Heartless 03 - Lockruf des Herzens
über der Leiche, als der Butler hereinkam, und sie lief weg, als er sie des Mordes beschuldigte. Was für Beweise brauchen Sie denn noch?«
»Vielleicht hatte sie einfach Angst, Angst, dass keiner an ihre Unschuld glauben würde.«
»Unschuld? Ich weiß nicht, was diese Frau Ihnen erzählt hat, aber sie kam unter dem Vorwand, dass sie Hilfe brauchte, in das Haus meines Onkels und verführte den armen Mann. Sie lebte ganz offen als seine Mätresse in seinem Haus! Eine Person von so niederer Moral ist auch zu einem Mord fähig.«
Adam nahm noch einen Schluck. Er hatte mit Howard Telford sprechen wollen. Er hatte mit seiner Feindseligkeit gegenüber Jillian gerechnet - schließlich waren auch viele der Dienstboten des Grafen davon überzeugt, dass sie schuldig war. Aber Adam war immer davon ausgegangen, dass der verstorbene, alternde Graf Jillians Unschuld und Hilflosigkeit ausgenutzt hätte. Er mochte es nicht, wenn jemand sagte, sie hätte den alten Mann verführt.
»Ihr Onkel war ganz offensichtlich Miss Whitneys Beschützer«, erklärte er mit eiserner Beherrschung. »Welches Motiv sollte sie denn haben, ihn umzubringen?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht hatte er sie über. Vielleicht hatte er keine Lust mehr auf das Gerede, wodurch sein Name und der Name der Familie litten, und er hatte ihr gesagt, er wolle sie verlassen. Doch egal, was der Grund war - Tatsache bleibt, dass mein Onkel tot ist und Jillian Whitney ihn erschossen hat. Ich möchte, dass Sie ihr Ihre Unterstützung entziehen und der Gerechtigkeit ihren Lauf lassen.«
»Und wenn Sie nun doch Unrecht hätten und Miss Whitney unschuldig ist?«
»Die Frau ist eine Mörderin. Ich weiß, dass sie schön ist und recht charmant sein kann, aber wie man so treffend sagt - Schönheit ist nur äußerlich. Und eine gute Schauspielerin kann sogar einen intelligenten Mann wie Sie hereinlegen. Täuschen Sie sich nicht, Mylord. Fallen Sie nicht Jillian Whitneys Charme zum Opfer, sonst enden Sie noch genauso wie mein armer, toter Onkel.«
Adam erwiderte nichts. Er wusste nicht, wie viel von dem, was Howard Telford sagte, richtig war, aber seine Finger verkrampften sich, ohne dass er es merkte, um das Glas.
Howard hatte nichts mehr zu sagen, drehte sich einfach um und ging auf die Tür zu.
»Noch eine letzte Frage«, sagte Adam und veranlasste den Mann, noch einmal stehen zu bleiben.
»Ja...?«
»Wo waren Sie in der Nacht, als der Mord geschah?«
Howards Gesicht lief puterrot an. »Sie wollen mich doch nicht etwa beschuldigen!«
»Ich beschuldige niemanden. Trotzdem sind Sie derjenige, der den größten Vorteil aus dem vorzeitigen Dahinscheiden Ihres Onkels zieht.«
Howards Lippen wurden schmal. »Ich war auf einer Abendgesellschaft bei Lord und Lady Foxmoor. Wenn Sie an meinen Worten zweifeln sollten, werden Sie bestimmt viele Leute finden, die mich gesehen haben - denn ich war bis weit nach zwei Uhr morgens dort.«
Adam sah dem Grafen hinterher, als dieser aus dem Salon stürmte. Ein Blick auf die Kaminuhr sagte ihm, dass es fast fünf Uhr war. Der Nachmittag flog förmlich dahin. Er dachte an Jillian und fragte sich, wie viel von dem, was Fenwick gesagt hatte, stimmte. Eine gute Schauspielerin kann sogar einen intelligenten Mann wie Sie hereinlegen.
Sein Treffen mit Benjamin Morrison war auf morgen Abend festgesetzt worden. Doch statt der Leichtigkeit, die er verspürt hatte, nachdem er bei Peter Fräser gewesen war, erfüllte Adam nun Furcht, wenn er an das Treffen dachte.
9
Irgendetwas war nicht in Ordnung. Jillian konnte das spüren. Den ganzen Tag war der Graf schlecht gelaunt und angespannt gewesen. Er hatte sich die ganze Zeit in seinem Arbeitszimmer eingeschlossen und war nur kurz herausgekommen, als Reggie ihn zum Abendessen gerufen hatte.
Die Mahlzeit war eine steife, unbehagliche Angelegenheit. Adam sagte wenig und starrte sie nur mit seinen dunklen, nachdenklichen Augen an, sodass sie am liebsten unruhig auf ihrem Stuhl herumgerutscht wäre. Sie wollte fragen, ob im Laufe des Tages etwas geschehen sei, doch er schien seltsam abwesend, und sie gewann nicht den Eindruck, dass er ihr etwas erzählen würde. Stattdessen entschuldigte er sich und zog sich wieder in sein Arbeitszimmer zurück.
Eine Weile wanderte Jillian durchs Haus, um hier und da stehen zu bleiben und einzelne interessante Artefakte aus der Sammlung des Grafen näher in Augenschein zu nehmen. Sie war immer noch viel zu ruhelos, um überhaupt an Schlaf denken zu
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