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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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verstehst.»
    Ich brauchte einen Moment, aber dann hatte ich begriffen. Ich sollte mich auch weiterhin wie eine Verrückte aufführen, damit niemand misstrauisch wurde.
    Ich nickte. «Wie kommt Xavier klar? Geht es ihm gut?»
    Gabriel blickte zur Decke. «Er kommt einigermaßen zurecht.»
    «Was heißt das?»
    «Er kommt etwa so gut zurecht wie du.»
    «Sag ihm, dass ich ihn liebe», bat ich. «Sag ihm, dass ich niemals aufhören werde, an ihn zu denken.»
    «Wenn du meinst, dass ihm das hilft …»
    Bevor ich weiterfragen konnte, materialisierte auf einmal ein schimmernder, glänzender Durchgang in der Wand, und Eva trat ein, gefolgt von einer Gruppe Leibwächter. Gabriels Mund verzog sich zu einem Lächeln.
    «Wir wissen doch beide, dass du mich nicht festnehmen kannst, Eva», sagte er. «Also brauchen wir auch nicht so zu tun, als ob.»
    Es gefiel mir, dass er sie behandelte wie einen lästigen kleinen Käfer. Denn das ging ihr ganz offensichtlich auf die Nerven.
    «Schon möglich.» Eva plusterte sich auf wie ein Kugelfisch. «Aber ich kann dich anzeigen.»
    «Dann tu das», sagte Gabriel herablassend. «Ich wollte sowieso gerade verschwinden.»
    «Was wolltest du hier?», fragte Eva und sah mich misstrauisch an.
    «Ich wollte sicherstellen, dass es ihr gutgeht», sagte Gabriel, als läge das ohnehin auf der Hand. «Und das tut es nicht. Was heißt, dass du deinen Job nicht gut machst.»
    Eva hatte keine Ahnung, dass Gabriel mit ihr spielte. «Ich gebe mir wirklich große Mühe», sagte sie. «Aber es ist nicht einfach.»
    «Dann streng dich mehr an», sagte Gabriel. «Bethany ist fix und fertig. Und dein Job steht auf dem Spiel.» Er sah mich an. «Es tut mir leid, dass ich nicht mehr für dich tun kann, Beth.»
    Er hob eine Augenbraue als Zeichen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt war, meine schauspielerischen Fähigkeiten zu testen. Ich brauchte einen Moment, um zu reagieren. Dann ließ ich mich zu Gabriels Füßen auf den Boden fallen und umklammerte seine Knöchel.
    «Geh nicht!», schrie ich. «Bitte, lass mich nicht hier!»
    Ich war dankbar, dass mein Haar mein Gesicht wie eine Gardine bedeckte, denn ich war mir nicht sicher, ob man meinem Gesichtsausdruck die Qual abnehmen würde. Schließlich hatte Gabriel mir gerade Hoffnungen gemacht.
    «Siehst du?», sagte er zu Eva. «Das musst du in den Griff kriegen!»
    Er befreite sich von mir und trat ein paar Schritte zurück. «Pass gut auf dich auf, Bethany», sagte er. «Und vergiss nicht, wer deine Freunde sind.»
    «Sie ist nicht meine Freundin», sagte ich mit einem Seitenblick auf Eva und tat so, als ob Gabriel auf sie angespielt hätte. Tatsächlich aber hätte ich gern gewusst, von wem die Rede war.
    «Gottes Weisheit ist unendlich, Bethany. Vertraue seinem Urteil.»
    Gabriel lächelte mir ein letztes Mal zu, und dann war er fort. Eva entließ die Leibwächter und betrachtete mich aufmerksam mit zusammengekniffenem Blick.
    «Hat es dir geholfen, ihn zu sehen?»
    «Nein. Er darf zurück auf die Erde und ich nicht.»
    «Damit bist du also besser dran als er», sagte Eva.
    «Kannst du jetzt bitte gehen? Ich habe für heute genug von deinem Gelaber.»
    «Das ist zumindest ehrlich», antwortete sie. Ich fragte mich, ob sie wirklich allem etwas Positives abgewinnen konnte.
    «Du kannst auch gleich aufgeben», sagte ich bitter. «Mögen werde ich dich nämlich nie.»
    Eva hob die Augenbrauen, bevor sie hochmütig den schimmernden Durchgang hinabstolzierte, der sich hinter ihr wieder schloss.
    Ich dachte über das nach, was Gabriel gesagt hatte. Verbündete können ganz unterschiedliche Gestalt haben.
    Bedeutete das, dass ich über meinen Tellerrand hinausdenken sollte? An jemanden, der nicht auf der Hand lag? Aber wer im Himmel stand auf meiner Seite? Nicht dass ich keine Freunde hätte, aber so etwas wie Cliquen gab es unter Engeln nicht. Natürlich war da Michael, aber er war der Inbegriff der Gesetzestreue. Und Raphael, aber soweit ich wusste, war er irgendwo auf der Erde und kümmerte sich um seine Aufgaben. Ich überlegte, ob ich ihn zu mir rufen sollte, war mir aber ziemlich sicher, dass Gabriel jemand anderen im Kopf hatte. Derjenige, an den er dachte, war bereits hier.
    Niemand im Himmel konnte nachvollziehen, wie ich mich fühlte. Kein Engel hier war je so ernsthaft in einen Sterblichen verliebt gewesen, und daher konnte sich auch niemand in unsere Situation hineinversetzen. Wer im Himmel sollte also begreifen, in welcher elendigen Lage wir uns

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