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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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Schule gehänselt wurde. »Sag mir die Wahrheit, Gabriel. Hast du so etwas überhaupt schon einmal gemacht?«
    »Nein.«
    »Das ist nichts für Normalbürger. Es ist ein ziemlich sicherer Weg, sich umzubringen. Wenn du willst, schmuggeln wir dich zur Hintertür raus.«
    »Ich werde nicht weglaufen«, sagte Gabriel. »Ich kann das schaffen …«
    Die Tür flog auf. Sebastian und drei andere Runner kamen in den Hof. »Er ist hier!«, rief jemand. »Beeilt euch! Es geht gleich los!«
    Als sie den Pub verließen, verschwand Jugger in der Menge, aber Ice blieb an Gabriels Seite. Sie hielt ihn am Arm fest und flüsterte: »Schau auf deine Füße, aber nicht tiefer!«
    »Okay.«
    »Wenn du eine Wand hochklettern willst, darfst du dich nicht anschmiegen. Versuche, deinen Körper ein bisschen abzudrücken. Das ist gut für deinen Schwerpunkt.«
    »Noch irgendwas?«
    »Wenn du Angst bekommst, solltest du aufhören. Bleib sitzen, wir holen dich dann vom Dach. Wenn die Leute Angst bekommen, fallen sie runter.«
    Auf der Straße war außer den Free Runnern niemand zu sehen, und einige fingen an, ihre Kunststücke zu zeigen – an den Straßensperren aus Beton hochzulaufen und mit einem Rückwärtssalto wieder zu landen. Im Licht der Straßenlaternen sah der Smithfield Market aus wie ein gigantischer Tempel aus Ziegelsteinen, den irgendjemand mitten in London aus dem Boden gestampft hatte. Die Plastikplanen, die die Stahltüren über den Laderampen bedeckten, blähten sich im Abendwind.
    Mash führte sie um die Markthalle herum und erklärte die Route für das Rennen. Nachdem sie aufs Dach geklettert waren, sollten sie es der Länge nach überqueren und schließlich über ein eisernes Markisengestell auf ein leerstehendes Schlachthofgebäude hinüberklettern. Von da aus ging es irgendwie zurück nach unten und dann durch eine Straße namens Snow Hill bis zur St. Sepulchre-without-Newgate. Gewonnen hatte der Runner, der den abgezäunten Friedhof der Kirche als Erster erreicht hatte.
    Während die Gruppe zur Markthalle zurückschlenderte, wies Ice Gabriel auf die anderen Teilnehmer des Rennens hin. Cutter war ein bekannter Crewchef aus Manchester. Er trug teuer aussehende Schuhe und einen roten Trainingsanzug aus glänzendem Stoff, der im Licht der Laternen schimmerte. Ganji war einer der ortsansässigen Runner – ein persischer Einwanderer, etwa Anfang zwanzig und mit schlanker, sportlicher Figur. Malloy war der Vierte im Bunde, er war klein, muskulös und hatte sich offensichtlich schon einmal die Nase gebrochen. Ice zufolge arbeitete er in verschiedenen Londoner Tanzclubs als Barmann.
    Sie erreichten die Nordseite der Markthalle und blieben auf der gegenüberliegenden Straßenseite vor einem Schlachtergeschäft stehen, das sich auf Innereien spezialisiert hatte. Gabriels Hunger war verflogen, und er war sich seiner Umgebung überdeutlich bewusst. Er hörte Gelächter und Unterhaltungen und roch Knoblauchduft, der aus einem Thai-Restaurant am Ende der Straße herüberwehte. Die Pflastersteine waren nass und glänzten wie Obsidiansplitter.
    »Keine Angst«, flüsterte Ice, und es klang wie eine Beschwörungsformel. »Keine Angst … keine Angst …«
    Die Markthalle erhob sich wie ein Felsmassiv vor ihnen. Gabriel wurde klar, dass er an dem schmiedeeisernen Tor bis zum Plexiglasvordach zehn Meter über dem Boden hinaufklettern musste. Das Vordach wurde von Stahlträgern gehalten, die in einem Winkel von fünfundvierzig Grad aus dem Mauerwerk ragten. Um aufs Dach zu gelangen, würde er an einem der Träger hinaufrobben müssen.
    Plötzlich wurde es still, und alle beobachteten die Runner. Jugger stellte sich vor Gabriel und reichte ihm ein Paar fingerlose Kletterhandschuhe. »Zieh die über«, sagte er. »Nachts wird der Stahl verdammt kalt.«
    »Ich will das Geld, sobald ich fertig bin.«
    »Keine Sorge, Mann. Versprochen.« Jugger schlug Gabriel auf die Schulter. »Du bist ein Draufgänger. Und was für einer.«
    Cutters roter Trainingsanzug schien unter den Straßenlaternen zu glühen. Er nickte Gabriel zu. »Du bist aus den Vereinigten Staaten?«
    »Genau.«
    »Weißt du, was ein ›splat‹ ist?«
    Jugger machte ein entsetztes Gesicht. »Hör auf damit. Es geht jeden Moment los.«
    »Ich will nur helfen«, sagte Cutter. »Mit einem guten Rat für unseren amerikanischen Freund. Ein ›splat‹ ist, wenn man keine Ahnung hat und vom Dach fällt.«
    Gabriel blieb ruhig stehen und sah Cutter direkt in die Augen. »Ein Absturz

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