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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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Felsen herum. Alle paar Minuten hielt sie inne, um mit einem Stock auf das hohe Gestrüpp einzuschlagen.
    Als Gabriel näher kam, lächelte Vicki ihn an und zeigte auf das Mädchen. »Ich glaube, sie spielt Harlequin.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das gut ist«, antwortete Gabriel und setzte sich neben Vicki. Über ihnen schwebten Sturmtaucher und Tölpel am Himmel. Die Vögel ließen sich von den Luftströmungen nach oben tragen und segelten dann wieder abwärts. »Ich verlasse die Insel«, sagte Gabriel. Während er von der Unterredung in der Kapelle berichtete, gewann Mother Blessings Entscheidung an Gewicht und wurde immer konkreter. Der Wind blies stärker, und die schwarzweißen Sturmtaucher begannen, hohe, heisere Schreie auszustoßen. Plötzlich fühlte sich Gabriel einsam.
    »Mach dir um deinen Vater keine Sorgen. Maya und ich werden auf ihn aufpassen.«
    »Was ist, wenn er in diese Welt zurückkehrt und ich nicht dabei bin?«
    Vicki nahm seine Hand und drückte sie. »Dann werden wir ihm erzählen, dass er einen treuen Sohn hat, der alles getan hat, um ihn zu finden.«
     
    Gabriel lief zur Vorratshütte zurück, zündete eine Kerze an und kletterte in den Keller hinunter. Der Körper seines Vaters lag unverändert auf der Steinbank und war von dem Musselintuch bedeckt. Gabriels Schatten an der Wand zitterte, als er das Tuch beiseitezog. Matthew Corrigans Haar war lang und grau, und tiefe Furchen hatten sich in seine Stirn und um die Mundwinkel eingegraben. Als Gabriel ein kleiner Junge gewesen war, hatten alle ihm gesagt, er sehe wie sein Vater aus. Aber erst jetzt konnte er die Ähnlichkeit selbst erkennen. Gabriel hatte das Gefühl, einer älteren Version seiner selbst gegenüberzustehen – erschöpft vom lebenslangen Blick in die Herzen der Menschen.
    Gabriel kniete nieder und legte sein Ohr an die Brust des Vaters. Er wartete mehrere Minuten lang und zuckte dann erschreckt zurück, als er einen einzigen, schwachen Herzschlag hörte. Ihm war so, als ob sein Vater ganz in der Nähe wäre und ihm aus der Dunkelheit irgendetwas zurufe. Gabriel stand auf, küsste seinen Vater auf die Stirn und stieg die Treppe wieder hinauf. Noch während er die Falltür schloss, kam Maya in die Hütte.
    »Alles in Ordnung mit deinem Vater?«
    »Keine Veränderung.« Gabriel ging auf Maya zu und umarmte sie. Für einen kurzen Moment gab sie ihrem Gefühl nach und hielt sich an ihm fest, während er ihr übers Haar strich.
    »Foley ist eben mit seinem Boot angekommen«, sagte sie. »Mother Blessing ist auf dem Weg zum Anleger. Du sollst ihr sofort folgen.«
    »Und sie weiß von gestern Abend?«
    »Natürlich.« Der Wind zerrte an der halboffenen Tür. Maya machte sich von Gabriel los und knallte sie zu. »Wir haben einen Fehler gemacht. Ich habe meine Pflichten vernachlässigt.«
    »Hör auf, wie ein Harlequin zu reden.«
    »Gabriel, ich bin ein Harlequin. Und ich kann dich nicht beschützen, es sei denn, ich bin wie Mother Blessing. Kalt und rational.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Ich bin ein Harlequin, und du bist ein Traveler. Es wird Zeit, dass du dich dementsprechend benimmst.«
    »Wovon redest du?«
    »Dein Vater ist hinübergewechselt und wird vielleicht nicht zurückkehren. Dein Bruder hat sich der Tabula angeschlossen. Du bist derjenige, auf den alle ihre Hoffnungen setzen. Ich weiß, dass du die Gabe besitzt, Gabriel. Setze sie ein.«
    »Ich habe nicht darum gebeten.«
    »Ich habe auch nicht um das Leben gebeten, das ich jetzt führe. Aber es wurde mir nun einmal gegeben. Gestern Abend haben wir beide versucht, unserer Pflicht zu entkommen. Mother Blessing hat Recht. Die Liebe macht blind und unvorsichtig.«
    Gabriel trat einen Schritt vor und versuchte, sie zu umarmen. »Maya …«
    »Ich akzeptiere, was ich bin. Es ist an der Zeit, dass auch du Verantwortung übernimmst.«
    »Was soll ich denn tun? Anführer der Free Runner werden?«
    »Du könntest mit ihnen reden. Es wäre ein Anfang. Sie bewundern dich. Ich habe es in ihren Augen gesehen, als wir im Vine House waren.«
    »Also gut, dann werde ich mit ihnen reden. Aber du kommst mit.«
    Maya wandte sich von Gabriel ab, damit er ihr nicht ins Gesicht sehen konnte. »Pass auf dich auf«, sagte sie in gepresstem Ton. Dann lief sie zur Tür hinaus und mit großen Schritten den steinigen Pfad hinauf, während der Wind ihr schwarzes Haar hin und her peitschte.
     
    Gabriel nahm seine Tasche und stieg die Steintreppe zum Anleger hinunter. Kapitän Foley saß

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