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Hear the Wind blow

Hear the Wind blow

Titel: Hear the Wind blow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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Chicos Kunstsammlung reserviert — mehrere Bilder von Vögeln, die er selbst gezeichnet hatte, wie sich herausstellte, ähnlich denen in Rickys Büro, ein paar Farbfotografien seines Heimatlandes und eine kleine nicaraguanische Fahne — blau mit weißen Querstreifen.
    Pobre Chico saß vornübergebeugt auf einem der Hocker vor dem erloschenen Feuer. Er wirkte kaum größer als seine winzige Schwester. Er hatte langes, schwarzes Haar, ein unrasiertes Gesicht und Augen, aus denen weiß der Trübsinn schimmerte; er trug saubere Jeans und einen Pullover, der immer wieder gestopft worden war. Ein geflochtenes Stirnband, das die Haare daran hinderte, ihm ins Gesicht zu fallen. Turnschuhe. Keine Socken. Ich wunderte mich vorübergehend, wie es ihm gelang, sich so sauberzuhalten.
    Ich verstand nicht alles von dem, was während der nächsten halben Stunde oder so gesprochen wurde, aber ein bißchen davon konnte ich aufschnappen, außerdem übersetzten Ricky oder Ellena einiges, während die Unterhaltung lief, und einiges später, darum beschreibe ich die Ereignisse in der Reihenfolge, wie sie stattfanden, um die Sache nicht unnötig zu komplizieren.
    Zuerst, nach einem kurzen Augenblick, hockte sich Ellena — mit einigen Mühen aufgrund ihres Zustands — neben den Kamin und fing an, die Asche fortzukehren. Chico schubste sie sanft beiseite und übernahm die Aufgabe selbst, was das erste Lebenszeichen von ihm war. Zweifellos hatte seine Schwester das beabsichtigt, da sie uns einen zufriedenen Blick zuwarf und sich vorsichtig auf den einzigen Stuhl setzte. Chico öffnete eine der Blechbüchsen, entnahm ihr trockenen Zunder und ein paar Kiefernzapfen, und bald darauf brannte ein Feuer unter dem Hängetopf. Den nahm er herunter, spülte ihn aus, füllte ihn mit frischem Wasser aus einem Tonkrug und hängte ihn zum Kochen wieder auf. Aus einer weiteren Büchse holte er Tassen, Zucker in einem Marmeladenglas und ein anderes Glas mit einigen trockenen Blättern, von denen ich das Schlimmste befürchtete, und stellte dann alles auf den Tisch. Ricky setzte sich auf das Bett; ich gesellte mich zu ihm. Ellena plauderte mit ihrem Bruder, und nach einer Weile antwortete er ihr, wenngleich sehr einsilbig. Einmal lächelte er, als sie auf ihren Bauch zeigte, und sagte: »Es ist schon größer als du .«
    Es war klar, daß wir den wahren Grund unseres Besuches nicht anschneiden würden, bis wir die Teezeremonie hinter uns gebracht hatten, darum schwatzten wir Belangloses, bis Chico dem heißen Wasser ein paar von den Blättern hinzugefügt und uns allen eine Tasse Tee eingeschenkt hatte. Er schmeckte so schlimm, wie ich befürchtet hatte, sogar noch mit drei Löffeln Zucker, aber wir schlürften ihn brav und machten anerkennende Schnalzgeräusche. Chico trank seinen in einem Zug aus, was gar keine schlechte Idee war, und machte dann das Care-Paket auf, das seine Schwester ihm mitgebracht hatte. Noch mehr Zucker, ein halbes Dutzend Konservendosen mit Sardinen und Thunfisch, Früchten, ein bißchen Kondensmilch, Mehl, eine Büchse Crisco-Backfett und Ersatzkerzen. Er schaute sich jedes Stück gründlich an, las auch manchmal das Etikett, dann räumte er alles ordentlich in die entsprechende Büchse oder das dafür vorgesehene Regal ein. Danach bekundete er seine Dankbarkeit, indem er seine Schwester aufs Haupt küßte und seinem Schwager einmal zackig die Hand schüttelte. Dann begann Ricky, der wohl fand, daß es langsam Zeit wurde anzufangen, ihn über die Schafe zu befragen, und das nicht gerade sehr schonend. Er ging zu ihm hinüber, schaute auf ihn hinab, zeigte mit dem Finger auf ihn und sagte:
    »Chico, bist du das gewesen ?«
    Chico ließ den Kopf hängen.
    »Sieh mich an«, sagte Ricky. Chico schaute hoch. »Warst du es ?«
    Schließlich nickte Chico.
    »Warum?«
    Chico zuckte die Achseln. Er wußte es nicht.
    »Wann?«
    Hatte er vergessen.
    »Was hast du mit ihnen gemacht ?«
    »Ich hab sie getötet .«
    »Wie?«
    Er streckte seine beiden Hände vor; dabei sah er nicht mal kräftig genug aus, um ein Marshmallow zu erwürgen.
    »Und dann?«
    Chico sagte, er hätte sie den Weg zum Tor hinunter getragen und auf die Zubringerstraße geworfen.
    »Und was dann?«
    »Dann bin ich geschwommen .«
    Ellena und ich blickten einander verständnislos an.
    »Geschwommen? Wo?«
    »Mit meinem Freund, dem großen Fisch, ich gehe oft da schwimmen .«
    Meine Fresse. Er planschte nur mitten in der Nacht mit einem Delphin herum, sonst nichts.
    Chico

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