Heaven (German Edition)
als die Jagd auf dich eröffnet wurde.»
«Im Ernst? Er hat meinetwegen seinen Job aufgegeben?»
«Er war für diese Art von Leben ohnehin nicht gemacht. Zach ist ein Übergangsengel, mit Leib und Seele.»
«Woher weißt du das?», fragte ich neugierig.
«Weil er auch mich betreut hat», antwortete Emily selbstgefällig. «Als ich hier ankam, hat er mich nämlich auch empfangen. Und jetzt arbeitet er wieder mit den Kindern.»
«Aber du warst schon sechzehn», sagte er. «Eigentlich kein Kind mehr.»
«Es fiel mir sehr schwer, mich einzugewöhnen», sagte Emily. «Also hat man ihn zu Hilfe gerufen. Und es hat funktioniert. Zach bewirkt hier wirklich etwas, deshalb wäre es ein Jammer gewesen, wenn er bei den Reitern geblieben wäre. Niemand hielt das für eine gute Idee. Aber jetzt ist er wieder da.»
«Und weißt du, wo ich ihn finde?»
«Natürlich», sagte sie, als läge das auf der Hand. Keinen Wimpernschlag später stand Emily neben mir und nahm meine Hand. Ihre Finger fühlten sich kalt und zerbrechlich an, wie aus Glas. Ich hörte sie leise flüstern, und nur einen Moment später begann sich das Zimmer um uns aufzulösen. Xaviers Bett mit der dunkelblauen Decke, sein Schreibtisch und der Fußball neben der Tür verblassten an den Enden. Ich hielt Emilys Hand fest, das Ganze machte mich regelrecht seekrank. Während sich ein Gegenstand nach dem anderen in Luft auflöste, öffnete sich erneut der regenbogenfarbene, Licht reflektierende Durchgang, den Eva benutzt hatte. Emily schien genau zu wissen, wo sie hin musste, und so ließen wir uns von dem bunten Korridor aufnehmen und dahintreiben.
Als ich die Augen öffnete, fand ich mich in einem Garten wieder. Ich sah an mir herunter, um mich zu versichern, dass ich noch ganz war, und entdeckte, dass meine Arme und Beine mit regenbogenfarbenen Streifen bedeckt waren.
«Das wäscht sich raus», sagte Emily und wischte sich die Hände an ihren Oberschenkeln ab, da sie mit farbigem Puder bedeckt waren. Sie pustete es in den Wind.
Als der Schwindel endlich nachgelassen hatte, sah ich mich um. Vor uns breitete sich ein glitzernder See aus, umrahmt von hohen Bäumen, deren Spitzen sich in den Wolken verloren. Die Luft war warm und von Vogelgezwitscher erfüllt. Ein Stück von uns entfernt entdeckte ich Zach. Er saß im Schneidersitz inmitten von Kindern auf dem Boden. Seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten, hatte er sich nicht verändert: Er war noch immer schmächtig, hatte dunkles Haar und eine olivfarbene Haut. Seine grünen, strahlenden Augen zeigten noch immer den üblichen schelmischen Ausdruck, so als ob er etwas wüsste, was sonst keiner ahnte. Mit seiner Stupsnase und dem frechen Lächeln wirkte Zach wie die himmlische Version des Rattenfängers. Und genau das war es, was auch die Kinder so anzog. Warum er jemals zu den Reitern gegangen war, blieb ein Rätsel.
Als Zach mich erblickte, entschuldigte er sich bei der Gruppe und stand auf. Die Kinder protestierten leise, sie wollten ihren Anführer nicht gehen lassen. Während er barfuß auf uns zukam, rollte sich ein weiß gepflasterter Weg vor ihm aus.
«Du siehst gut aus, Emily.» Er zwinkerte ihr zu. «Hallo, Beth. Das ist lange her.»
«Allerdings», sagte ich. «Gut zu sehen, dass alles beim Alten ist.»
«Oh, das würde ich nicht gerade sagen», antwortete Zach. «Aber alles kehrt letztlich wieder zurück.»
«Du hast die Reiter wirklich verlassen?», fragte ich. «Ich wusste nicht mal, dass das möglich ist. Ich dachte, man bleibt dort ein Leben lang.»
Zach blickte achselzuckend um sich. «Ich habe die Kinder vermisst. Und das Militär war nicht mein Ding.»
«Warum bist du dann überhaupt eingetreten?»
Er sah mich mit seinen smaragdgrünen Augen an. «Ach, du weißt schon: Ich war betrunken, und schon war sie getroffen, die falsche Entscheidung.» Emily kicherte. Ganz offensichtlich war sie von allem begeistert, was Zach über die Lippen kam. «Nenn es Selbstfindungsphase», fuhr er fort. «Ich musste herausfinden, wohin ich gehöre. Ein Moment des Zweifelns, wenn du so willst.»
«Aber jetzt ist er wieder bei uns.» Emily umarmte ihn.
Zach lachte und wuschelte ihr durchs Haar. «Die hier ist etwas Besonderes.» Dann sah er mich prüfend an. «Aber ich schätze mal, du bist nicht einfach zum Plaudern hier?»
«Wir brauchen deine Hilfe», sagte Emily, bevor ich antworten konnte. «Das war meine Idee.»
Sie klang wirklich wie ein Kind, lechzte geradezu nach Anerkennung. Doch das war
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