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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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kannten, spürte Gabriel Mayas Abwehr schwinden, und er konnte sie klar und deutlich sehen. Sie liebte ihn und sorgte sich um ihn, und er erwiderte ihre Gefühle. Als Harlequin und Traveler lebten sie außerhalb der normalen Welt, und nun hatten sie sich wie zwei passende Puzzleteile zueinandergefügt.
    Gabriel zog seine Jacke an, verließ die Vorratshütte und lief auf dem Steinpfad an den anderen Häuschen vorbei. Der Himmel war klar, trotzdem versprach es ein ungemütlicher, kalter Tag zu werden, und ein starker Nordwestwind strich über Löffelkraut und Gänsedisteln. Aus dem Rauchabzug der Küchenhütte stieg Torfqualm auf, aber Gabriel schlug einen Bogen um diesen gemütlichen Ort und ging direkt zur Kapelle.
    Drinnen saß Maya auf der Bank, das Schwert in seinem Futteral auf den Knien. Mother Blessing trug einen schwarzen Rollkragenpullover und eine schwarze Wollhose und lief unruhig vor dem Altar auf und ab. Als Gabriel die Kapelle betrat, brachen die Harlequins ihr Gespräch abrupt ab.
    »Schwester Faustina hat mir gesagt, ich solle herkommen.«
    »Das stimmt«, sagte Mother Blessing. »Maya hat Ihnen etwas zu sagen.«
    In dem Moment, in dem Mayas Blick ihn traf, hatte Gabriel das Gefühl, von einem Messer durchbohrt zu werden. Das aggressive Selbstvertrauen des jungen Harlequins war verschwunden. Maya wirkte traurig und niedergeschlagen, und Gabriel begriff, dass Mother Blessing vom gestrigen Abend erfahren haben musste.
    »Es ist zu gefährlich, wenn sich zwei Traveler am selben Ort aufhalten«, sagte Maya. Ihre Stimme klang nüchtern und tonlos. »Wir haben Kapitän Foley über das Satellitentelefon kontaktiert. Du wirst noch heute Morgen mit Mother Blessing zum Festland übersetzen. Sie wird dich zu einem sicheren Ort irgendwo in Irland bringen. Ich bleibe hier, um deinen Vater zu bewachen.«
    »Wenn ich von hier weg muss, möchte ich, dass du mitkommst.«
    »Wir haben die Entscheidung bereits getroffen«, sagte Mother Blessing. »Sie haben keine Wahl. Ich habe Ihren Vater sechs Monate lang beschützt. Nun wird Maya diese Aufgabe übernehmen.«
    »Ich verstehe nicht, wieso Maya und ich nicht zusammenbleiben können.«
    »Wir wissen am besten, wie wir für Ihr Überleben garantieren können.«
    Maya klammerte sich am Schwertfutteral fest, als könnte die Waffe sie vor diesem Gespräch bewahren. Ihr Gesichtsausdruck war verzweifelt, flehentlich, aber sie hatte den Blick wieder zu Boden gesenkt. »Das ist die logischste Entscheidung, Gabriel. Und genau das sollten Harlequins tun – wohl überlegte, logische Entscheidungen zum Schutz der Traveler fällen. Mother Blessing hat mehr Erfahrung als ich. Sie hat Zugang zu Waffen und kennt verlässliche Söldner.«
    »Und Sie dürfen Vicki Fraser und die Kleine nicht vergessen«, fügte Mother Blessing hinzu. »Hier auf der Insel sind sie in Sicherheit. Es ist schwierig, mit einem Kind zu reisen.«
    »Bis jetzt hat es gut geklappt.«
    »Sie hatten lediglich Glück.« Mother Blessing schlenderte an die klare Glasscheibe hinter dem Altar, die aufs Meer hinausging. Gabriel wollte dem Harlequin widersprechen, aber diese nicht mehr ganz junge Irin schüchterte ihn ein. Im Laufe seines Lebens hatte Gabriel einige Schlägereien in Bars und auf der Straße beobachtet, wenn zwei Betrunkene sich gegenseitig beleidigt und langsam in Rage gebracht hatten. Mother Blessing ließ sich nicht mehr langsam wütend machen. Wenn sie herausgefordert wurde, ging sie ohne Vorwarnung und ohne jede Rücksicht zum Angriff über.
    »Wann werde ich dich wiedersehen?«, fragte Gabriel Maya.
    »Vielleicht kann sie die Insel in einem Jahr verlassen«, sagte Mother Blessing. »Vielleicht auch schon früher, falls Ihr Vater in diese Welt zurückkehrt.«
    »In einem Jahr? Das ist verrückt.«
    »Das Boot wird in zwanzig Minuten am Anleger sein. Machen Sie sich zur Abfahrt bereit.«
    Damit war das Gespräch beendet. Verwirrt ließ Gabriel die beiden Frauen zurück und trat vor die Kapelle. Oben auf dem Bergkamm konnte er Alice und Vicki erkennen. Er stieg die Steintreppen hinauf, ging am Gemüsegarten und den Auffangbecken vorbei und folgte dem Weg, der zum höchsten Punkt der Insel führte.
    Vicki saß auf einem Felsblock aus Sandstein und blickte auf das dunkelblaue Meer hinaus, das sich nach allen Seiten erstreckte. Diese Insel weckte in Gabriel das Gefühl, als existierte nichts anderes mehr – als wären sie ganz allein im Mittelpunkt der Welt. Etwa zehn Meter weiter kletterte Alice auf den

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