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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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schließe daraus, dass Dogsboy uns heute nicht mit seiner Anwesenheit beehren wird«, sagte Sebastian.
    »Der Penner behauptet, er hätte sich das Bein verletzt. Ich wette einen Zehner, dass er mit einer dicken Tüte im Bett liegt.«
    Der Rest der Crew fing an, sich über den Verrat des Freundes aufzuregen, verstummte aber schnell, als der Mann mit der Sonnenbrille an den Tisch kam. »Das ist Mash«, flüsterte Roland Gabriel zu. »Er nimmt die Wetten für heute Abend an.«
    »Wo ist euer Runner?«
    »Ich habe eben mit ihm telefoniert«, sagte Jugger, »Er … er versucht gerade, ein Taxi zu kriegen.«
    Mash lächelte höhnisch auf Juggers Crew herunter, so als wüsste er schon Bescheid. »Wenn er in zehn Minuten nicht da ist, verliert ihr eure Wetteinsätze plus einhundert Pfund Strafe.«
    »Vielleicht hat er ein verletztes Bein. Eventuell, meine ich.«
    »Ihr kennt die Regeln. Kein Runner am Start heißt Strafgeld.«
    »Hirnloses Arschloch«, murmelte Jugger. Nachdem Mash wieder an die Bar verschwunden war, ließ er den Blick durch die Runde schweifen. »Okay. Wer wird antreten? Freiwillige vor.«
    »Ich mache Tricks, keine Geradeausrennen«, sagte Ice. »Das weißt du doch.«
    »Ich bin total erkältet«, sagte Roland.
    »Das bist du seit drei Jahren!«
    »Warum läufst du dann nicht selbst, Jugger?«
    Früher auf der Farm hatte Gabriel es geliebt, auf Bäumen herumzuklettern und auf den Dachbalken der alten Scheune zu balancieren. In Kalifornien hatte er die Herausforderung in Form von Motorradrennen und Fallschirmspringen gesucht. Und in New York hatte er während Mayas Genesungszeit Kraft und Beweglichkeit trainiert. Jeden Abend hatten sie Kendo-Übungen gemacht. Statt der Bambusstöcke hatte Maya ihre Harlequinwaffe und er das Talismanschwert benutzt. Nur während des Trainings hatten sie sich getraut, den Körper des anderen unverhohlen anzuschauen. Die Intensität ihrer Beziehung schien im verbissenen Kampf Ausdruck zu finden. Hinterher waren beide stets schweißnass gewesen und hatten nach Luft geschnappt.
    Gabriel beugte sich vor und nickte Jugger zu. »Ich mache das«, sagte er. »Ich werde für eure Crew antreten.«
    »Und wer zum Teufel bist du?«, fragte Ice.
    »Das ist Gabriel«, warf Jugger hastig ein. »Ein amerikanischer Free Runner. Fortgeschritten.«
    »Wenn ihr keinen Runner habt, müsst ihr hundert Pfund zahlen«, sagte Gabriel. »Gebt das Geld lieber mir. Das kommt aufs Gleiche raus. Und vielleicht kann ich eure Wetteinsätze retten.«
    »Weißt du, was du zu tun hast?«, fragte Sebastian.
    Gabriel nickte. »Ein Rennen laufen. Ein paar Wände hochklettern.«
    »Du musst einmal übers Dach vom Smithfield Market, dann rüber auf den alten Schlachthof, von dort runter auf die Straße und weiter zum Friedhof von St. Sepulchre-without-Newgate«, erklärte Ice. »Wenn du ausrutschst, stürzt du zwanzig Meter tief auf die Straße.«
    Er musste sich entscheiden –, noch konnte er seine Meinung ändern. Aber Gabriel fühlte sich, als wäre er kurz vor dem Ertrinken und hätte plötzlich ein Boot entdeckt. Ihm blieben nur noch wenige Sekunden, nach dem rettenden Seil zu greifen.
    »Wann geht es los?«
     
    Sobald die Entscheidung gefallen war, hatte Gabriel den Eindruck, von lauter neuen Freunden umgeben zu sein. Als er zugab, Hunger zu haben, flitzte Sebastian zur Bar und kam mit einem Schokoriegel und ein paar Tüten Chips, die nach Salz und Essig schmeckten, zurück. Gabriel schlang das Essen hinunter und fühlte eine Energiewelle durch seinen Körper strömen. Obwohl Roland anbot, ihm ein Bier auszugeben, beschloss er, keinen Alkohol mehr zu trinken.
    Da seine Crew nun einen Runner hatte, kehrte Juggers Selbstbewusstsein zurück. Er drehte eine zweite Runde durch die Bar, und Gabriel konnte hören, wie Juggers Stimme den Lärm im Pub übertönte. Nach wenigen Minuten glaubte die Hälfte der Leute, Gabriel wäre ein berühmter Free Runner aus den Vereinigten Staaten, der mit Juggers Crew befreundet und nur seinetwegen nach London gekommen war.
    Gabriel aß noch einen Schokoriegel, dann ging er auf die Männertoilette, um sich das Gesicht zu waschen. Als er wieder herauskam, wartete Jugger schon auf ihn. Er stieß eine Tür auf und führte Gabriel in einen Innenhof, der im Sommer von den Gästen des Pubs als Biergarten genutzt wurde.
    »Jetzt sind wir allein«, sagte Jugger. Seine Großspurigkeit war wie weggeblasen, und er wirkte schüchtern und unsicher  – wie der dicke Junge, der in der

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