Heartless 03 - Lockruf des Herzens
Seide strich um ihre Knöchel, als sie anmutig auf ihn zuschwebte und ihm blasse, schmale Hände entgegenstreckte.
Adam ergriff beide und zog sie zu sich heran, um ihr auf jede Wange einen Kuss zu geben. »Du bist schön wie immer, Arabella.«
Sie lächelte, denn sie war an die Schmeicheleien von Männern gewöhnt. »Wo hast du dich versteckt? Ich habe dich seit...wie lange ist es jetzt her? Mindestens sechs Monate, wenn nicht mehr.«
»Ich habe den Winter auf Blackwood Manor verbracht.« Dabei handelte es sich um seinen Landsitz südlich von London, an der Küste, nicht weit von Seaford. »Wie du weißt, bevorzuge ich die räumliche Weite. Ich bin erst vor ein paar Wochen wieder in die Stadt gekommen.«
»Nun, ich bin jedenfalls froh, dass du endlich doch die Zeit gefunden hast, mal bei mir vorbeizukommen. Die Saison hat gerade erst angefangen, und ich beginne mich schon zu langweilen. Wie ich schon sagte, es ist ein Vergnügen, dich zu sehen.« Sie warf ihm einen leicht schwülen Blick zu, obwohl sie längst kein Liebespaar mehr waren. »Das war es immer.«
Adam ging nicht auf ihre Anspielung auf ihre frühere Beziehung ein. Soweit er informiert war, pflegte Arabella Saunders, die vor acht Jahren Witwe geworden war, eine Liaison mit dem Herzog von Kerns. Trotz des verführerischen Anblicks, den sie in ihrem lavendelfarbenen Kleid, das für diese Tageszeit ein bisschen zu viel von ihrem herrlichen Busen zeigte, auch bieten mochte, so war er doch an nichts interessiert, was über die Freundschaft hinausging, die sie über die Jahre entwickelt hatten.
»Ich wünschte, dies wäre nur ein Besuch, um unsere Freundschaft wieder aufzufrischen«, meinte er zu ihr, »aber eigentlich hoffe ich, dass du mir vielleicht helfen könntest.«
»Natürlich, Adam, Liebster, du weißt, dass du mich nur zu fragen brauchst.«
»Eine Cousine von mir hat mir einen unerwarteten Besuch abgestattet. Sie kommt vom Lande, und es scheint da irgendwelche Familienprobleme zu geben, wie ich mir bis jetzt habe zusammenreimen können. Auf jeden Fall hat sie ihr Zuhause nur mit den Kleidern, die sie anhatte, verlassen. Ich hoffte, du könntest ihr vielleicht irgendetwas ausleihen, bis wir alles geregelt haben und sie wieder nach Hause gehen kann.«
»Eine Cousine, sagtest du?«
Er schenkte ihr ein undeutbares Lächeln, das ihre Vermutung, dass es sich bei seiner »Cousine« um mehr handeln könnte, weder verneinte noch bestätigte. Doch was immer sie annehmen mochte - auf eines konnte er sich verlassen: Arabella war keine Klatschtante. Sie würde weder seinen Besuch erwähnen noch die Tatsache, dass sie ihm ihre Kleider geliehen hatte.
»Wie gesagt, ich bin froh, wenn ich dir helfen kann. Meine Garderobe ist voller Sachen, die ich liebend gern loswerden würde. Dann hätte ich eine Entschuldigung, mir etwas Neues zu kaufen.«
»Sie wird nicht viel brauchen«, sagte er noch, als sie schon durch den Korridor davonschwebte. »Sie wird nicht sehr lange bleiben.«
»Trotzdem muss eine Frau immer gut angezogen sein«, rief sie ihm über die Schulter zu. Dann verschwand sie im Schlafzimmer.
Sie blieb länger weg, als er erwartet hatte, und als sie wieder erschien, hatte sie einen Pagen im Schlepptau, der einen ganzen Stapel mit Schachteln trug, die so hoch aufgetürmt waren, dass der zierliche junge Mann nicht über sie hinwegsehen konnte.
»Damit sollte sie eigentlich eine Weile auskommen. Sie kann sie ändern lassen, wenn sie m öchte. Sie braucht sie mir nicht zurückzugeben.«
Adam neigte sich nach vorn und küsste sie wieder auf die Wange. »Du bist ein Juwel, Arabella.«
Sie schenkte ihm ein schelmisches Lächeln. »Erzähl das bitte Seiner Gnaden, ja?« Dann warf sie den Kopf zurück. »Wenn ich länger darüber nachdenke, erscheint mir das allerdings nicht mehr so klug. William fängt an, ziemlich eifersüchtig zu werden. Das ist ein gutes Zeichen, findest du nicht auch?«
»Ein sehr gutes Zeichen«, meinte Adam. »Ich wünsche dir alles Gute, Arabella.«
»Viel Glück mit deiner... Cousine.«
Ohne auf Arabellas nicht sehr versteckte Andeutung zu achten, bedeutete Adam dem Pagen, ihm zu folgen, und verließ die Suite. Er lud die Schachteln in seine wartende Kutsche, setzte sich hinein und klopfte gegen das Dach.
Als die Kutsche anfuhr, beäugte Adam die Schachteln, die auf der gegenüberliegenden Bank fast bis zum Dach aufgetürmt lagen. Er stellte sich Jillian in den tief ausgeschnittenen Kleidern vor, die Arabella immer trug,
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