Hear the Wind blow
Corona linderten den Schmerz ein wenig.
Dann auf zur Post, um ein paar Fotokopien zu machen, danach besuchte ich den Werkzeugteil des örtlichen Eisenwarenladens, dann rauf auf die Hollywood-Autobahn und hinein in die Innenstadt zum alten Justizgebäude Temple Ecke Broadway. Es erschien mir höflicherweise angebracht, die Polizei — oder genauer gesagt in diesem Fall das Sheriffs Department, da West Hollywood per Vertrag unter dessen Gerichtsbarkeit und Schutz stand — wissen zu lassen, was ich vorhatte. Die fünfzehnstöckige Hall of Justice , die damals Mitte der zwanziger Jahre erbaut worden war, ist das Hauptquartier des County Sheriff, eines gewählten Regierungsbeamten auf Kreisebene, und einer ansehnlichen Abteilung, die über ein Gebiet von L.A. County wacht, das sich über dreitausend Quadratmeilen von Bergen, Meeresküste, Inseln, Wüste, Vororte, 7-elevens, Pornoläden, Corndog-Buden und einen Haufen von Etablissements erstreckt, wo Leute hingehen, die nach Wissen dürsten — Bars. Das Gebäude selbst verfügt über Gerichtssäle und fünf Stockwerke Gefängnisunterkünfte unterm Dach sowie über Amtsräume der Spezialeinheiten — Streife, Sitte, Einbruch, Mord und Drogen. Das Sheriffs Department hat einen besseren Ruf als die meisten, wenn nicht alle großen Polizeieinheiten der Stadt; die Aufnahmebedingungen sind höher (einige Polizeistationen verlangen nicht mal einen Highschool-Abschluß ), die Ausbildung ist härter, vor allem, was den körperlichen Aspekt betrifft, und die Bindung an den Job und die Dienstehre ist auch höher.
Downtown L.A. sieht wie » downtown « überall aus, es ist der einzige Teil von Los Angeles, der wenigstens entfernt einer normalen Stadt gleicht. Es gibt Hochhäuser. Alte Hotels. Besoffene und Bettler, einen chinesischen Teil, einen japanischen Teil, ein Klein-Korea, eine Boutiquenmeile, den alten Blumenmarkt. Ich parkte halblegal, lief zu Fuß zur Hall, trug mein Anliegen vor, zeigte meinen Personalausweis, nahm den Fahrstuhl und saß in null Komma nichts einem Typen gegenüber, den ich entfernt kannte, einem Deputy mit dem niedrigen dritten Rang namens Will Mullins , der früher mal im Rauschgiftdezernat gearbeitet hatte, bis er eines Nachts, als er außer Dienst war, in einen Raubüberfall hineinstolperte und ihm ein Gewehrkolben ins Knie gerammt wurde. Seitdem saß er am Schreibtisch und kümmerte sich um die Gemeinde-Beziehungen, und da ich Beziehungen zu einer Gemeinde aufnehmen wollte, oder einem Teil einer Gemeinde, war er der Mann, den ich brauchte.
Er hatte ein bißchen zugenommen, unser Will, seit ich ihm das letzte Mal unten in der Nähe des Firestone-Reifendienstes in South L.A. in einer Bar begegnet war, wo sich Bullen gern rumtreiben. Sein Haar war auch ein bißchen schütterer geworden, wie ich erfreut feststellte. Und er trug jetzt eine Brille.
Nach dem üblichen Tarngerede, das immer erst zwischen uns Macho-Typen gewechselt wird, erzählte ich ihm, warum ich zu ihm gekommen war.
»Kleine Gefälligkeit unter Kollegen, könnte man es nennen«, sagte ich zu ihm.
»Ach ja, könnte man ?« sagte er humorlos. Er schien froh zu sein, daß ihn jemand bei der Aktendurchsicht unterbrochen hatte. »Und was könnte man da von mir wollen ?«
»Du könntest dein Gegenstück in West L. A. anrufen und ihm erzählen, was ich vorhabe .«
»Ich hab aber kein Gegenstück«, sagte er, »vor allem nicht in West L. A .« Er machte sich eine Notiz auf einem Block. »Was noch?«
»Stellt ihr Leute eigentlich diese Schilder für Nachbarschaftswachen zur Verfügung ?«
»Nein«, sagte er, »aber die kriegst du bei jedem Billigdrucker .«
»Hab ich mir schon gedacht. Ich brauch auch eine Telefonnummer«, sagte ich. »Die Hotline in der Gegend, unter der man einen Streifenwagen rufen kann, der nicht erst nach zwei Stunden kommt.«
»Die kannst du haben«, sagte er. Er blätterte eine Drehkartei durch, schrieb die Nummer auf und gab mir den Zettel. »Der zuständige Mann da ist Lieutenant Ronald Isaacs, bei allen, die ihn kennen und lieben, als Abie bekannt. Was noch? Was hast du so getrieben? Wie sieht das Leben da draußen aus? Irgendwelche Filmstars in letzter Zeit getroffen ?«
»Nichts anderes«, sagte ich. »Gerade gestern kam Tuesday Weld auf einen Sprung in meinem Büro vorbei. Und wie läuft’s bei dir ?«
Er schnitt eine Grimasse und warf mir ein getipptes Blatt auf den Schreibtisch, das die Überschrift »Ein Paradoxon in der Ausübung des Gesetzes — Das
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