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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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ist immer möglich. Die Frage ist nur, denkt man dran? Oder ist man in der Lage, den Gedanken auszuschalten?«
    Cutters Mundwinkel zuckte, aber er bekam seine Angst unter Kontrolle und spuckte aufs Pflaster.
    »Die Wetten sind gemacht«, sagte eine Stimme. »Die Wetten sind gemacht.« Die Menge teilte sich, und Mash trat vor.
    »Dieses Rennen findet statt, weil Manchester die Londoner Crews herausgefordert hat. Möge der Beste gewinnen, blabla und so weiter. Aber hier geht es nicht bloß um ein Rennen. Ihr wisst das. Wir lassen uns nicht von Mauern und Zäunen aufhalten. Das System weiß nicht, wer wir sind. Wir entwerfen unseren eigenen Stadtplan.«
    Mash hob die rechte Hand und zählte: »Eins, zwei …«
    Cutter schoss über die Straße, die anderen jagten hinterher. Die Ornamente der schmiedeeisernen Tore sollten Blumen und Ranken darstellen. Gabriel suchte Halt in den Lücken und begann zu klettern.
    Als sie die Oberkante des Tores erreicht hatten, schlüpfte Ganji durch die Lücke zwischen Mauerwerk und Vordach. Ihm folgte Cutter, dann Gabriel und Malloy. Auf dem durchsichtigen Plexiglas machten ihre Schuhe ein polterndes Geräusch, und das ganze Vordach zitterte. Gabriel griff nach einem der Stahlträger, die in die Wand eingelassen waren. Der Träger war kaum dicker als ein Seil und bot wenig Halt.
    Gabriel hängte sich an den Träger und setzte eine Hand vor die andere, um sich hinaufzuziehen. Oben angekommen, entdeckte er, dass die weiße Balustrade aus Stein, die einmal um das Dach herumlief, erst einen Meter über der Wandhalterung des Trägers begann. Wie soll ich da raufkommen? , dachte er. Unmöglich.
    Gabriel schaute kurz nach links und sah, wie die anderen Männer versuchten, den gefährlichen Übergang aufs Dach zu schaffen. Malloy hatte die kräftigsten Arme und Schultern. Er schwang sich auf den Träger, den Blick nach unten gerichtet. Er hielt den Stahl fest umklammert und versuchte, sein Gewicht auf die untere Körperhälfte zu verlagern. Als seine Füße einen Halt gefunden hatten, ließ er den Träger los, streckte sich, griff nach der Balustrade und stürzte ab. Malloy schlug auf dem Plexiglasvordach auf und rollte auf die Kante zu, konnte aber noch rechtzeitig abbremsen. Er lebte.
    Nun konzentrierte sich Gabriel ganz auf seine eigenen Bewegungen. Er kopierte Malloys Versuch und schwang sich herum, sodass er auf der Oberseite des schrägen Trägers zum Stehen kam, die Hände nur wenige Zentimeter vor den Füßen. Er krümmte sich zusammen wie ein Springteufel, verlagerte sein ganzes Körpergewicht auf die Füße und schnellte nach oben. Er bekam die weiße Steinbalustrade zu fassen, die wie eine kleine Mauer an der Dachkante entlanglief. Nur mit der Kraft seiner Arme zog er sich hinauf und über die Kante.
    Das Schieferdach des Smithfield Market lag wie eine dunkelgraue Straße vor ihm. Der Nachthimmel war klar, die Sterne waren bläulich weiße Lichtpunkte. Langsam driftete Gabriels Geist in das Bewusstsein des Travelers ab. Er betrachtete seine Umgebung, als wäre sie ein Bild auf einem Monitor.
    Erst als Cutter und Ganji an ihm vorbeischossen, kehrte Gabriel ins Hier und Jetzt zurück. Die losen Dachschindeln klackerten unter seinen Füßen, als er seinen Gegnern nachjagte. Sekunden später hatte er die erste Lücke im Dach erreicht, einen Abgrund von etwa zehn Metern Breite. Unten verlief eine der Quergassen, die die Markthalle unterteilten. Die Lücke wurde von Betonbogen überspannt, die efeufarbene Fiberglasplatten trugen, aber das Material sah zu zerbrechlich aus, um sein Gewicht zu tragen. Wie ein Seiltänzer trat Gabriel auf einen der Bogen und überquerte das Glasdach. Cutter und Ganji gewannen an Vorsprung. Sein Blick glitt von ihnen zu den Sternen hinauf, und er bekam das Gefühl, sie alle würden auf das dunkle, endlose All zurennen.
    Über der zweiten Lücke fehlten die Fiberglasplatten, und nur die Betonbogen überspannten den Abgrund. Gabriel erinnerte sich an die Warnung von Ice. Er konzentrierte sich auf seine Füße und versuchte, nicht daran vorbei auf die Straße zu blicken, wo eine Hand voll neugieriger Free Runner herumstand und ihr Fortkommen beobachtete.
    Gabriel war entspannt und bewegte sich mühelos, trotzdem würde er das Rennen verlieren. Er musste anhalten, um einen dritten Betonbogen zu überqueren. Als er auf der Mitte des Bogens stand, sah er, wie Cutter und Ganji auf ein steiles Markisengestell sprangen, das die Long Lane überspannte und die Markthalle

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