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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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keinen Schnaps», sagte Ivy und holte eine Flasche Limo aus dem Kühlschrank. Dann zielte sie mit ihr ohne Vorwarnung wie mit einem Diskus auf seinen Kopf. Die Flasche zischte durch die Luft, und kurz bevor sie Xavier traf, hob er lässig die Hand und fing sie auf. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich dazu aufzusetzen. Kein sterblicher Sportler, nicht einmal einer, der so trainiert war wie Xavier, hatte solche Reflexe.
    «Guter Wurf.» Er öffnete die Flasche und leerte sie zur Hälfte, ohne Luft zu holen. Dann stand er auf und ließ sie zu Boden fallen.
    «Wo ist das Bad?», fragte er mit gewinnendem Lächeln. «Ich muss dringend duschen.»
    «Oben, erste Tür links», sagte Ivy und warf Gabriel einen unbehaglichen Blick zu.
    Aber Xavier kam nicht einmal bis zur Tür. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis sich Gabriels Flügel auffalteten und alles, was auf der Arbeitsplatte stand, herunterfegten. Er stürzte sich auf Xavier, packte ihn an der Taille und warf ihn zu Boden, wo er ihn sofort fest im Griff hatte. Doch Xavier war nicht so leicht zu bändigen. Mit einer Kraft, die nur als übernatürlich zu bezeichnen war, stieß er Gabriel mit den Beinen durch die Küche bis an die Wand und drückte ihn so heftig dagegen, dass sie einen Riss bekam. Einen Augenblick später standen sie sich Auge in Auge gegenüber – Erzfeinde, die bereit waren, zu kämpfen.
    «Hört auf! Was macht ihr denn da?», schrie ich sie an und wollte dazwischengehen und sie zur Vernunft bringen. Aber Gabriel drehte sich zu mir um und sah mich so scharf an, dass ich auf der Stelle stehen blieb.
    «Geh weg. Er wird dir wehtun.»
    Ohne es zu wollen, hatte ich Gabriel lange genug abgelenkt, um Xavier Vorteile zu verschaffen. Er holte aus, und laut krachend donnerte seine Faust gegen Gabriels Kiefer. Er war so überrumpelt, dass er für einen Moment wie betäubt dastand, bevor er Xavier brutal in die Rippen stieß. Xavier überschlug und krümmte sich, erholte sich aber rechtzeitig wieder, um dem nächsten Schlag auszuweichen. Als er bemerkte, dass die Haustür offen stand, sah er seine Chance gekommen zu fliehen und rannte durch den Flur zur Tür. Gabriel lief ihm nach, doch seine Flügel behinderten ihn im engen Flur. Er zog sie ein, stürzte sich auf Xavier und packte ihn an den Knöcheln. Gemeinsam flogen sie durch die Tür, rollten über die Verandabrüstung und landeten auf einem Teppich aus totem Laub im Vorgarten.
    Engel und Sterblicher wälzten sich im Staub, und Ivy und ich konnten nichts tun, als hilflos zuzuschauen. Auf der anderen Straßenseite saßen zwei Damen in weißen Schaukelstühlen auf der Veranda und tranken Eistee. Sie reckten die Hälse, um zu sehen, was vor sich ging, und schienen ihren Augen nicht trauen zu wollen. Vermutlich gab es in dieser Gegend nicht oft Schlägereien. Genau genommen hatte ich das Gefühl, dass in dieser bürgerlichen Straße zum ersten Mal irgendeine Art von Handgemenge stattfand. Die eine Dame saß da wie gelähmt und hatte die Hand auf ihr Herz gepresst, während die andere das Gesicht verzog und schließlich ins Haus trippelte.
    «Miss Bishop ruft die Polizei», verkündete Ivy und klang dabei, als hätte sie das am liebsten selbst getan.
    «Sollen wir sie davon abhalten?», fragte ich sie ängstlich.
    «Jetzt nicht, Gabriel braucht uns.»
    Gabriel hob Xavier hoch und warf ihn lang ausgestreckt mit dem Gesicht nach unten auf den Kies. Ich wollte ihm zu Hilfe eilen, aber Ivy hielt mich zurück.
    «Gabriel tut ihm weh!», schrie ich ihr ins Gesicht. «Er soll damit aufhören!»
    «Er will ihm nur helfen.» Ivy packte mich an der Schulter und schüttelte mich. «Wenn Xavier jetzt verschwindet, wissen wir nicht, was passiert. Er könnte anderen Leuten etwas antun, auch sich selbst. Du musst uns vertrauen, Bethany.»
    Ich sah ihr in die eisgrauen Augen und nickte, wobei ich versuchte, nicht zu der Prügelei zu sehen. Noch nie hatte ich so sehr zwischen zwei Stühlen gestanden wie jetzt. Ich hätte alles für meinen Bruder getan. Gleichzeitig aber konnte ich nicht meinen Ehemann hängenlassen, wenn er mich am dringendsten brauchte.
    Xavier richtete sich benommen auf und gab Gabriel damit die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte. Wie der Blitz stand er hinter Xavier. Ich begriff erst, was er vorhatte, als er ihm mit beiden Armen unter die Achseln griff und ihm die Hände im Nacken verschränkte. So war Xavier lang genug außer Gefecht gesetzt, dass Gabriel ihn ins Haus

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