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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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zurückschleppen konnte. Ich fragte mich, ob die armen Schwestern Bishop auf der anderen Straßenseite sich jemals von den Flüchen erholen würden, die Xavier ausstieß.
    «Ihr seid Huren!», brüllte er, als er an uns vorbeikam. «Huren mit Flügeln! Wir sehen uns in der Hölle!»
    «Er ist ein entfernter Verwandter», rief Ivy der fassungslosen Frau, die kurz vor der Ohnmacht zu stehen schien, über die Straße hinweg zu. «Er hat einen schlechten Tag. Es tut uns furchtbar leid!»
    Dann schloss sie eilig die Tür hinter uns.

    «Macht die Kellertür auf!», rief Gabriel, als wir wieder im Haus waren, und Ivy rannte sofort los. Gabriel und Xavier stolperten die enge steile Treppe hinab, die in die Tiefen des Hauses führte. Ich spähte nervös ins Dunkle hinein, unter der Erde fühlte ich mich unwohl.
    «Können wir nicht hier oben reden?», fragte ich.
    «Bei dem Krawall, den er veranstaltet?» Ivy schüttelte den Kopf. «Dann können wir genauso gut im Fernsehen davon berichten.»
    Ich stapfte hinter meinem Bruder die Treppen hinab. Von Xavier versuchte ich dabei möglichst viel Abstand zu halten, da er so unkontrolliert um sich trat. Doch seine Versuche, sich zu wehren, schienen Gabriel nicht zu beeindrucken. Es war, als hätte sich sein Körper in Stein verwandelt.
    Ich fröstelte. Es war frisch im Keller und roch nasskalt. Mit dem schmutzigen Fußboden und den Spinnweben, die von der Decke hinabhingen, kam ich mir vor wie in einem Grab. Es gab keine Fenster, nur ein Lüftungsgitter, das so schmal war, dass es lediglich einen Streifen Tageslicht hindurchließ. Die Wände und der Boden waren aus Stahlbeton, typisch für diese Gegend, wo man immer wieder mit Tornados rechnen musste. Ansonsten gab es das, was man in einem Keller erwartete: Aufbewahrungskisten, einen Wäschetrockner und eine Tiefkühltruhe. Und noch etwas: ein eisernes Bettgestell mit einer mottenzerfressenen, gestreiften Matratze, aus der die Sprungfedern herausguckten. Als ich die glänzenden Handschellen sah, die an den Bettpfosten baumelten, überkam mich das pure Grauen.
    Es war, als hätten Gabriel und Ivy einen solchen Notfall erwartet, denn sie wussten genau, was zu tun war. Gabriel schaffte es, Xavier lange genug auf dem Bett festzuhalten, dass Ivy ihn an Knöcheln und Handgelenken fesseln konnte. Xavier wälzte sich herum und zischte wie ein wildes Tier. Schließlich traten meine Geschwister ein Stück zurück. Xavier war inzwischen so erschöpft, dass er wie gelähmt still auf dem Bett lag und an die Decke starrte.
    «Ivy, kannst du dich darum kümmern?»
    Ich fragte mich, was Gabriel meinte, doch Sekunden später hörte ich die Polizeisirene. Xavier lachte leise in sich hinein, als ob es ihn amüsierte, welchen Ärger er verursachte.
    «Bist du sicher, dass du hier klarkommst?», fragte Ivy, und mein Bruder nickte.
    «Aber beeil dich.»
    Ivy stieg leise nach oben. Xavier griff nach dem Strohhalm, der ihm zur Flucht verhelfen konnte, und schrie so laut, dass Gabriel ihm die Hand auf den Mund pressen musste. Oben wurden Autotüren zugeschlagen, und wir hörten Stimmen vor der Tür. Dann sprach Ivy, respektvoll und demütig. Ich schnappte Bruchstücke davon auf, dass ihr junger Cousin nach einem Entzug wieder rückfällig geworden war. Sie war eine gute Lügnerin, erklärte sein Verhalten damit, dass er in den falschen Kreisen verkehrt hatte, und versprach, gut auf ihn aufzupassen, bis er sich wieder vollständig erholt hatte. Die Stimme des Polizisten war voller Verständnis. Ganz offensichtlich hatte Ivy ihn mit ihrem Charme verzaubert, denn er schnalzte mit der Zunge, nannte sie «mutige junge Frau» und ermunterte sie, sich zu melden, wenn sie Hilfe brauchte. Ivy bedankte sich höflich und schloss die Tür.
    Mit versteinertem Gesicht und mehreren Salzpackungen aus der Küche kam sie zu uns zurück. Das Salz schüttete sie in einem Kreis rund um das Bett aus.
    «Was machst du denn da?», fragte ich.
    «Salz und Eisen halten Dämonen zurück», sagte sie sachlich. «Wir müssen alles versuchen, was uns helfen könnte.»
    Ich wollte anmerken, dass dies kein gewöhnlicher Dämon war, doch das wäre sicher nicht hilfreich gewesen.
    «Weißt du noch, warum es hilft?», fragte sie. Erinnerungen an meine Ausbildung als Engel kamen hoch.
    «Es sind reine chemische Verbindungen, und Dämonen, die Unreinheit in Person, können es nicht ertragen, in ihrer Nähe zu sein», referierte ich.
    «Gut.» Ivy nickte bestätigend.
    «Aber das reicht doch

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