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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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mit dem Geruch von glitschigen, nassen Blättern vermischte.
    »Beeindruckend, nicht wahr? Das müssen Sie zugeben.«
    »Wie viel?«
    »Zwölftausend Dollar. In bar.«
    »Für einen Revolver? Das ist Unsinn.«
    »Meine liebe Miss Strand …« Der Russe schüttelte lächelnd den Kopf. »Es wäre schwierig, geradezu unmöglich, einen anderen Anbieter für diese Waffe zu finden. Außerdem haben wir bereits eine Geschäftsbeziehung. Sie wissen, dass meine Ware von bester Qualität ist.«
    »Ich weiß nicht einmal, ob man damit überhaupt schießen kann.«
    Aronov klappte die Aktentasche zu und stellte sie sich neben die Füße auf den Boden. »Wenn Sie möchten, können wir gern in eine Werkstatt in New Jersey fahren, die einem Freund von mir gehört. Keine Nachbarn. Dicke Wände. Die Patronen sind teuer, aber ich lasse Sie zwei davon abschießen, bevor Sie mir das Geld geben.«
    »Lassen Sie mich darüber nachdenken.«
    »Ich werde heute Abend um sieben am Straßenausgang vom Lincoln Center vorbeifahren. Falls Sie da sind, mache ich Ihnen einen Spezialpreis, aber nur heute Abend. Zehntausend Dollar und sechs Patronen.«
    »Achttausend wären ein Spezialpreis.«
    »Neun.«
    Maya nickte. »So viel werde ich Ihnen zahlen, wenn alles funktioniert wie versprochen.«
    Während sie den Park verließ und die Centre Street überquerte, rief Maya von ihrem Handy aus Hollis an. Er nahm den Anruf sofort entgegen, sagte aber kein Wort.
    »Wo bist du?«, fragte sie.
    »Columbus Park.«
    »Ich bin in fünf Minuten da.« Maya ließ das Handy in ihre Kuriertasche fallen und griff nach ihrem Zufallszahlengene— rator, ein elektronisches Gerät von der Größe einer Streichholzschachtel, das sie an einer Kette um den Hals trug.
    Maya und die anderen Harlequins nannten ihre Feinde die Tabula, weil diese Gruppe das menschliche Bewusstsein als Tabula rasa betrachtete – als unbeschriebenes Blatt, das sie mit ihren Phrasen von Angst und Hass bekritzeln konnten. Während die Tabula der Ansicht waren, alles sei kontrollierbar, kultivierten die Harlequins eine Philosophie des Zufalls. Manche Entscheidungen überließen sie dem Würfel oder dem Zahlengenerator.
    Eine ungerade Zahl bedeutet links abbiegen, dachte Maya. Gerade bedeutet nach rechts. Sie drückte einen Knopf am Gerät, und als die 365 auf der kleinen Anzeige aufleuchtete, bog sie nach links in Richtung Hogan Place ab.
     
    Bis zum Columbus Park — einer länglichen, asphaltierten Fläche mit ein paar kümmerlichen Bäumen, die am östlichen Rand von Chinatown lag – brauchte Maya etwa zehn Minuten. Gabriel besuchte den Park am liebsten nachmittags, wenn er sich mit älteren Chinesen füllte. Die alten Leute schlossen sich zu unübersichtlichen Cliquen zusammen, je nachdem, aus welcher Provinz oder welchem Dorf sie stammten. Sie tratschten, knabberten Snacks aus mitgebrachten Plastikdosen und spielten Mah-Jongg und hin und wieder auch Schach.
    Hollis Wilson saß auf einer Parkbank. Unter seiner schwarzen Lederjacke verbarg sich eine Automatikwaffe vom Kaliber 45, die er Dimitri Aronov abgekauft hatte. Als Maya Hollis zum ersten Mal in Los Angeles begegnet war, hatte er schulterlange Dreadlocks und modische Klamotten getragen. In New York hatte Vicki ihm die Haare kurz geschoren, und Hollis hatte das Harlequin-Gesetz der Unsichtbarkeit gelernt: Statte dich mit Kleidern und Utensilien aus, die eine falsche Identität vermitteln. An diesem Nachmittag hatte er sich zwei Buttons an die Jacke geheftet, auf denen stand: SIE WOLLEN ABNEHMEN? KRÄUTER SIND DIE LÖSUNG! Sobald ein New Yorker solche Sätze am Revers eines anderen las, wandte er die Augen ab.
    Während Hollis auf Gabriel aufpasste, beschäftigte er sich mit einer kopierten Ausgabe von Der Weg des Schwertes – Überlegungen zum Thema Kampfkunst , die der legendäre japanische Harlequin Sparrow vor langer Zeit verfasst hatte. Maya war mit dem Buch aufgewachsen, und ihr Vater hatte immer wieder Sparrows berühmten Satz zitiert, ein Harlequin solle »den Zufall kultivieren«. Dass Hollis versuchte, sich die Grundlagen ihrer Ausbildung anzueignen, ärgerte sie.
    »Wie lange bist du schon hier?«, fragte sie.
    »Seit zwei Stunden.«
    Sie schauten zur gegenüberliegenden Bankreihe hinüber, wo Gabriel mit einem alten Chinesen an einem Klapptisch saß und Schach spielte. Auch der Traveler hatte während der Zeit in New York sein Aussehen verändert. Vicki hatte ihm das Haar kurz geschnitten, und normalerweise trug er eine

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