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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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Michael Mrs. Brewster seine persönliche Einschätzung eines jeden Vorstandsmitgliedes der Bruderschaft mitgeteilt. Nach der Konferenz hatte sie Michael eingeladen, bei ihr zu bleiben, während sie überprüfte, welche Fortschritte das Schattenprogramm gemacht hatte. General Nash schien über das Angebot verärgert, genauso wie über den Umstand, dass Michael bei der Sitzung seinen Vater erwähnt hatte. »Bitte sehr, nehmen Sie ihn mit«, hatte er zu Mrs. Brewster gesagt, »aber lassen Sie ihn nicht aus den Augen.«
    Am nächsten Tag hatten sie in Toronto den Privatjet bestiegen, der sie nach Deutschland bringen sollte. Mit Mrs. Brewster zu reisen, war der reinste Schnellkurs in Sachen Machtausübung. Michael fing an zu glauben, dass Politiker, die Reden schwingen und Gesetzesvorlagen ausarbeiten, nichts weiter waren als Schauspieler in einem aufwändigen Theaterstück. Scheinbar hatten diese Führer das Sagen, aber in Wahrheit hielten sie sich an ein Drehbuch, das andere geschrieben hatten. Während die Medien damit beschäftigt waren, den Kult um Berühmtheiten zu betreiben, mied die Bruderschaft das Rampenlicht. Sie besaß das Theater, zählte die Karten und bestimmte, welche Szenen das Publikum zu sehen bekam.
     
    »Bleiben Sie dran und informieren Sie mich, falls Veränderungen eintreten«, sagte Mrs. Brewster zu irgendjemandem in Singapur. Sie nahm das Headset ab, ließ ihre Stickarbeit sinken und drückte auf einen Knopf in der Armlehne. Eine gläserne Trennscheibe fuhr aus den Vordersitzen hoch und rastete mit einem Klicken ein. Jetzt konnte der Fahrer ihre Unterhaltung nicht mehr hören.
    »Möchten Sie einen Tee, Michael?«
    »Danke sehr.«
    Vor ihnen befand sich ein Fach, aus dem Mrs. Brewster Tassen, Untertassen, Sahne, Zucker und eine Thermoskanne mit heißem Tee herausnahm.
    »Ein oder zwei Stückchen?«
    »Keinen Zucker. Nur Sahne.«
    »Das ist ja interessant. Ich dachte, Sie hätten eine Schwäche für Süßes.« Mrs. Brewster reichte Michael die Teetasse und nahm selbst zwei Stück Zucker.
    Wenn das Auto über eine Bodenwelle rollte, wackelte das Porzellan leicht, aber beim Tee auf dem Rücksitz stellte sich trotzdem ein seltsames Gefühl der Häuslichkeit ein. Obwohl Mrs. Brewster keine Kinder hatte, führte sie sich liebend gern wie eine wohlhabende Tante auf, die ihren Lieblingsneffen verwöhnt. Während der letzten Tage hatte Michael beobachtet, wie sie Männer aus einem Dutzend verschiedener Länder umgarnt und bezirzt hatte. In ihrer Gegenwart redeten die Männer zu viel, und das war eine der Quellen ihrer Macht. Michael war entschlossen, nicht denselben Fehler zu begehen.
    »Und, Michael, amüsieren Sie sich gut?«
    »Ich denke schon. Ich war noch nie in Europa.«
    »Wie schätzen Sie unsere drei Freunde in Hamburg ein?«
    »Albrecht und Stoltz sind auf Ihrer Seite. Gunter Hoffman ist skeptisch.«
    »Ich weiß nicht, wie Sie darauf kommen. Dr. Hoffman hat während der ganzen Sitzung kaum mehr als sechs Worte gesprochen.«
    »Wann immer das Schattenprogramm zur Sprache kam, haben sich seine Pupillen unmerklich verkleinert. Hoffman ist so eine Art Wissenschaftler, oder? Vielleicht begreift er die politischen und sozialen Implikationen des Schattenprogramms nicht.«
    »Michael, hören Sie zu. Sie müssen gnädiger mit den Wissenschaftlern sein.« Mrs. Brewster wandte sich wieder ihrer Stickerei zu. »Ich selbst habe in Cambridge einen Abschluss in Physik gemacht und war drauf und dran, eine Laufbahn als Wissenschaftlerin einzuschlagen.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »In meinem letzten Jahr an der Universität las ich etwas über die Chaostheorie, das Studium willkürlichen Verhaltens in nicht-linearen, dynamischen Systemen. Die geschwätzigen Kreise haben sich den Begriff angeeignet und benutzen ihn gedankenlos, um ihre romantischen Vorstellungen von Anarchie zu verteidigen. Die Wissenschaftler hingegen haben begriffen, dass selbst in der Mathematik das Chaos zielgerichtet ist. Mit anderen Worten: dass zukünftige Ereignisse von einer Reihe vergangener Ereignisse verursacht werden.«
    »Und Sie wollen auf diese Ereignisse Einfluss nehmen?«
    Mrs. Brewster blickte von ihrer Stickarbeit auf. »Sie sind wirklich ein sehr gescheiter junger Mann. Ich möchte es folgendermaßen ausdrücken: Ich habe verstanden, dass die Natur feste Strukturen vorzieht. Die Welt wird immer mit Wirbelstürmen, Flugzeugabstürzen und anderen nicht vorhersehbaren Ereignissen fertig werden müssen. Aber wenn es uns

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