Heartless 03 - Lockruf des Herzens
hinunter.
»Blackwood hält stets loyal zu seinen Freunden«, sagte die Herzogin. »Er wird Sie nicht im Stich lassen. Und wenn er sich etwas vornimmt, schafft er es auch.«
Das waren die letzten Worte, die Jillian hörte, ehe die Männer sie in die wartende Kutsche schoben und zwei von ihnen hinter ihr einstiegen. Der große Mann und der mit den vernarbten Händen stiegen mit zum Fahrer auf den Kutschbock. Einer von ihnen löste die Bremse, und die Hufe der Pferde begannen auf der gepflasterten Straße zu klappern.
Lieber Gott, sie brachten sie ins Gefängnis, genau wie der Graf gesagt hatte.
Im Innern der stickigen und übel riechenden Kutsche lief
Jillian ein Schauer über den Rücken. Herr, betete sie, bitte, lass ihn mich holen kommen.
Aber sie war sich keineswegs sicher, ob er das tun würde.
Kitt Barclay, die Herzogin von Rathmore, ging in der Halle von Lord Blackwoods Stadthaus auf und ab, während sie auf seine Rückkehr wartete. Verflucht, wo war er? Mittlerweile waren zwei unendlich lange Stunden vergangen. Sie sagte gerade etwas in diesem Sinne zu Reggie, als sie hörte, wie der Türknauf gedreht wurde und Blackwood endlich hereinkam.
Bei ihrem Anblick hob er den Kopf und merkte sofort, dass etwas nicht in Ordnung war, als er ihren Gesichtsausdruck sah. »Kassandra. Was verschafft mir die Ehre?«
»Ursprünglich war ich hergekommen, um herauszufinden, was es mit den geheimnisvollen Besuchen zwischen dir und meinem Mann auf sich hat. Aber ich glaube, dass ich die Antwort bereits kenne, nachdem ich in deiner Eingangshalle auf vier Wachmänner getroffen bin, die eine sehr reizende, sehr verängstigte junge Frau im Schlepptau hatten.«
Unter seinen hohen Wangenknochen wurde sein Gesicht ganz weiß. Er drehte sich zum Butler um, der nur ein paar Schritte hinter ihm stand. »Man hat Jillian mitgenommen? Wie lange ist es her, dass man sie abgeholt hat?«
»Ungefähr zwei Stunden, Major. Es gab nichts, was wir hätten tun können. Ich sagte ihnen, dass sie sich Ihnen gegenüber verantworten müssten, wenn man ihr auch nur ein Haar krümmen würde.«
Blackwood nickte mit grimmiger Miene. »Danke, Reggie.«
Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Kitt. »Ich fürchte, du musst mich entschuldigen. Ich muss mich jetzt leider um eine sehr dringende Angelegenheit kümmern.« Blackwood ging los, und Kitt eilte an seiner Seite mit.
»Ich weiß, dass du es eilig hast. Ich möchte nur, dass du weißt, wenn deine... wenn Miss Whitney einen Platz braucht, wo sie bleiben kann, bis alles geregelt ist, dann ist sie auf Rathmore Hall herzlich willkommen.«
Er warf ihr einen dankbaren Blick zu, schüttelte aber entschieden den Kopf. »Ich weiß das Angebot zu schätzen, aber das wird nicht nötig sein.«
»Mit anderen Worten, Clay möchte nicht, dass eine potentielle Mörderin im selben Haus wie seine Frau wohnt, und du wirst ihm in dieser Sache nicht widersprechen.«
Fast hätte er gelächelt. »Du bist nahe dran.«
»Aber du willst sie jetzt doch herausholen?«
Mit weit ausholenden Schritten ging er durch den hinteren Teil des Hauses zu den Stallungen, um seine Kutsche fertig machen zu lassen, während Kitt ihm dicht auf den Fersen blieb. »Jillian ist unschuldig. Sie gehört einfach nicht ins Gefängnis.«
»Du wirst vielleicht Hilfe brauchen, um ihre Freilassung zu erwirken«, erklärte ihm Kitt, während sie sich bemühte, mit ihm Schritt zu halten. »Sag den Leuten, dass der Herzog und die Herzogin von Rathmore dich in dieser Angelegenheit voll und ganz unterstützen.«
Er blieb stehen, drehte sich zu ihr um, nahm sie bei den Schultern und beugte sich dann nach vorn, um sie auf die Wange zu küssen. »Danke, Kitt. Dein Gatte kann sich sehr glücklich schätzen.«
Sie errötete. Sie wusste nicht, wie er das geschafft hatte, denn schließlich war sie eine glücklich verheiratete Frau. »Ich wünsche deiner Lady viel Glück«, rief sie ihm noch hinterher.
Er nickte ihr dankend zu. Früher hatte sie ein wenig Angst vor ihm gehabt. Doch in den vergangenen paar Monaten hatte sie begonnen, seine Stärke und seinen Mut zu bewundern und ein Gespür für die tiefe Einsamkeit zu bekommen, die ihn erfüllte. Sie hoffte, dass diese Frau, Jillian Whitney, seine Einsamkeit lindern könnte, die er so meisterhaft verbarg.
Und sie hoffte inbrünstig, dass Jillian den Mord nicht begangen hatte.
Drei endlose Stunden lang schritt Jillian in dem feuchten Raum, dessen Wände aus rauen Mauersteinen bestanden,
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