Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
Vom Netzwerk:
anderen Anwesenden. Ein Teil seines strähnigen schwarzen Haares wurde von einer Strickmütze mit einem lächerlichen weißen Bommel verdeckt. Seine Windjacke stand offen, sodass das bedruckte T-Shirt über seinem dicken Bauch zu sehen war. Es zeigte eine Überwachungskamera, die mit einem roten Balken durchgestrichen war.
    Der Mann mit der Mütze kaufte sich ein großes Bier und drehte eine schnelle Runde durch die Bar, klopfte Leuten auf die Schulter und schüttelte Hände wie ein Stadtrat vor der Wahl. Gabriel besah sich ihn genauer und entdeckte eine Spur von Anspannung in seinen Augen. Nachdem er ein paar der Gäste begrüßt hatte, kam der Mann zu Gabriel in die Nische, ließ sich auf die Bank fallen und tippte eine Nummer in sein Mobiltelefon. Da der Angerufene nicht antwortete, hinterließ er eine Nachricht.
    »Dogsboy! Hier ist Jugger! Wir sind im Hope and Sirloin. Die versammelte Crew ist hier. Wo steckst du? Ruf mich an.«
    Der Mann mit der Mütze klappte das Handy zu und bemerkte Gabriel neben sich. »Bist du aus Manchester?«
    Gabriel schüttelte den Kopf.
    »Zu welcher Crew gehörst du dann?«
    »Was für eine Crew?«
    »Ah, du kommst aus den Staaten. Ich bin Jugger. Wie heißt du?«
    »Gabriel.«
    Jugger zeigte auf die Menge. »Das sind alles Free Runner. Heute Abend sind drei Londoner Crews hier, plus eine aus Manchester.«
    »Und was sind Free Runner?«
    »Ach, komm! Ich weiß doch, dass es die in den Staaten auch gibt. Alles hat in Frankreich mit ein paar Jungs angefangen, die sich einen Spaß draus gemacht haben, auf Dächern rumzuklettern. Man betrachtet die Stadt als einen riesigen Hindernisparcours. Man klettert Wände hoch und springt von einem Hausdach aufs nächste. Man bricht aus. Es geht darum, auszubrechen. Verstehst du das?«
    »Dann ist es ein Sport?«
    »Für manche. Aber die Leute hier sind der harte Kern einer Untergrundbewegung. Das heißt, wir laufen dort, wo wir es wollen. Es gibt keine Einschränkungen. Keine Regeln.« Jugger warf flüchtige Blicke nach links und rechts, als wollte er ein Geheimnis verraten. »Hast du jemals etwas vom ›System‹ gehört?«
    Gabriel unterdrückte ein Nicken. »Was soll das sein?«
    »Das Computersystem, das uns mit Scannerprogrammen und Überwachungskameras beobachtet. Die Free Runner weigern sich, Teil des Systems zu sein. Wir klettern darüber weg.«
    Gabriel warf einen Blick zur Tür, als eine weitere Gruppe von Free Runnern hereinkam. »Dann ist das hier also eine Art wöchentliches Treffen?«
    »Kein Treffen, Kumpel. Wir sind zu einem Rennen hier. Dogsboy hat alles organisiert, aber er ist noch nicht aufgetaucht.«
    Jugger blieb sitzen, als seine Crew nach und nach in der Nische Platz nahm. Ice war ein junges Mädchen von fünfzehn oder sechzehn Jahren, klein und ernst und mit nachgezogenen Augenbrauen, die sie wie eine minderjährige Geisha aussehen ließen. Roland, ein junger Mann aus Yorkshire, redete sehr langsam. Sebastian war Teilzeitstudent und hatte sich die Taschen seines zerschlissenen Regenmantels mit Büchern vollgestopft.
    Gabriel war noch nie in England gewesen, und nur unter Schwierigkeiten konnte er dem Gespräch folgen. Jugger hatte früher einmal einen »juggernaut« gefahren – so bezeichneten die Briten eine bestimmte Art von Lkw, der eigentlich kein Lastwagen, sondern ein »lorry« war. Kartoffelchips hießen hier »crisps«, und ein Glas Bier war ein »bitter«. Jugger war der inoffizielle Anführer der Crew, trotzdem neckten die anderen ihn pausenlos wegen seines Übergewichts und der Pudelmütze.
    Außer den britischen Ausdrücken erschwerte auch das spezielle Vokabular der Free Runner Gabriel, den Gesprächen zu folgen. Die vier Mitglieder der Crew redeten beiläufig von Affenschwüngen, Katzensprüngen und Wandläufen. Sie kletterten nicht einfach irgendeine Außenmauer hoch; sie machten sie »platt« oder »verschlangen« sie.
    Ständig erwähnten sie ihren besten Läufer Dogsboy, der aber immer noch nicht erschienen war. Schließlich begann Juggers Handy zu klingeln, und er bedeutete den anderen zu schweigen.
    »Und, wo bleibst du?«, fragte Jugger. Während des Gesprächs schien er zunächst sauer und schließlich wütend zu werden. »Du hast es versprochen, Kumpel. Wir sind deine Crew. Du lässt deine Crew im Stich … Scheiße noch mal, du kannst doch nicht einfach … Verdammt!«
    Jugger klappte das Handy zu und fing zu fluchen an. Gabriel verstand nicht einmal die Hälfte von dem, was er sagte.
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher