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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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entdeckte Victory From Sin Fraser auf einem Klappbett sitzend und Geldscheine in verschiedenen Währungen zählend. In Los Angeles war Vicki eine bescheiden gekleidete Anhängerin der Divine Church of Isaac T. Jones gewesen. Jetzt trug sie, was sie ihre Verkleidung als Künstlerin nannte – bestickte Jeans, schwarzes T-Shirt und balinesische Halskette. Ihr Haar war zu kleinen Zöpfen geflochten, und am Ende jeder Strähne hing eine kleine Holzperle.
    Vicki blickte von den Geldstapeln auf und lächelte. »In der Wohnung in Brooklyn ist eine weitere Lieferung angekommen. Ich mache gerade Kassensturz.«
    Die Kleidung der Frauen lag in Pappkartons oder hing an einem Kleiderständer, den Hollis auf der Seventh Avenue gekauft hatte. Maya zog ihren Mantel aus und hängte ihn über einen Plastikbügel.
    »Wie war dein Treffen mit dem Russen? Hollis meinte, dass er dir bestimmt eine neue Waffe verkaufen wollte.«
    »Er hat mir eine Spezialwaffe angeboten, aber sie ist teuer.« Maya setzte sich auf ihr Klappbett und beschrieb kurz den Revolver.
    »Vom Samenkorn zum Trieb«, sagte Vicki und spannte ein Gummiband um einen Stapel aus Hundertdollarscheinen.
    Inzwischen war Maya mit den verschiedenen Sprüchen aus den gesammelten Schriften des Isaac T. Jones’, dem Gründer von Vickis Kirche, vertraut. Vom Samenkorn zum Trieb, vom Trieb zum Baum hieß, dass man die Folgen des eigenen Handelns nie aus dem Blick verlieren sollte.
    »Wir hätten das Geld, aber die Waffe ist gefährlich«, fuhr Vicki fort. »Wenn sie in die Hände von Kriminellen gelangt, könnten unschuldige Menschen zu Schaden kommen.«
    »Das ist bei allen Waffen so.«
    »Versprichst du mir, sie zu zerstören, wenn wir endlich einen sicheren Unterschlupf gefunden haben?«
    Ein Harlequin verspricht nichts , dachte Maya auf Deutsch und glaubte, die Stimme ihres Vaters hören zu können. »Ich werde es in Betracht ziehen«, sagte sie zu Vicki. »Mehr kann ich nicht versprechen.«
    Während Vicki weiterhin Geld zählte, zog Maya sich um. Wenn sie sich mit Aronov vor der Konzerthalle im Lincoln Center traf, musste sie wie eine Konzertbesucherin aussehen. Das bedeutete Stiefeletten, schwarze Anzughose, blauer Pullover und wollene Cabanjacke. Weil viel Geld auf dem Spiel stand, beschloss sie, eine Waffe mitzunehmen. Sie entschied sich für eine 375er Magnum mit kurzem Lauf. Die Hose saß locker genug, um das Pistolenhalfter an Mayas Fußgelenk zu verbergen.
    Mayas Wurfmesser war mit einer elastischen Bandage an ihrem rechten Arm fixiert, während sie das Stoßmesser am linken Arm knapp über dem Handgelenk trug. Diese Waffe bestand aus einer scharfen, dreieckigen Klinge an einem T-förmigen Griff. Man umschloss den Griff mit der Faust und stieß dann mit aller Kraft zu.
    Vicki hatte mit dem Geldzählen aufgehört. Sie wirkte verschüchtert und ein wenig beschämt. »Maya, ich habe ein Problem. Ich dachte, vielleicht könnten wir … darüber reden ?«
    »Bitte.«
    »Hollis und ich, wir sind uns nähergekommen. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Er hatte jede Menge Freundinnen, aber ich bin nicht besonders erfahren.« Sie schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt, bin ich völlig unerfahren.«
    Maya war die zunehmende Anziehung zwischen Hollis und Vicki aufgefallen. Zum ersten Mal hatte sie beobachten können, wie sich zwei Menschen verlieben. Zunächst hatten sie einander mit Blicken verfolgt, sobald einer von ihnen vom Tisch aufstand. Dann hatte der eine sich leicht vorgebeugt, wenn der andere redete. Waren sie getrennt, sprach der eine auf alberne, übersprudelnde Weise vom anderen. Bei diesen Beobachtungen wurde Maya klar, dass ihre Eltern nie verliebt gewesen waren. Sie hatten einander respektiert und sich voll und ganz der Allianz gewidmet, die ihre Ehe bedeutete. Aber das war keine Liebe. Harlequins interessierten sich für derartige Gefühle nicht.
    Maya steckte sich den Revolver ins Fußhalfter. Sie vergewisserte sich, dass der Klettverschluss fest saß, dann zog sie das Hosenbein herunter, bis der Saum ihren Stiefel berührte. »Du fragst die Falsche«, sagte sie zu Vicki. »Ich kann dir keinen Rat geben.«
    Der Harlequin nahm neuntausend Dollar vom Klappbett und ging zur Tür. In diesem Moment fühlte Maya sich stark und zum Kampf bereit, aber gleichzeitig erinnerte die vertraute Umgebung sie an die Hilfe, die Vicki ihr während der Genesungszeit hatte zukommen lassen. Vicki hatte sie mit Essen versorgt, ihre Verbände gewechselt und sich neben sie auf

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