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Heartless 03 - Lockruf des Herzens

Heartless 03 - Lockruf des Herzens

Titel: Heartless 03 - Lockruf des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
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hörte sie miteinander reden, kurz bevor der Schuss abgefeuert wurde.«
    Ihr Hals wurde eng. Sie schloss die Augen, und ihre Beine gaben nach. Wenn er sie nicht festgehalten hätte, wäre sie zu seinen Füßen zusammengesunken. Sie hatte darum gebetet, dass keiner sie gesehen hätte, dass man ihr glauben würde, dass sie ins Arbeitszimmer gerannt war, nachdem sie den Schuss gehört hatte. Doch offensichtlich hatte jemand gewusst, dass sie dort gewesen war.
    Seine Finger schlössen sich so fest um ihre Oberarme, dass es fast schon schmerzte. »Warum haben Sie ihn umgebracht? Haben Sie es aus Notwehr getan? Hat der Graf etwas gemacht...«
    »Ich habe ihn nicht umgebracht! W-wir hatten gerade unser Schachspiel beendet. Er stand auf, um sich vor den Kamin zu setzen, und i-ich ging gerade ein Buch holen, das er haben wollte. Der Graf hatte Schwierigkeiten mit dem Einschlafen, und deshalb las ich ihm abends häufig etwas vor. An dem Abend ließ er mich ein Buch von Lord Chesterfield aus seiner Bibliothek holen. Das las er zwar normalerweise nicht, aber er sagte mir, wo ich es finden würde, und ich war gerade dabei, es zu holen, als ich den Schuss hörte.«
    Unendlich lange lag sein Blick forschend auf ihrem Gesicht, bis er sie schließlich ganz langsam losließ. Glücklicherweise hatten ihre zitternden Beine sich entschlossen, ihr nicht den Dienst zu versagen.
    »Wenn das wahr sein sollte, warum haben Sie dann gelogen?«
    Jillian fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, die so trocken wie Pergament waren. Wenn der Graf sie nun an die Behörden übergab... lieber Gott, allein schon der Gedanke war ihr unerträglich. »Ich hatte Angst, dass Sie genau wie Atwater reagieren würden, wenn Sie wüssten, dass ich im Arbeitszimmer gewesen war. Ich befürchtete, dass Sie davon ausgehen würden, dass ich... dass ich den Graf ermordet hätte.«
    Wieder musterte er sie eingehend. Jillian sah ihm mit unverwandtem Blick und hoch erhobenem Kinn ins Gesicht und hoffte, dass er ihr glauben würde. Wieder verging eine kleine Ewigkeit, bis er einen Schritt zurücktrat. Auch jetzt konnte sie immer noch die Wut spüren, die er ausstrahlte, und auch die Erinnerung an seine langen, dunklen Finger auf ihren Armen war immer noch wach.
    »Sagen Sie mir, warum ich Ihnen glauben sollte.«
    Sie richtete sich noch ein bisschen mehr auf und heftete ihren Blick auf sein Gesicht. Was für ein wunderschönes Antlitz, dachte sie in irgendeinem verborgenen Winkel ihres Geistes, und so beunruhigend. »Weil ich Ihnen die Wahrheit gesagt habe, und ich glaube, dass Sie es in irgendeinem verborgenen Winkel Ihres Herzens wissen, denn sonst hätten Sie mir gar nicht erst geholfen.«
    Seine Mundwinkel verzogen sich nur andeutungsweise. »Wie kommen Sie überhaupt auf den Gedanken, dass ich ein Herz haben könnte?«
    Ja, warum eigentlich? Vielleicht lag es an der Zuneigung, die er für seinen herrlichen schwarzen Hengst empfand, oder den wunderschönen ägyptischen Antiquitäten, die mit so großer Sorgfalt arrangiert waren, als würde er die ihnen innewohnende Weisheit spüren.
    Doch wenn sie in diese strengen, unnahbaren Augen sah, dann fiel es ihr nicht schwer zu glauben, dass er genauso gefühllos war, wie er sich gab.
    »Ich sage Ihnen die Wahrheit. Ich habe den Grafen nicht erschossen.«
    Er erwiderte darauf nichts, sondern wandte sich nur um und ging weg. Er blieb neben einem runden Tisch mit Schnitzereien stehen, der vor dem Kamin stand. »Lassen Sie uns für den Moment davon ausgehen, dass ich Ihnen glaube.«
    Das Gefühl der Erleichterung, das sie durchströmte, war so heftig, dass sie leicht schwankte.
    »Wenn Sie wollen, dass ich Ihnen helfe, müssen Sie mir von jetzt an immer die Wahrheit sagen. Die ganze Wahrheit. Egal wie schmerzhaft das sein mag, egal wie sehr Sie sich fürchten. Mit weniger gebe ich mich nicht zufrieden. Und sollte ich noch einmal herausfinden, dass Sie mich getäuscht haben, werde ich Sie höchstpersönlich zum Magistrat schleifen.«
    Jillian zitterte und zweifelte keinen einzigen Moment daran, dass er jedes Wort ernst meinte. »Ich habe Ihnen alles erzählt. Zumindest alles, an was ich mich erinnere. Es ist alles so schnell gegangen, und ich war völlig außer mir. Aber ich habe ihn nicht umgebracht. Welchen Grund sollte ich denn überhaupt haben, diesem lieben alten Mann etwas an-zutun?«
    Eine seiner schmalen schwarzen Augenbrauen zuckte nach oben. »So haben Sie ihn also gesehen? Die meisten Mitglieder des ton sahen ihn als

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