Heart Beat
Unterhaltung in den Sand gesetzt hatte.
Vermutlich von Anfang an. Ach Scheiße.
Erin schaffte es, Cole bis zur Abfahrt am frühen Sonntagnachmittag aus dem Weg zu gehen. Dabei hatte sie sich nicht mal sonderlich Mühe geben müssen, denn auch er schien nicht erpicht, ihren Streit vom Vorabend wieder aufzuwärmen. Sie konnte nicht fassen, ihn vor diese Entscheidung gestellt zu haben. Er hatte sie mit seinem unbegründet dämlichen Verhalten so wütend gemacht, dass sie explodiert war.
Heute tat ihr der Ausbruch leid. Auch wenn es im ersten Moment gut getan hatte, ihre Gefühle auszusprechen und für sich einzustehen, hinterließ dieses flüchtige Hoch einen überaus bitteren Nachgeschmack.
Als Chloe ihr anbot, mit ihr und Lewis zurück nach New York zu fahren, stimmte sie ohne Zögern zu. Sie konnte Cole ja nicht mal unter die Augen treten. Vier Stunden Autofahrt in unangenehmem Schweigen würden die Hölle bedeuten. Da die Dinge zwischen ihnen nun geklärt waren, enttäuschte ihn ihr Rückzug bestimmt nicht. Außerdem brauchte sie Abstand, um all das Gesagte und Nichtgesagte zu verdauen.
Die Fahrt nach Hause raubte ihr die letzten Kräfte. Chloe redete ohne Unterlass. Gab ihr Bestes, Erin aufzuheitern, als fühle sie sich für die Auseinandersetzung verantwortlich. Was Blödsinn war. Sie beide waren erwachsen und mussten für ihre Fehler und Entscheidungen selbst einstehen. Irgendwann gab Chloe auf, und so fuhren sie die restliche Stunde in angespanntem Schweigen.
Erst als Erin ihre Wohnung betrat, gab sie ihren Gefühlen nach und gestatte sich einen Moment der Wut und der Enttäuschung. Soweit hätte es zwischen Cole und ihr nicht kommen dürfen. Sie hätte auf ihren Instinkt hören und es verhindern müssen. Nun stand sie vor den Trümmern einer einst wunderbaren Freundschaft und fühlte sich so mies und leer wie nie zuvor in ihrem Leben.
Gott, sie musste sich ablenken. Dringend. Bevor sie als jämmerliches Häufchen Armseligkeit auf ihrem Sofa endete, darauf wartend, sich nicht mehr so sterbenselend zu fühlen.
Achtlos warf sie ihre Tasche in die Ecke, dann öffnete sie sich eine Flasche Rotwein, nahm sich ein Buch und ließ sich ein Schaumbad ein. Sie gönnte sich den ersten Schluck Wein, der sie ein ganz klein wenig entspannte, als ihr Handy vibrierte. Überrascht und zugleich ein wenig enttäuscht, stellte sie fest, dass die Nachricht von Robert war.
Wirst du meine Einladung für Samstag annehmen?
Erin kaute auf ihrer Unterlippe und überlegte, was sie ihm antworten sollte. Sie konnte die nächsten Wochen in Selbstmitleid versinken, doch die Wahrheit war, dass sich dadurch nichts an ihrer Situation ändern ließ. Nicht heute und auch nicht in einem halben Jahr. Also traf sie die einzig richtige Entscheidung:
Sehr gern. Ich freue mich
.
15. Kapitel
Der Anfang der Woche verlief hektisch. Die Abschlussprüfungen standen am Freitag an, und Erin bekam kaum Gelegenheit, sich Gedanken über ihren Bruch mit Cole oder das Date mit Robert oder über Chloes Anrufe zu machen, die sie alle großzügig ignorierte. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die letzten Vorbereitungen und versuchte, positiv auf ihre Studenten einzuwirken, die mit Fragen nur so um sich warfen.
Ausgelaugt betrat sie Mittwoch nach der letzten Stunde das Konferenzzimmer, da leuchtete ihr ein bunter Blumenstrauß entgegen, der mitten auf ihrem Schreibtisch thronte. Von einer bösen Vorahnung erfasst, legte sie ihre Unterlagen ab und griff nach der Karte, die zwischen den Blüten steckte.
Ich habe Mist gebaut. Es tut mir leid. C
.
Nicht Robert. Der Strauß war von Cole. Erin schluckte und drehte die Karte hin und her, doch mehr als die beiden Sätze standen darauf nicht geschrieben. Eine Entschuldigung. Müsste sie sich darüber nicht freuen? Doch irgendwie wirkten die beiden Sätze eher ernüchternd als berauschend.
Als sie wieder aufsah, saß Robert auf der Tischkante und musterte sie interessiert. »Du siehst aus, als hättest du einen Kaffee dringend nötig. Was hältst du davon, wenn wir uns im Café gegenüber einen genehmigen? Ich lade dich ein.«
Abwägend besah sie sich den Stapel Arbeiten, den sie nach Hause mitnehmen wollte, doch ehe sie Roberts Einladung ausschlagen konnte, sagte er: »Eine halbe Stunde, Erin. Die wird dir schon nicht abgehen.«
Vermutlich nicht.
Cole wartete vor dem Universitätsgebäude und hoffte, Erin zwischen all den Studenten nicht zu verpassen. Seit drei Tagen marterte ihn sein schlechtes
Weitere Kostenlose Bücher