Headhunter
nickte.
Er
setzte sich auf den Stuhl am Fußende des Bettes und kippte ihn nach hinten
gegen die Wand, so dass der Lauf der Pistole nicht mehr direkt auf mich zeigte.
»Und
dann? Hast du die Haare an einer der Leichen befestigt?«
Ich
steckte die linke Hand in die Jackentasche.
»Halt!«,
schrie er, und ich sah, wie sich sein Finger fester auf den Abzug legte. Kein
erigierter Hahn. Eine Glock 17. Eine
Dame.
»Das
ist meine linke Hand«, sagte ich.
»Okay,
aber langsam.«
Ich
zog die Hand langsam heraus und warf den Plastikbeutel mit den Haaren auf den
Tisch. Greve nickte langsam, ohne den Blick von mir zu nehmen.
»Dann
hast du also kapiert«, sagte er, »dass die Sender in deinen eigenen Haaren
waren. Und dass sie sie dort für mich angebracht hat. Hast du sie deshalb
getötet?«
»War
das ein Verlust für dich, Clas?«, fragte ich und lehnte mich zurück. Mein Herz
hämmerte, trotzdem fühlte ich mich in dieser Stunde des Abschieds seltsam
entspannt. Die Todesangst des Fleisches traf auf die Ruhe des Geistes.
Er
antwortete nicht.
»Oder
war sie - wie hast du das genannt - bloß ein Mittel zum Zweck? Eine notwendige
Investition?«
»Warum
willst du das wissen, Roger?«
»Weil
ich wissen will, ob es Menschen wie dich wirklich gibt oder ob sie bloß
Erfindung sind.«
»Menschen
wie mich?«
»Menschen,
die nicht lieben können.«
Greve
lachte. »Wenn du darauf wirklich eine Antwort willst, brauchst du doch nur in
den Spiegel zu schauen, Roger.«
»Ich
habe jemanden geliebt«, sagte ich.
»Mag
sein, dass du Liebe imitiert hast«, antwortete Clas. »Aber hast du wirklich
geliebt? Kannst du das beweisen? Ich sehe eigentlich nur Indizien für das
Gegenteil. Du hast Diana das Einzige verwehrt, was sie außer dir haben wollte:
ein Kind.«
»Ich
hätte es ihr geschenkt.«
Er
lachte wieder. »Dann hast du dich doch noch anders entschieden? Und wann soll
das gewesen sein? Wann bist du zum reumütigen Ehemann geworden? Als du gemerkt
hast, dass sie es mit einem anderen treibt?«
»Ich
glaube an Buße«, antwortete ich leise. »An Buße und an Vergebung.«
»Dafür
ist es jetzt zu spät«, sagte er. »Diana hat weder deine Vergebung noch deine
Kinder bekommen.«
»Deine
auch nicht.«
»Ich
hatte nie die Absicht, ihr ein Kind zu machen, Roger.«
»Nein,
aber selbst wenn du es dir gewünscht hättest, wärst du wohl kaum dazu in der
Lage gewesen, nicht wahr?«
»Natürlich
wäre ich das. Hältst du mich für impotent?«
Seine
Replik kam sehr schnell. So schnell, dass nur eine Fliege mit ihrem besonderen
Zeitempfinden diese Nanosekunde des Zögerns bemerken konnte. Ich holte tief
Luft. »Ich habe dich gesehen, Clas Greve. Aus der ... Froschperspektive.«
»Worauf
willst du hinaus, Brown?«
»Ich
habe deine Reproduktionsorgane aus nächster Nähe gesehen. Viel näher, als mir
lieb war.«
Ich
sah, wie sich sein Mund langsam öffnete, und fuhr fort:
»Auf
einem Plumpsklo in der Nähe von Elverum.«
Greves
Mund schien Worte zu formen, aber es kam kein Laut über seine Lippen.
»Haben
sie dich so zum Sprechen gebracht in diesem Keller in Suriname? Haben sie sich
mit deinen Hoden beschäftigt? Mit Schlägen? Mit einem Messer? Die Lust haben
sie dir vielleicht nicht genommen, wohl aber deine Fortpflanzungsfähigkeit,
nicht wahr? Das bisschen, das von deinen Dingern noch übrig ist, scheint ja
mehr schlecht als recht zusammengeflickt worden zu sein.«
Greve
hatte den Mund jetzt geschlossen. Ein Strich in einem Gesicht aus Stein.
»Das
erklärt deine fanatische Jagd nach einem - wie du selbst gesagt hast - ziemlich
unbedeutenden Dealer quer durch den Dschungel. 65 Tage, nicht wahr? Das war der Mann, der dir deine Männlichkeit
genommen hat, nicht wahr? Der es dir verwehrt hat, Kopien von dir selbst zu machen.
Er hat dir alles genommen. Fast. Und deshalb hast du ihn umgebracht. Das
verstehe ich so weit.«
Doch,
ja, das war Inbaud, Reid und Buckley, Punkt 2. 3: ein moralisch
akzeptables Motiv für das Verbrechen vorschlagen. Aber ich brauchte sein
Geständnis gar nicht mehr. Stattdessen bekam er meines zu hören. Im Voraus:
»Ich verstehe das, Clas, weil ich vorhabe, dich aus dem gleichen Grund zu
töten. Du hast mir alles genommen. Fast.«
Greves
Mund machte ein Geräusch, das wohl ein Lachen sein sollte. »Wer von uns beiden
hat hier die Waffe in der Hand, Roger?«
»Ich
werde dich so töten, wie ich deinen verdammten Köter getötet habe.«
Seine
Kiefermuskeln bewegten sich, und seine Knöchel wurden
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