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Hear the Wind blow

Hear the Wind blow

Titel: Hear the Wind blow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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ich Narben vorzuweisen hätte, die die obige Aussage belegen könnten, aber ich kann und werde auch sagen, daß ich zumindest eine Narbe als Beleg habe, und die ist ein Prachtstück; sie wurde mir mit kochendem Wasser beigefügt.
    Kein Lebenszeichen von Mrs. Gillespie, außer daß sie sich diesmal im Büro umsah, anstatt durch das verstärkte Spiegelglasfenster zu schauen. Das dauerte nicht besonders lange. Mein Büro war ungefähr drei sechzig mal drei sechzig groß, schmuddlig weiß gestrichen, mit einem tundrafarbenen (dunkelgrün, mein Schatz) Teppich und zwei Gegenständen an der Wand — einem Feuerlöscher und einem Kalender mit armenischen Schönheiten, den mir mein Kumpel Mr. Amoyan mit freundlichen Empfehlungen verehrt hatte. Ach ja, es gab außerdem noch ein Regalbrett, das mehr oder weniger Fachliteratur enthielt.
    »Ich kann nicht«, sagte sie plötzlich. Sie rappelte sich auf. Ihr Mantel öffnete sich ein bißchen; ich sah, daß sie eine Art religiöse Medaille an einer Kette um ihren Hals trug. Ich machte noch einen Anlauf.
    »Wenn es um Ihren Mann geht, dann haben Sie zwei klare Alternativen — bleiben Sie bei ihm oder verlassen Sie ihn. Die Polizei mischt sich nicht gern ein und darf es auch gar nicht, es sei denn, die Angriffe häuften sich und die angegriffene Partei würde sich entschließen, ihren Angreifer anzuzeigen, weil die Angriffe sich meistens wiederholen, wenn sich die Situation nicht ändert, wie zum Beispiel durch eine Gefängnishaft; die Frau kriegt die Vorwürfe zu hören und wird wieder verprügelt. Ich sag nicht, daß es einfach ist, jemanden zu verlassen, es kann jede Menge guter Gründe geben, es nicht zu tun, Kinder, Religion, Geldmangel, nirgendwo, wo man hingehen könnte, aber ein Weggehen löst zumindest ein Problem — aus der Ferne kann man nicht verprügelt werden.«
    Ich glaube, sie hörte mir zu, aber ich war mir nicht sicher, trotzdem sagte sie immer noch nichts. Ich versuchte es noch einmal.
    »Wenn Sie katholisch sind, nehme ich an, daß Sie bereits mit Ihrem Pfarrer gesprochen haben, was Sie nicht weitergebracht hat, ebenso mit Ihrem Mann, was Sie auch nicht weitergebracht hat, und ich gehe mal davon aus, daß Sie auch alles andere versucht haben, bevor Sie hierherkamen, weil eine Frau wie Sie wahrscheinlich nur zu einem Mann wie mir kommt, wenn es der letzte Ausweg ist. Hatten Sie irgendeine Vorstellung, welcherart meine Hilfe hätte aussehen sollen ?«
    Diesmal stand sie richtig auf, knöpfte ihren Mantel zu und ging zur Tür. Ich lief ihr nach, ich wollte ihr Geld nicht haben.
    »Hier«, sagte ich und hielt es ihr hin. »Die Rechnung geht auf mich .«
    Ich dachte erst, daß sie es nehmen wollte, aber sie schlug es mir aus der Hand, ziemlich kräftig, und ging. Ich sah ihr nach, wie sie die Straße zur Bushaltestelle auf der anderen Seite überquerte und sich dort auf die Bank setzte, die mit der Reklame für ein nahegelegenes, koscheres Bestattungsinstitut. Ein katholisches Bestattungsinstitut würde sie brauchen, dachte ich noch, wenn sie nicht ein paar Meilen zwischen sich und ihrem reizenden Gatten zurücklegte.
    Ich weiß nicht. Manchmal glaube ich, ich weiß es, und manchmal glaube ich, ich weiß es nicht. In Zweifelsfällen soll man essen, also machte ich den Laden dicht und trödelte zu Freds Deli auf der Ventura hinunter. Auf dem Weg dorthin fiel mir auf, daß Mrs. Gillespie immer noch auf der Bank saß, obwohl gerade ein Bus angehalten hatte und wieder losgefahren war. Bei Fred’s nahm ich mein übliches zweites Frühstück ein, Zwiebelbrötchen mit Quark (zwei), dazu ein Glas Buttermilch. Im Hinausgehen hielt ich einen kleinen Plausch mit Zwei-zu-Eins-Tim , einem Buchmacher, den ich kannte, der gleich bei Fred am Eingang hinter einer Art Schalter logierte; ich setzte zehn Mäuse gegen eine beachtliche Quote auf die Lakers , die an diesem Abend in Boston spielten. Leichtverdientes Geld.
    Als ich wieder im Büro saß, dachte ich ausführlich nach. Dann rief ich, nur um sicherzugehen, meinen Psychiaterfreund an, Art Feldman, der mir noch einen Gefallen schuldete, den Doktor, der sich Chico einmal ansehen sollte, aber wie ich es mir gedacht hatte, war er bis zum Ende der Woche verreist, sagte mir sein Anrufbeantworter. Er teilte mir außerdem mit, daß man ihn in dringenden Notfällen an einem der ersten neun Löcher eines Golfplatzes irgendwo in Südkalifornien antreffen könnte. Sehr witzig, Art. Damit stand und fiel Chico erst mal die nächsten paar

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