Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
Vom Netzwerk:
Opfer und Zeugen – sie alle schlurften über den schmutzigen Fußboden auf die Türrahmen mit den Metalldetektoren zu, die sie schon erwarteten.
    Dimitri Aronov war ein untersetzter älterer Mann mit drei schmierigen, schwarzen Haarsträhnen, die auf seiner Glatze klebten. Mit einem abgewetzten Aktenkoffer aus Leder in der Hand näherte sich der russische Emigrant den Detektoren. Er trat unter den Rahmen, blieb dann sekundenlang stehen und warf Maya über die Schulter einen Blick zu.
    »Haben Sie ein Problem?«, fragte der Wachmann. »Gehen Sie weiter …«
    »Ja, Officer. Natürlich.«
    Aronov ging weiter, dann seufzte er auf und verdrehte die Augen, so als fiele ihm gerade ein, dass er eine wichtige Akte in seinem Auto vergessen hatte. Er kehrte um, ging am Kontrollpunkt vorbei und folgte Maya durch die Drehtür nach draußen. Einen Augenblick lang blieben sie oben auf der breiten Treppe stehen, von der aus man die Skyline von Lower Manhattan überblicken konnte. Es war gegen vier Uhr nachmittags. Dicke, graue Wolken hingen über der Stadt, und die Sonne war nicht viel mehr als ein verschwommener Lichtfleck am westlichen Horizont.
    »Also? Was meinen Sie, Miss Strand?«
    »Ich meine gar nichts. Noch nicht.«
    »Sie haben es doch selbst gesehen. Kein Alarm. Keine Festnahme.«
    »Zeigen Sie mir die Ware.«
    Zusammen stiegen sie die Treppe hinunter, überquerten im Zickzack die Centre Street, auf der der Verkehr im Schneckentempo vorwärtskroch, und gingen in den kleinen Park auf der Platzmitte. Der Collect Pond Park lag über einer Stelle, an der sich während der Anfänge der Stadt New York ein riesiges Abwasserbecken befunden hatte. Der Ort war immer noch trostlos, nur dass er heute von hohen Wolkenkratzern überschattet wurde. Obwohl mehrere Schilder den New Yorkern das Taubenfüttern auf dem Platz verboten, flatterte ein ganzer Schwarm umher und pickte im Müll.
    Sie setzten sich auf eine Holzbank, die knapp außerhalb des Blickfeldes der zwei Kameras stand, die den Park überwachten. Aronov stellte seinen Aktenkoffer auf der Bank ab und wackelte aufgeregt mit den Fingern. »Bitte, prüfen Sie die Ware.«
    Maya öffnete das Schloss des Koffers. Sie spähte hinein und entdeckte eine Schusswaffe, die wie eine Neun-Millimeter-Automatik aussah. Die Waffe hatte zwei übereinanderliegende Läufe und einen strukturierten Griff. Als sie sie in die Hand nahm, bemerkte Maya, dass sie ganz leicht war – fast wie ein Kinderspielzeug.
    Aronov begann, im Ton eines Verkäufers die Ware anzupreisen. »Rahmen, Griff und Abzug bestehen aus verdichtetem Kunststoff. Läufe, Schlitten und Hahn sind aus einem speziell gehärteten Ton, der so widerstandsfähig wie Stahl ist. Wie Sie eben selbst sehen konnten, passiert die zusammengebaute Waffe jeden Standard-Metalldetektor ohne Probleme. Auf Flughäfen ist es nicht so einfach, dort haben sie meistens Scanner oder Millimeterwellen-Sensoren. Aber Sie können die Waffe in zwei oder drei Teile zerlegen und in einem Laptop verstecken.«
    »Was schießt man damit ab?«
    »Die Projektile waren immer schon das Problem. Die CIA hat eine ähnliche Waffe entwickelt, die ohne Gehäuse auskommt. Lustig, was? Die sollen den Terrorismus bekämpfen und haben deswegen die perfekte Terroristenwaffe erfunden. Meine Moskauer Freunde haben sich für eine weniger raffinierte Lösung entschieden. Darf ich?«
    Aronov griff in die Aktentasche. Er schob den Schlitten zurück, woraufhin ein Gegenstand sichtbar wurde, der einer kurzen, braunen Zigarette mit schwarzer Spitze glich. »Das ist eine Patrone mit Keramikprojektil. Sie müssen sich das Ganze als das moderne Äquivalent zu einer Muskete aus dem achtzehnten Jahrhundert vorstellen. Die Treibladung entzündet sich in zwei Stufen und schiebt die Kugel aus dem Lauf. Das Nachladen dauert etwas länger, also …« Aronov legte seine linke Hand auf die Waffe und ließ den zweiten Lauf einrasten. »Sie können zwei Mal kurz hintereinander feuern, aber öfter brauchen Sie auch nicht zu schießen. Das Geschoss bohrt sich durch das Ziel wie ein Granatsplitter.«
    Maya lehnte sich zurück und ließ ihren Blick schweifen, um zu sehen, ob sie beobachtet wurden. Über ihnen erhob sich die graue Fassade des Strafgerichts. Auf der Straße parkten Polizeiautos und die blauweißen Busse, die zum Transport von Gefangenen benutzt wurden, in zweiter Reihe. Maya konnte den Autoverkehr rings um den kleinen Park hören und Aronovs blumiges Rasierwasser riechen, das sich

Weitere Kostenlose Bücher