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Hear the Wind blow

Hear the Wind blow

Titel: Hear the Wind blow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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und lauschte dem Country & Western-Sender im Autoradio. Also wenn Dolly Parton einen schlimmen Fuß hätte, würde sie jedenfalls nicht in der Gegend rumsitzen und die ganze Zeit rumjammern, dafür leg ich meine Hand ins Feuer. Evonne behauptete, sie sei überhaupt nicht sauer, daß ich sie im Stich gelassen hätte, trotzdem fiel mir auf, daß sie nachher bei Mario’s das zweitteuerste Gericht auf der Karte bestellte, Kalbfleisch piccata , und es entging mir auch nicht, daß sie mich nicht auf einen Schlummertrunk hinaufbat, und auf eine zur Sache gehende Knutschstunde erst recht nicht. Vielleicht hätte ich doch noch ein paar Stunden auf diesen Typen warten sollen.

    Mariana klopfte zur üblichen Stunde an — zu früh. Als ich nach dem Frühstück das traute Heim verließ, war Mama schon wieder dabei, die Auslegeware zu staubsaugen.
    Es war kühl im Büro. Ich war gerade auf die Knie gegangen, um meinen Gasofen anzustellen, als ein zaghaftes Poch-Poch an der Tür ertönte. Sie war zwar nicht abgeschlossen, aber höflich, wie ich bin, ging ich hin und öffnete sie dem, der draußen stand.
    Eine Frau stand draußen. Eine Weiße in mittleren Jahren, die bis unters Kinn in einen dicken Mantel gehüllt war, der besser zur Ostküste als nach Kalifornien paßte. Sie hatte einen ziemlich frisch aussehenden Gipsarm und einen Hammer von einem Veilchen im Gesicht.
    Ich bat sie freundlich herein und verstaute sie auf meinem Zweitstuhl gegenüber dem Schreibtisch. Sie stellte sich mir als Mrs. Mavis Gillespie vor. Ich glaubte ihr nicht, ließ es aber durchgehen. Das Mrs. glaubte ich ihr, da sie einen schlichten goldenen Ehering trug.
    »Worum geht’s, Mrs. Gillespie ?« fragte ich sie, nachdem sie mehr oder weniger damit aufgehört hatte, auf ihrem Stuhl rumzurutschen. Sie führte die heile Hand an die geschwollene Wange, was wohl irgendwie als eine Art Antwort gemeint war, dann wandte sie den Kopf, um aus dem Fenster zu schauen. Ich verzichtete darauf, auch zu gucken. Ich wußte, was da draußen war. Wenn nicht gerade wie durch ein Wunder Mr. H. Houdini vorbeigekommen war, seit ich das letzte Mal vor drei Minuten hinausgesehen hatte, und alles in eine glitzernde Märchenlandschaft verwandelt hatte, Kapriolen drehende Feen und Faune inbegriffen, dann gab es da draußen einen kleinen Parkplatz, des weiteren ein paar von diesen komischen kalifornischen Palmen, von denen man immer nur den schuppigen Stamm sieht, weil die Kronen zwölf Meter weiter oben in dieser gelben Suppe verschwinden, die offiziell als L.-A.-Luft durchgeht. Ach ja, man konnte natürlich auch eine Straße sehen, den Victory Boulevard, und mehrere Millionen Autos.
    Schließlich sagte ich: »Hören Sie, möchten Sie vielleicht eine Tasse Kaffee oder so ?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Dreht sich’s um Ihren Mann ?«
    Dieses Mal nickte sie leicht. Dann sagte sie, immer noch ohne mich anzusehen, mit einem Hauch Dialekt in der Stimme: »Bitte, können Sie mir sagen, was Sie nehmen ?«
    »Klar«, sagte ich. »Fünfundzwanzig Dollar die Stunde, in der Regel.«
    »Warum?«
    Ich wußte nicht, worauf sie hinauswollte, darum sagte ich: »Warum nicht ?«
    »Warum so viel?«
    Ich hatte keine Ahnung. »Ich finde heraus, was ein Psychiater heutzutage verlangt, und halbiere den Preis .«
    Sie nickte, als ob das vernünftig klänge. Vielleicht war es das auch. Sie nahm fünf Fünf-Dollar-Noten aus ihrer Handtasche, eine nach der anderen, und reichte sie mir. Während sie das tat, konnte ich einen Blick von etwas erhaschen, das wie ein Rosenkranz aussah.
    »Vielen Dank, Mrs. Gillespie«, sagte ich. »Möchten Sie eine Quittung ?«
    Sie schüttelte wieder den Kopf. Ich hatte Angst, daß sie wieder anfangen würde, aus dem Fenster zu starren, darum sagte ich: »Hören Sie, Mrs. Gillespie, ich weiß, daß es nicht einfach ist, mit einem Fremden Privatangelegenheiten zu besprechen, aber ich unterliege wie jeder Doktor oder Anwalt oder Priester der Schweigepflicht.« Was zwar nicht wirklich der Fall war, aber na und? »Und außerdem, wenn ich das mal sagen darf, habe ich schon mehrmals Fälle bearbeitet, die mit schweren häuslichen Problemen zu tun hatten .« Was auch nicht stimmte, weil niemand in meiner Branche, abgesehen von harmlosen, kleinen Scheidungsfällen, irgendwas mit schweren häuslichen Problemen zu tun haben will, da meistens einer dabei verletzt wird, und dieser Jemand ist in der Regel Ihr wohlmeinender Gschaftlhuber. Ich müßte zwar lügen, um zu behaupten, daß

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