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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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früher ein Haus gestanden, das im Zweiten Weltkrieg völlig zerbombt worden war. Später hatten die Leute Müll und alte Autos abgeladen. Nach einer gewissen Zeit hatte die Gemeinschaft das Grundstück aufgeräumt und eine Mischung aus heimischen Büschen und Efeu sowie einigen exotischen Gewächsen angepflanzt. Direkt neben englischen Teerosen wuchsen Palmen und Bananenstauden. Sebastian war davon überzeugt, dass der Bonnington Square eine separate ökologische Nische mit eigenem Klima war.
    Hinter dem Vine House bauten die Free Runner Gemüse an, und auf den Hausdächern rund um den Platz wuchsen Büsche und Bäume. Obwohl in ganz London Tausende von Überwachungskameras installiert waren, bewies der anhaltende Wunsch nach einem eigenen Garten, dass der Durchschnittsbürger sich nach einem Zufluchtsort abseits des Systems sehnte. Selbst ein Hinterhofgarten fühlte sich groß und weitläufig an, wenn man mit Freunden bei einer Flasche Wein und etwas zu essen zusammensaß.
    Ein paar Minuten später klopfte Jugger erneut zwei Mal an, bevor er die Tür öffnete. »Bist du so weit?«, fragte er.
    Mehrere Free Runner saßen auf der Treppe, andere hatten sich in den Flur gezwängt. Im Wohnzimmer stand Mother Blessing neben einem Tisch, auf dessen Mitte ein kleines Mikrofon lag. Direkt vor dem Haus hatte sich einer ihrer irischen Söldner postiert, ein Schlägertyp mit einer weißen Narbe im Nacken.
    Gabriel griff zum Mikrofon und schaltete es ein. Das Kabel führte zu einer Stereoanlage, an die mehrere Boxen angeschlossen waren. Gabriel atmete tief ein und hörte das Geräusch aus dem Flur zurückschallen.
    »Als ich in die Schule kam, überreichte man uns am ersten Unterrichtstag ein dickes Geschichtsbuch. Ich weiß noch, wie schwierig es war, das Ding jeden Nachmittag in meinen Rucksack zu packen. Jede historische Ära war mit einer eigenen Farbe markiert, und unser Geschichtslehrer wollte uns weismachen, alle Menschen hätten von einem Tag auf den nächsten damit aufgehört, im Mittelalter zu leben, weil sie beschlossen hatten, von nun an Renaissancemenschen zu sein.
    Natürlich funktioniert Geschichte in Wahrheit nicht so. Unterschiedliche Weltanschauungen und Technologien können Seite an Seite existieren. Wenn eine echte Erfindung gemacht wird, sind sich die meisten Menschen nicht über ihre Bedeutung im Klaren oder über die Auswirkungen, die sie auf sie persönlich haben wird.
    Eine Möglichkeit, die Geschichte zu sehen, besteht darin, sie als einen ständigen Kampf aufzufassen: als Konflikt zwischen Individuen mit neuen Ideen und Individuen, die die Gesellschaft kontrollieren wollen. Einige von euch kennen vielleicht die Gerüchte über eine einflussreiche Gruppe namens Tabula. Die Tabula hat mit ihrem Konzept der absoluten Kontrolle Könige und Regierungen beeinflusst. Sie will die Welt in ein gigantisches Gefängnis verwandeln, in dem jeder Gefangene ständig davon ausgehen muss, beobachtet zu werden, bis er diesen Zustand irgendwann als gegeben akzeptiert.
    Manche Menschen begreifen nicht, was vor sich geht. Andere wiederum entscheiden sich bewusst, blind dafür zu sein. Ihr aber seid Free Runner. Ihr lasst euch von den Gebäuden, die euch umgeben, nicht einschüchtern. Ihr klettert an Mauern hoch und springt über die Kluft.«
    Gabriel bemerkte Cutter, den Anführer der Crew aus Manchester, der mit eingegipstem Arm an der Wand saß. »Ich habe großen Respekt vor euch allen, und ganz besonders vor diesem Mann: Cutter. Vor ein paar Wochen wurde er hier in London während eines Rennens von einem Taxi angefahren, trotzdem ist er heute Abend mit seinen Freunden hergekommen. Ein echter Free Runner setzt sich über konventionelle Hindernisse und Grenzen hinweg. Für ihn ist das kein ›Sport‹, und er will auch nicht ins Fernsehen. Es geht um die Entscheidung, wie man leben will. Um die Art und Weise das auszudrücken, was man aus tiefstem Herzen fühlt.
    Obwohl einige von uns bestimmte Technologien ablehnen, sind wir uns alle im Klaren darüber, dass Computer unsere Welt verändert haben. Tatsächlich sind wir in einer neuen Ära angekommen: in der Ära des Systems. Überwachungskameras und Scanner sind überall. Bald wird die Möglichkeit, ein ganz privates Leben zu führen, verschwinden. Und alle Übergriffe werden durch eine allgegenwärtige Kultur der Angst gerechtfertigt. Die Medien schlagen ständig wegen irgendeiner neuen Sache Alarm, die angeblich unser Leben bedroht. Unsere gewählten Führer fördern

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