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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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mit dem Backsteingebäude gegenüber verband, dem ehemaligen Schlachthof, dessen Fenster und Türen inzwischen mit Brettern vernagelt waren.
    Über das Dach der Markthalle war Cutter gesprintet, nun aber wurde er vorsichtig, kletterte mit gespreizten Beinen auf das Markisengestell und ging langsam vorwärts. Ganji stand keine fünf Meter hinter ihm und beschloss, in Führung zu gehen. Er betrat den linken Markisenrand, lief drei Schritte und rutschte aus. Er fiel hin, rollte auf den Rand zu und fing an zu schreien, als seine Beine über die Kante rutschten. Er schaffte es, sich an der Regenrinne festzuhalten.
    Ganji baumelte in der Luft. Seine Crew stand unter ihm auf der Straße und schrie ihm zu, er solle durchhalten – durchhalten! – , sie würden heraufkommen und ihn retten. Aber Ganji war nicht auf Hilfe angewiesen. Er zog sich ein Stück weit hoch, schwang ein Bein auf das rutschige Metalldach und zog seinen Körper nach. Als Gabriel vor dem Dach angekommen war, lag der Free Runner auf dem Bauch. Er hielt die Arme ausgestreckt und schob sich nur mit den Zehen in Richtung Sicherheit.
    »Alles in Ordung?«, schrie Gabriel.
    »Mach dir um mich keine Gedanken. Lauf weiter! Ehre sei London!«
    Cutter hatte einen großzügigen Vorsprung vor Gabriel gehabt, aber auf dem flachen Schlachthofdach schrumpfte der Abstand zwischen ihnen. Der Free Runner irrte auf der Suche nach einer Feuertreppe oder einer Außenleiter herum, über die er auf die Straße hinunterkäme. Cutter rannte zur südwestlich gelegenen Ecke des Dachs, kletterte über eine langgezogene Mauer, klammerte sich an eine Regenrinne und schwang in die Dunkelheit. Gabriel rannte hinterher und starrte nach unten. Cutter rutschte Zentimeter für Zentimeter an der Rinne hinab, wobei er seine Geschwindigkeit mit den Seiten seiner Kletterschuhe kontrollierte. Als er Gabriel entdeckte, hielt Cutter für eine Sekunde an und nickte dem Gegner zu.
    »Tut mir leid, was ich kurz vor dem Start gesagt habe. Ich wollte dich nur nervös machen …«
    »Ich verstehe.«
    »Das war ganz schön knapp für Ganji. Alles in Ordnung mit ihm?«
    »Ja. Es geht ihm gut.«
    »London hat sich prima geschlagen, Mann. Aber diesmal gewinnt Manchester.«
    Gabriel machte es Cutter nach und klammerte sich an die Eckregenrinne des Hauses. Weiter unten manövrierte Cutter sich durch ein immergrünes Gebüsch und bahnte sich mit den Armen einen Weg durch die Äste, bevor er endlich den Boden berührte.
    Im selben Moment, als Cutter auf die Straße trat, beschloss Gabriel, etwas zu riskieren. Er stieß sich von der Wand ab, ließ die Regenrinne los und fiel fast sieben Meter tief ins Gebüsch. Die Äste krachten und knacksten, aber Gabriel nahm den Schwung mit, rollte sich seitwärts ab und landete auf den Füßen.
    Ein paar Free Runner waren auf der Straße aufgetaucht wie Zuschauer, die einen Stadtmarathon verfolgen. Cutter gab eine Kostprobe seiner Fähigkeiten und bewegte sich über eine Reihe geparkter Autos hinweg. Mit einem Satz stand er auf der Motorhaube; zwei Schritte und er hatte das Dach überquert; ein weiterer Schritt auf den Kofferraum und er war bereit zum Absprung auf den nächsten Wagen. Die Wucht seiner Schritte löste die Alarmanlagen aus, und die Häuserwände ringsum warfen das schrille Geheul zurück. Cutter rief: »Hoch lebe Manchester!« und riss die Arme triumphierend in die Höhe.
    Gabriel huschte lautlos übers Kopfsteinpflaster. Cutter bemerkte seinen Gegner nicht, und Gabriel verringerte den Abstand beharrlich. Sie befanden sich am unteren Ende von Snow Hill, der schmalen Straße, die zur St. Sepulchre und der düsteren Silhouette vom Strafgerichtshof Old Bailey hinaufführt. Cutter schwang sich auf ein Auto, wirbelte herum und entdeckte Gabriel. Überrascht setzte er zum Sprint an und jagte den Hügel bergan. Als sie knapp zweihundert Meter von der Kirche entfernt waren, hatte Cutter seine Angst nicht länger im Griff. Er fing an, immer wieder einen Blick über die Schulter zu werfen und alles außer seinem Gegner zu vergessen.
    Ein schwarzes Taxi tauchte wie aus dem Nichts auf und bog in die Straße ein. Der Taxifahrer sah den roten Trainingsanzug und trat mit aller Kraft auf die Bremse. Cutter machte einen Satz in die Höhe, aber seine Beine schlugen an die Windschutzscheibe, und er wurde durch die Luft geschleudert wie eine Strohpuppe, die jemand auf die Straße wirft.
    Mit quietschenden Reifen hielt das Taxi an. Die Crew aus Manchester kam angerannt, doch

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