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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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Gabriel lief weiter den Hügel hinauf und kletterte über den Stacheldrahtzaun in den menschenleeren Garten von St. Sepulchre. Er beugte sich vornüber, stützte die Hände auf die Knie und schnappte nach Luft. Ein Free Runner in der Stadt.

VIERZEHN
    M aya eilte die East Tremont entlang und bog in die Puritan Avenue ein. Auf der anderen Straßenseite befand sich ihr aktuelles Versteck – das Gemeindezentrum der Divine Church of Isaac T. Jones in der Bronx. Vicki Fraser hatte den örtlichen Prediger kontaktiert, und er hatte den Flüchtigen gestattet, in der Kirche zu bleiben, bis sie einen neuen Plan ausgearbeitet hatten.
    Obwohl Maya New York am liebsten verlassen hätte, war die Gegend an der East Tremont in der Bronx viel sicherer als Manhattan. Eine an den Rändern zerfranste Arbeitergegend – die Sorte Wohnviertel, in der es keine großen Warenhäuser und nur ein paar Banken gab. Zwar gab es auf der East Tremont Überwachungskameras, aber die waren leicht zu umgehen. Staatliche Kameras sicherten Parks und Schulen; die privat betriebenen Geräte hingen in Bodegas und Schnapsläden, die Verkaufstheken demonstrativ im Visier.
     
    Drei Tage zuvor waren sie und Alice aus dem Tunnelsystem unter dem Grand Central Terminal der Tabula entkommen. Tagsüber wären ihnen womöglich Bauarbeiter entgegengekommen, aber es war noch früh am Morgen, und die Gänge waren kalt gewesen, dunkel und menschenleer. Bei den Sicherheitsriegeln und Vorhängeschlössern hatte es sich um konventionelle Modelle gehandelt, die mit Mayas kleiner Sammlung von Spannern und Dietrichen leicht zu öffnen gewesen waren. Ihr einziges anderes Werkzeug war der Zufallszahlengenerator, der an einer Schnur um ihren Hals baumelte. An verschiedenen Tunnelkreuzungen hatte sie auf den Knopf gedrückt und ihre Entscheidung von der Zahl abhängig gemacht, die auf dem Display erschien.
    Sie waren unter den Straßen von Midtown gelaufen und schließlich einem Tunnel gefolgt, der auf Manhattans Westseite nach Norden führte. Als sie den Tunnel verließen, hatte ein neuer Tag angefangen. Seitdem sie aus dem Loft geflüchtet waren, hatte Alice weder etwas zu Essen noch Schlaf bekommen. Trotzdem war die Kleine immer an Mayas Seite geblieben. Maya hatte ein Taxi herangewunken und dem Fahrer den Tompkins Square Park als Fahrtziel angegeben.
    Beim Briefkasten hinter dem Gedenkstein hatte sie sofort gemerkt, dass niemand auf sie wartete. Ein unangenehmes Gefühl, so etwas wie Angst hatte sie durchströmt. War Gabriel tot? Hatten die Tabula ihn gefangen genommen? Maya hatte sich auf die kalten Steinplatten gekniet und die Nachricht gelesen: G2LONDON. Sie verstand, dass Gabriel seinen Vater finden musste, aber in diesem Moment war ihr seine Entscheidung wie ein Verrat vorgekommen. Ihr Vater hatte Recht gehabt: Ein Harlequin sollte niemals an einem Traveler hängen.
    Beim Verlassen des Parks hatte sie Alice wild gestikulierend neben dem Taxi stehen sehen. Maya hatte sich über diesen Ungehorsam geärgert, bis sie Hollis und Vicki entdeckt hatte. Sie hatten erzählt, wie auch sie von Gabriel getrennt worden waren, wie sie am Ende aus dem Schacht gestiegen und sich in einem Hotel in Spanish Harlem versteckt hatten, außerhalb des Rasters. Keiner von beiden hatte erwähnt, was sich in jenem Hotelzimmer abgespielt hatte, aber Maya hatte sofort gespürt, dass der Krieger und die Jungfrau von nun an ein Liebespaar waren. Vickis Verlegenheit Hollis gegenüber war seitdem spurlos verschwunden. Wenn sie ihn im Loft in Chinatown berührt hatte, war es immer nur mit einer flüchtigen, scheuen Geste gewesen. Nun legte sie ihre Handfläche an seinen Arm oder an seine Schulter, wie um ihre Verbindung zu bekräftigen.
     
    Das Gemeindezentrum der Divine Church of Isaac T. Jones in der Bronx war die klangvolle Bezeichnung für zwei gemietete Räume über einem Restaurant namens The Happy Chicken. Maya überquerte die Straße und spähte durch die beschlagene Scheibe ins Restaurant hinein, wo zwei gelangweilte Köche hinter einem Dampftisch Wache standen. Am Vorabend hatte sie dort etwas zu Essen geholt und gemerkt, dass das Fleisch in diesem Schnellrestaurant nicht bloß gekocht, sondern aufgetaut, in Scheiben geschnitten, mit dem Fleischklopfer bearbeitet und so lange frittiert wurde, bis es von einer steinharten Kruste umschlossen war.
    Wenige Schritte neben dem Restaurant befand sich die Tür, die zum Gemeindezentrum führte. Maya schloss sie auf und erklomm die steile Treppe.

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