Headhunter
ist.«
»Warum
nicht?«
»Ich
weiß es nicht«, sagte ich. »Die Wahrscheinlichkeit, dass ich einen Herzfehler
habe, ist ziemlich groß.«
Sie
sah mich lange an. Und tief in ihren melancholischen, braunen Augen ahnte ich
ein Lächeln.
»Warum
bist du gekommen?«
»Weil
ich dich nicht vergessen kann.«
»Warum
bist du gekommen?«, wiederholte sie mit einer Entschlossenheit, wie ich sie bei
ihr noch nie erlebt hatte.
»Ich
dachte bloß, wir könnten ...«, begann ich, wurde aber unterbrochen:
»Warum,
Roger?«
Ich
seufzte. »Ich schulde ihr nichts mehr. Sie hat einen Geliebten.« Eine lange
Stille folgte.
Sie
schob die Unterlippe ein winziges bisschen vor: »Hat sie dir das Herz gebrochen?«
Ich nickte.
»Und
jetzt willst du, dass ich es dir wieder zusammensetze?«
Niemals
zuvor hatte ich diese wortkarge Frau so leicht und unangestrengt reden hören.
»Das
schaffst du sowieso nicht, Lotte.«
»Nein,
wohl kaum. Weißt du, wer ihr Lover ist?«
»So
ein Typ, der sich bei uns um eine Anstellung beworben hat, die er aber nicht
bekommen wird. Können wir über etwas anderes reden?«
»Nur
reden?«
»Das
entscheidest du.«
»Okay.
Nur reden. Aber das machst du.«
»In
Ordnung. Ich habe eine Flasche Wein mitgebracht.«
Sie
schüttelte ganz leicht den Kopf. Dann drehte sie sich um, und ich folgte ihr.
Ich
redete uns durch die ganze Weinflasche und schlief auf dem Sofa ein. Als ich
wieder wach wurde, lag ich mit dem Kopf auf ihrem Schoß. Sie fuhr mir mit den
Fingern durch die Haare.
»Weißt
du, was mir an dir als Erstes aufgefallen ist?«, fragte sie, als sie bemerkte,
dass ich wieder wach war.
»Meine
Haare«, antwortete ich.
»Habe
ich dir das schon mal gesagt?«
»Nein«,
sagte ich und sah auf die Uhr. Halb zehn. Es war an der Zeit, nach Hause zu
fahren. Na ja, in die Ruinen eines Zuhauses. Mir graute davor.
»Darf
ich wiederkommen?«, fragte ich.
Ich
spürte ihr Zögern.
»Ich
brauche dich«, sagte ich.
Ich
wusste, dass dieses Argument nicht wirklich Tiefe hatte, ich hatte es mir von
einer Frau geliehen, die QPR anderen Clubs vorzog, weil ihr diese Mannschaft
das Gefühl gab, gebraucht zu werden. Aber ich hatte kein anderes Argument.
»Ich
weiß nicht«, sagte sie. »Ich muss darüber nachdenken.«
Diana
saß im Wohnzimmer und las, als ich nach Hause kam. Van Morrison sang »...
someone like you make it all worth while«, so dass sie mich nicht hörte, bis
ich direkt vor ihr stand und laut den Titel ihres Buches vorlas: » >Ein
Kind entsteht <.«
Sie
zuckte zusammen, doch als sie das Buch sorgsam ins Regal zurückstellte, hellte
sich ihr Gesicht auf.
»Schatz,
du kommst spät. Hast du noch was Schönes gemacht, oder musstest du so lange
arbeiten?«
»Beides«,
sagte ich und trat ans Wohnzimmerfenster. Die Garage badete im weißen
Mondlicht, aber es sollten noch einige Stunden vergehen, bis Ove das Gemälde
abholte. »Ich habe einige Telefonate geführt und mir dann noch ein paar
Gedanken über die Anstellung eines Kandidaten bei Pathfinder gemacht.«
Sie
klatschte begeistert in die Hände. »Wie spannend. Der, bei dem ich dir geholfen
habe? Dieser ... wie hieß der noch mal?«
»Greve.«
»Clas
Greve! Wie vergesslich ich bin. Ich hoffe, er kauft ein richtig teures Bild bei
mir, wenn er es erfährt, das hätte ich doch wohl verdient, oder?«
Sie
lachte hell, streckte die schlanken Beine aus und gähnte. Es fühlte sich an, als
würde eine eiserne Klaue nach meinem Herz greifen und es wie eine Wasserbombe
zusammendrücken. Ich musste mich schnell wieder zum Wohnzimmerfenster drehen,
damit sie nicht den Schmerz in meinem Gesicht sah. Die Frau, von der ich
geglaubt hatte, dass sie über Untreue und Betrug erhaben war, wahrte nicht nur
mühelos die Fassade, sondern spielte die Rolle der Unschuldigen auch noch
höchst professionell. Ich schluckte und wartete, bis ich sicher war, meine
Stimme wieder unter Kontrolle zu haben.
»Greve
ist nicht der Richtige«, sagte ich, während ich ihr Spiegelbild im
Wohnzimmerfenster beobachtete. »Ich werde einen anderen vorschlagen.«
Semiprofessionell.
Denn jetzt war ihre Reaktion nicht so gelungen. Ihr Kinn sackte nach unten.
»Schatz,
du machst Witze! Er ist doch ... perfekt! Das hast du doch selbst gesagt...«
»Ich
habe mich geirrt.«
»Geirrt?«
Zu meiner Freude hörte ich jetzt einen schrillen Unterton in ihrer Stimme. »Was
in Gottes Namen meinst du damit?«
»Greve
ist Ausländer. Er ist unter eins achtzig. Und er leidet an einer
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