sie überholten eine Karawane mit Kamelen, die hölzerne Gestelle auf ihren Höckern trugen. Lumbroso schlief auf dem Rücksitz ein und zerdrückte sich den Filzhut am Seitenfenster. Er verschlief die Schlaglöcher und die Steine, die von unten in die Radschächte knallten, die Silhouetten der Geier am blauen Himmel und die von Staub bedeckten Sattelzüge, die sich knatternd jeden neuen Hügel bergauf mühten.
    Maya rollte das Seitenfenster herunter, um frische Luft zu schnappen. »Ich habe Euro und US-Dollar dabei«, sagte sie zu Petros. »Was, wenn ich den Priestern ein Geschenk mache? Würde das die Sache beschleunigen?«
    »Mit Geld kann man viele Probleme lösen«, antwortete Petros. »Aber hier geht es um die Bundeslade. Für die äthiopische Bevölkerung ist die Lade von großer Bedeutung. Die Priester würden sich in ihrer Entscheidung niemals von Bestechungsgeldern beeinflussen lassen.«
    »Was ist mit Ihnen, Petros? Halten Sie die Lade für echt?«
    »Sie ist mächtig. Mehr kann ich nicht sagen.«
    »Hält die israelische Regierung sie für echt?«
    »Mittlerweile leben die meisten äthiopischen Juden in Israel. Die Israelis ziehen keinen Vorteil daraus, wenn sie dieses Land unterstützen. Trotzdem laufen die Hilfszahlungen weiter.« Petros lächelte flüchtig. »Das ist doch eine merkwürdige Tatsache, über die man nachdenken könnte.«
    »Der Legende nach hat der Sohn von König Salomo und der Königin von Saba die Lade nach Afrika gebracht.«
    Petros

Weitere Kostenlose Bücher