Heartless 03 - Lockruf des Herzens
ihr die Kraft, die sie brauchte. Eine Hand von ihm lag stützend an ihrer Taille, als sie sich in Bewegung setzten. Als sie aus der Zelle traten, sah sie ein kleines Viereck aus Licht am Ende des Ganges, und mit jedem Schritt, den sie darauf zu taten, kehrte mehr von ihrem Mut zurück.
Als sie den Gefängnisbau verließen und über den Hof gingen, war die Kraft in ihre Beine zurückgekehrt. Sie blieben kein einziges Mal stehen, bis sie durch das schwere Eisentor hindurch und auf die Kopfsteinpflasterstraße davor traten. Dort erblickte sie Blackwoods Krone auf einer teuren schwarzen Kutsche.
»Danke, dass Sie gekommen sind.« Ihre Beine fühlten sich ein bisschen zittrig an, als er ihr hineinhalf. Sie setzte sich auf die Bank, aber statt sich ihr gegenüber hinzusetzen, nahm Blackwood neben ihr Platz. Er reichte ihr ein Taschentuch, und sie wischte sich damit die Augen und putzte sich die Nase. »Ich war mir nicht sicher, ob Sie kommen würden.«
Eine schwarze Braue zuckte nach oben. »Tatsächlich?«
Sie schluckte. Vielleicht hatte sie im tiefsten Innern ihres Herzens doch gewusst, dass er kommen würde. Obwohl sie keinen Grund nennen könnte, warum er das tun sollte. Vielleicht hatte es etwas mit Pflicht und Ehre zu tun und damit, dass er als ehemaliger Armeeangehöriger daran gewöhnt war, für andere zu kämpfen, die dazu nicht in der Lage waren.
»Was soll ich jetzt tun?«
Er blickte auf ihre Hände, die verkrampft in ihrem Schoß lagen. »Im Moment gar nichts. Ich habe einen Anwalt engagiert. Er ist ein Freund von mir und heißt Garth Dutton. Er hat mich zum Büro des Magistrats begleitet und dabei geholfen, alles zu arrangieren, damit man Sie in meinen Gewahrsam entlässt. Sie können sich dafür auch beim Herzog und der Herzogin von Rathmore bedanken. Ich bin mir nicht sicher, ob wir ohne deren Unterstützung erfolgreich gewesen wären.«
»Die Herzogin war da, als man mich holte. Sie war... sehr nett.«
Seine Lippen verzogen sich zu einem angedeuteten Lächeln. »Kassandra hat viele gute Eigenschaften. Ich nehme an, dass Nettigkeit eine davon ist.«
»Sie mögen sie.«
»Ich mag alle beide. Ich habe das Glück, die beiden meine Freunde nennen zu dürfen.«
»Es scheint so, als hätte ich auch Glück, dass ich Sie als Freund gewonnen habe.«
Sein Blick ließ ihre Augen nicht los. »Vielleicht, Jillian, werden wir irgendwann viel mehr als das sein.«
Sie weigerte sich, darüber nachzudenken, was er damit meinen könnte. Gewiss sprach er nicht von Heirat. Nicht mit dem mittellosen früheren Schützling des Grafen von Fenwick, mit einer Frau, die unter Mordverdacht stand.
Er streckte die Hand aus und ergriff die ihre. Seine Hand war langgliedrig und elegant, sie erinnerte sich an die Hitze, die von ihr ausgegangen war, als sie an ihrer Brust gelegen hatte.
»Garth hat darum gebeten, den Prozess zu vertagen, und weil Sie einen Herzog und einen Grafen auf Ihrer Seite haben, hat man dem zugestimmt. Dann habe ich noch das Gleiche wie Howard Telford getan und eine Belohnung ausgesetzt: für jegliche Information, die zur Ergreifung des Mörders des Grafen führen kann.«
»Aber ich kann es mir nicht leisten...«
»Sehen Sie es als Leihgabe an«, meinte er und unterbrach damit ihren Einwand. Ein dunkler Funke flammte in seinen Augen auf. »Wir werden uns über die Rückzahlung Gedanken machen, wenn alles vorbei ist. Bis dahin werde ich erst einmal einen Burschen zu Fenwick schicken, der Ihre Sachen abholen soll. Ich bin sicher, dass Sie gern wieder Ihre eigenen Kleider anziehen würden.«
Sie versteifte sich, als sie sich wieder daran erinnerte, dass die Kleidung, die sie zurzeit trug, seiner Mätresse gehörte. »Ja, da haben Sie Recht.«
Sein Blick glitt zur Schwellung ihrer Brüste über dem unanständig tiefen Ausschnitt ihres Kleides. »Aber natürlich sind da gewisse... Vorzüge... gegenüber den Sachen, die Sie bisher getragen haben.«
Sie errötete, und die Hitze breitete sich in ihrem ganzen Körper aus, sodass bestimmt auch ihr Busen rot geworden war. Die Hitze in seinen Augen bestätigte ihr dies, und schnell wandte sie den Blick ab. Blackwood lehnte sich wieder in seinem Sitz zurück und musterte sie unter schweren Lidern hervor, sodass sie sich sehr unwohl fühlte.
Jillian wich seinem beunruhigenden Blick aus und schaute aus dem Fenster. Ein verspielter hochsitziger Phaeton rollte an ihnen vorbei. Ein junger Dandy, der eine schwarze Halsbinde und einen flaschengrünen Frack trug, hielt
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