Heaven (German Edition)
nicht ihr Fehler. Sie blieb für immer ein Kind, ihre Seele war nur so weise, wie ihr die sechzehn Lebensjahre erlaubten.
«Hmmm …» Zach presste unter seinem Kinn die Finger zusammen. «Und wie kann ich euch dienen?»
«Beth möchte zurück auf die Erde», erklärte Emily.
«Ach, tatsächlich?» Zach warf mir einen Blick zu. «Ich dachte mir schon, dass es in die Richtung geht. Aber wieso glaubt ihr, dass ich sie zurückbringen kann?»
«Glaube ich gar nicht», antwortete ich. «Aber vielleicht kannst du mir den richtigen Weg weisen. Es muss irgendeinen Fluchtweg geben.»
«Es kommt selten vor, dass jemand den Himmel verlassen möchte», sagte Zach. «Eigentlich ist hier Endstation.»
«Ich bin aber nicht wie alle. Nicht mehr. Ich halte es hier nicht aus.»
«Nein, das stimmt so nicht. Du hältst es nur ohne Xavier nicht aus», korrigierte mich Zach. «Aber auch er wird eines Tages hier enden.»
«Ich will Xavier aber nicht als Geist wiedersehen», sagte ich. «Ich möchte mit ihm leben – auf der Erde.»
«Dann gibt es nur einen Weg», sagte Zach. «Du musst deine Göttlichkeit aufgeben.»
«Aufgeben?», wiederholte ich. «Du meinst, für immer?»
«Ja», sagte Zach. «Alles, was den Engel an dir ausmacht, muss gehen. Wenn du leben möchtest wie ein Mensch, dann musst du einer werden.»
«Und wie genau gebe ich meine Göttlichkeit auf?», fragte ich vorsichtig.
«Ich kenne nur eine Möglichkeit. Und die wird dir nicht gefallen», sagte Zach ernst. «Du musst dir die Flügel ausreißen.»
Meine Gedanken wanderten sofort zu Gabriel und wie sich menschliche Züge in ihm gezeigt hatten, als seine Flügel zerstört waren. Komplett ausgerissen waren sie allerdings nicht gewesen, da Raphael gekommen war und die Dämonen daran gehindert hatte, ihr Werk zu beenden. Aber ich wusste, wie schmerzhaft die Prozedur für meinen Bruder gewesen war und welch großen Schaden sie angerichtet hatte. Es war, als würde man einen Menschen dazu auffordern, sich die Beine abzuschneiden.
«Gibt es eine Alternative?», fragte ich. «Irgendetwas?»
«Möglich», sagte Zach. «Aber ich kenne keine.»
«Könnte ich nicht einfach weglaufen?»
«Hast du das nicht schon versucht?», spöttelte er. «Das funktioniert nicht. Man kann aus dem Himmel nicht fliehen.»
«Ich habe meine Sache bis jetzt wirklich ganz gut gemacht», sagte ich beherzt. «Wir haben die Reiter bekämpft und gewonnen. Ich bin nur hier, weil sie mit unfairen Mitteln gespielt haben.»
«Ja, die Sache mit dem jungen Mädchen», sinnierte Zach. «Dadurch dass sie die Kleine mit hineingezogen haben, haben sie ganz schön viele Regeln gebrochen.»
«Sie hatten bereits sämtliche Regeln gebrochen, als sie in einem Saal voller Studenten aufgetaucht sind», sagte ich erregt. Schon bei der Erinnerung stieg die Wut in mir auf. «Sie haben unseren Freund Spencer getötet.»
«Ich weiß», murmelte Zach. «Und das tut mir leid. Das durften sie nicht.»
«Können wir sie nicht anzeigen oder so?»
«Dafür bräuchtest du jemanden, der eine Nachricht zu Unserem Vater bringt. Und der hat im Moment extrem viel zu tun. Die Menschen verlieren ihren Glauben, die Welt gerät in falsche Hände.» Er starrte mich an. «Bist du sicher, dass du zurück möchtest?»
«Ja», sagte ich mit Nachdruck. «Lieber lebe ich in einer unvollkommenen Welt, aber mit Xavier, als auf alle Ewigkeiten hier allein zu bleiben.»
«Es ist deine Entscheidung. Aber denk gut darüber nach. Sie ist nicht mehr rückgängig zu machen.»
Ich seufzte, aber die Sache war klar: Ich würde meine Göttlichkeit aufgeben, und zwar bald.
«Sag mir, was ich tun muss», wandte ich mich an Zach. «Sag es mir, und ich tue es.»
«Sprich mit Josef», antwortete Zach. «Er kann dir helfen.»
Ein kleines Kind trat heran, zupfte ihn am Ärmel und versuchte, ihn in den Kreis zurückzuziehen. Alle Kinder warteten erwartungsvoll auf seine Rückkehr.
«Ich muss gehen», sagte Zach und sah den Kleinen an.
«Warte», rief ich. «Wer ist Josef? Und wie finde ich ihn, wer immer er auch ist?»
«Du kannst ihn nicht finden», sagte Zach. «Aber er dich. Ich lasse ihn wissen, dass du ihn suchst.»
«Hat er …» Ich zögerte. «Hat er das schon mal versucht? Hat er schon mal jemanden zurückgeschickt?»
«Ja.»
«Und hat es geklappt?»
«Das weiß ich nicht.»
«Das weißt du nicht?», erwiderte ich fassungslos. «Das glaube ich nicht.»
«Tut mir leid, Beth, ich kann dir da nicht weiterhelfen. Ich weiß nur,
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