Heaven (German Edition)
Jeans und saß mit einem Teddybär mitten auf Xaviers Bett.
«Hi», sagte ich unbehaglich. «Ich bin …»
«Ich weiß, wer du bist», unterbrach mich Emily.
«Klar.» Ich biss mir auf die Lippe. «Und vermutlich bist du nicht gerade heiß darauf, mich kennenzulernen.»
«Stimmt, ich bin nämlich stinksauer auf dich.» Sie nickte und lehnte sich in die Kissen zurück.
«Klar», sagte ich. «Die Neue ist nie beliebt.»
«Darum geht es doch gar nicht.» Emily runzelte die Stirn. «Er sollte sich natürlich eine neue Freundin suchen und irgendwann heiraten. Das habe ich von ihm erwartet, und es war auch mein Wunsch!»
«Aber?»
«Aber du hast alles kaputt gemacht», sagte sie vorwurfsvoll. Ich bemerkte, dass ihre Nägel zu kurzen Stümpfen heruntergebissen waren. «Er sollte Medizin studieren, ein nettes Mädchen kennenlernen, heiraten, das ganze Einfamilienhaus-mit-Gartenzaun-Programm.»
«Sehe ich auch so», war alles, was ich sagen konnte. Ich war vollkommen ihrer Meinung.
«Stattdessen hast du ihn in diese ganze miese Geschichte hineingeritten», sagte sie und strich sich die blonden Haare aus der Stirn. «Du hast keine Ahnung, was er alles für mich getan hat. Er hat auf mich aufgepasst, seit wir vierzehn waren.»
«Er hat mir nie viel darüber erzählt», murmelte ich. «Er spricht nicht gern über dich … jedenfalls nicht mit mir.»
«Er ist ein Junge.» Emily zuckte die Achseln. «Sie unterdrücken ihre Gefühle.»
«Warum musste Xavier auf dich aufpassen?», fragte ich.
«Mein Dad ist abgehauen, als ich zwei war», sagte Emily. «Als ich in der achten Klasse war, hat meine Mom ihren Job verloren, was sie völlig aus der Bahn geworfen hat. Meine große Schwester begann, Drogen zu nehmen. In meinem Leben lief alles schief. Das einzig Gute war Xavier. Nachdem ich gestorben war, wünschte ich mir mehr für ihn. Er hatte schon genug geleistet, hatte sich um ein Mädchen gekümmert, das nur Mist an der Backe hatte. Die nächste Beziehung sollte anders sein, normal !»
«Emily, ich weiß, dass ich nichts weniger bin als normal», sagte ich. «Und vielleicht war es egoistisch von mir, es zuzulassen, aber ich hatte keine Ahnung, wie weit das alles gehen würde. Wenn ich am Anfang gewusst hätte, was ich ihm antat, hätte ich ihn in Ruhe gelassen. Aber ich liebe ihn sehr, das musst du mir glauben.»
«Es ist mir völlig egal, was du empfindest», sagte Emily. «Aber seine Gefühle sind mir wichtig. Und er liebt dich. Was für ein Glück für dich! Denn ich bin zwar immer noch wütend auf dich, will aber auf keinen Fall, dass er schon wieder jemanden aufgeben muss. Er hat genug verloren, findest du nicht?»
«Heißt das, du hilfst mir?»
«Das heißt, dass ich ihm helfe», korrigierte sie mich. «Und wenn das zufällig auch dir hilft, dann ist es eben so.»
«Danke», sagte ich. «Und – Emily?»
«Ja?» Sie sah auf.
«Es tut mir leid, was mit dir passiert ist. Aber der Dämon, der dich ermordet hat, ist jetzt tot. Ich weiß nicht, ob dir das hilft, aber mein Bruder hat ihn getötet.»
«Ja.» Emily starrte auf ihre abgebissenen Fingernägel. «Das ist alles Teil des Plan, stimmt’s?»
«Nein.» Ich schüttelte den Kopf. «Das war niemals Gottes Plan für dich. Der Dämon hat dazwischengefunkt, so, wie sie es immer tun. Deine Geschichte sollte eigentlich nicht so enden.»
«Ist schon gut», sagte Emily seufzend. «Ich bin nicht mehr wütend. Für eine Weile war ich es, aber es hat nichts genützt. Es ist nur hart … dass ich nicht mit meiner Familie sprechen kann. Und dass das Leben einfach ohne mich weitergeht.»
«Das Leben geht weiter, aber die Menschen vergessen nicht», sagte ich. «Du bist absolut unvergessen, Emily.»
«Da irrst du dich», sagte sie. In ihrem Blick stand Trauer. «Die Menschen lassen die Toten gehen … und das müssen sie auch, sonst könnten sie nicht weiterleben. Ich hoffe, du findest zurück – bevor Xavier dich gehen lässt.»
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29
Zach
Und tatsächlich hatte Emily eine Idee.
«Du musst Zach suchen», sagte sie lächelnd. Sie wirkte sehr zufrieden mit sich.
«Zach?»
«Genau den.»
Meine Gedanken wanderten zu dem Engel, den ich früher gekannt hatte, zu Zach, der die Kinder an die Hand nahm, die das Königreich betraten. Nach seinem Aufstieg auf der Karriereleiter hatte ich nicht erwartet, ihn jemals wiederzusehen.
Ich runzelte die Stirn. «Aber Zach ist einer der Sieben Reiter.»
«Nicht mehr», sagte sie. «Er ist ausgetreten,
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