Heaven (German Edition)
ich, dass es das war.
Xavier lag auf dem Rücken. Er sah so schön aus wie immer und war doch wie aus Stein. Die türkisfarbenen Augen, die ich so liebte, starrten blind an die Decke. Ich nahm seine Hand, die noch immer warm war, und hörte das vertraute Klacken, als sich unsere Eheringe berührten. Doch als ich ihn schüttelte, reagierte er nicht. Ich rief seinen Namen, wieder und wieder, doch er gab keine Antwort. Als ich meine Wange an seine legte und ihn anflehte, zurückzukommen, begriff ich, dass ich ihn nicht mehr erreichen konnte.
Xavier war tot.
[zur Inhaltsübersicht]
16
Todesschlaf
Ivy und Gabriel hoben Xavier auf ihre Arme und trugen ihn in das leere Büro neben dem Hörsaal. Dort legten sie ihn sanft auf ein abgewetztes Ledersofa, bevor Gabriel zurückging, um sich den traumatisierten Studenten zu widmen, die noch immer zwischen den Bänken kauerten. Sein Gesicht zeigte deutlich, dass er sich für die Aufgabe wappnete, die vor ihm lag: Er musste jedem Einzelnen das Gedächtnis löschen. Wie er den Zustand des Hörsaals und Spencers verkohlte Leiche erklären wollte, war eine andere Sache, aber diese Frage erschien mir jetzt auch völlig belanglos. Ich konnte den Blick nicht von Xaviers reglosem Körper abwenden. Er lag auf dem Sofa, und seine schmale Hand hing schlaff herunter.
Sein Herz hatte bereits aufgehört zu schlagen, aber vielleicht blieben uns doch noch ein paar wertvolle Sekunden, um etwas zu tun, bevor seine Seele seinen Körper verließ … irgendetwas. Verzweifelt hielt ich Ivy mein gebrochenes Handgelenk hin. Mit einer Berührung war es wieder ganz, die Knochen verheilt und wieder an ihrem Platz. Sofort machte ich mich an die Arbeit. Knöpfe flogen in die Luft, als ich ihm das Hemd aufriss und meine Hände auf seine weiche Brust legte. Doch ich zitterte so sehr, dass ich mich kaum konzentrieren konnte. Ich versuchte, Heilungsströme auszusenden, die Xaviers Herz wieder in Gang setzen sollten, aber mein eigenes raste so, dass es meine Anstrengungen blockierte.
Verzweifelt sah ich Ivy an, die sich neben mich gekniet hatte. Auch wenn sie wieder ihre irdische Gestalt angenommen hatte, tropften noch immer glänzende Lichtperlen von ihrem flachsblonden Haar, die sich auflösten, sobald sie den Boden berührten. Worauf wartete sie? Ivy war eine Heilerin, die Einzige, die ihm jetzt noch helfen konnte. Ich rutschte zur Seite, damit sie mehr Platz hatte, quetschte mich aufs Sofa und bettete Xaviers Kopf auf meinen Schoß. Als ich ihm das Haar aus dem Gesicht strich, sah ich, dass seine schönen Züge bereits von Leichenblässe überzogen waren.
Ich sah meine Schwester flehend an. «Tu etwas», bat ich inständig.
Sie betrachtete mich kummervoll. «Ich weiß nicht, ob das noch Sinn macht. Er ist bereits von uns gegangen.»
«Was?!», schrie ich sie an. «Du hast das schon so oft gemacht, du hast Menschen zurückgeholt! Das habe ich gesehen!»
«Das waren Leute, die dem Tod sehr nahe waren», sagte meine Schwester und schüttelte heftig den Kopf. «Sie waren an der Grenze. Aber er … er hat den Punkt bereits überschritten.»
«Nein!», schrie ich, beugte mich zu ihm herunter und begann wild mit beiden Händen, Xaviers Herz zu massieren. Heiße Tränen strömten mir über das Gesicht und tropften auf seine leblose Brust. «Wir müssen ihn retten. Er darf nicht sterben.»
«Bethany …», begann Ivy und sah uns an wie eine Mutter ihre Kinder, wenn sie sich verletzt hatten. Dass sie so ruhig dasaß und nichts unternahm, versetzte mich in Panik.
«Nein», fiel ich ihr ins Wort. «Wenn er stirbt, sterbe ich auch.»
Meine Worte schienen sie aus ihrer Erstarrung zu lösen und in die Gegenwart zurückzukatapultieren.
«Okay.» Hastig nahm sie ihre Haare zu einem losen Zopf zusammen. Ich hatte Ivy schon sehr oft bei einer Heilung zugesehen, aber noch nie hatte sie sich dabei so angestrengt. Auf ihrer Stirn bildete sich ein leichter Schweißfilm. Obwohl sie die Augen geschlossen hielt, sah ich an ihrem Gesicht, wie viel Mühe es sie kostete. Wortlos flüsterte sie ein lateinisches Gebet, von dem ich lediglich die Worte Spiritus Sanctum auffing. Je öfter sie es sprach, desto inbrünstiger klang es, bis sie schließlich aussetzen musste, um Luft zu holen.
«Es funktioniert nicht», sagte sie, selbst erstaunt über ihr Versagen, aber gefasst. Ich hingegen hatte das Gefühl, dass mir das Herz aus der Brust sprang.
«Warum?», fragte ich mit schwacher Stimme.
«Entweder ist meine Energie
Weitere Kostenlose Bücher