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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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Jake ganz genau, und auch wenn seine Forderung spontan klingen sollte, hatte er gründlich darüber nachgedacht und absichtlich etwas gewählt, was uns alle am meisten traf. Wenn Gabriel machtlos war, verlor Ivy ihren Partner und Xavier und ich unseren Beschützer, Mentor und Anführer. Ganz davon abgesehen, dass es den Himmel in Aufruhr versetzen würde. Wenn ein Erzengel seine Flügel freiwillig einem Dämon überließ, war es, als wenn er seine Göttlichkeit verschenkte – das höchste Opfer. Es würde Gabriel für immer aus dem Himmel verbannen. Er wäre ein Ausgestoßener.
    «Du bist so ein Mistkerl!», schrie ich Jake an. Am liebsten hätte ich ihn geschlagen, aber meine Faust fand keinen Widerstand.
    «Also bitte, was sind denn das für Worte.» Er hob spielerisch den Finger. «Ich finde, es ist ein fairer Preis. Schließlich hat es mich das Leben gekostet.»
    «Du bist ganz allein für deinen Tod verantwortlich», fauchte ich. «Weil du selbstsüchtig und zerstörerisch bist.»
    «Eine Hand wäscht die andere», antwortete Jake und zuckte die Achseln.
    «Was willst du mit seinen Flügeln?», fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits kannte. «Was bringen sie dir?»
    «Den Sieg», sagte Jake. «Befriedigung.»
    «Das große Vergnügen, einen der mächtigsten Diener Gottes am Boden zu sehen», ergänzte Ivy.
    «Ihr kennt mich einfach zu gut», sagte Jake zwinkernd. «So, was ist jetzt, kommen wir ins Geschäft? Trödelt nicht zu lange, ich habe noch viel zu erledigen, muss noch spuken und so.»
    «Niemals», sagte ich inbrünstig. «Du musst verrückt sein.»
    «Ich akzeptiere», sagte Gabriel da.
    Die Welt schien stillzustehen. Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen. Es war, als hätte Gabriel in einer Fremdsprache gesprochen, so wenig Sinn ergaben seine Worte. Er wandte sich ab und verbarg sein Gesicht, als ob er Angst hätte, dass er die Sache nicht durchziehen könnte, wenn er uns in die Augen sah.
    «Gabriel», flüsterte Ivy und rückte näher an ihn heran. «Bitte, Gabriel, tu es nicht.»
    Doch er hob lediglich die Hand, um sie aufzuhalten. Für einen Moment sahen sich die beiden in die Augen, bis sich im Gesicht meiner Schwester Verzweiflung abzeichnete und in dem meines Bruders tragische Demut.
    «Mach dich nicht zum Märtyrer!», schrie Ivy auf. «Du weißt nicht einmal, ob er sich an die Abmachung hält!»
    «Geschäft ist Geschäft», sagte Gabriel mit so leiser Stimme, dass ich sie kaum wiedererkannte. «Er wird Wort halten.»
    «Aber Dämonen lügen!», protestierte meine Schwester. «Du bist zu erhaben dafür. Du darfst dich Luzifer nicht beugen.»
    «Ich beuge mich ihm nicht», murmelte Gabriel. «Ich schütze einen Menschen, genau wie es Wille Unseres Vaters wäre.» Er schritt zum Bett und legte neben Xaviers Kopf seine beringte Hand aufs Kissen. «Unsere Liebe zu den Menschen hat dich lange gequält, nicht wahr, kleiner Bruder? Ich aber werde die Schöpfung meines Vaters bis zum Ende verteidigen.»
    Dann musste ich mit ansehen, wie mein Bruder, der Erzengel und Krieger, auf die Knie fiel. Er beugte den Kopf so unterwürfig, dass es an ihm aussah wie ein Fehltritt der Natur. Ganz langsam öffnete er sein Hemd und ließ es zu Boden gleiten. In der Dunkelheit leuchtete sein beeindruckender Körper regelrecht, und als er seine unglaublichen Flügel ausbreitete, erfüllte Regenduft den Raum. Die Flügel waren so groß, dass sie überall zu sein schienen mit ihren Federn und dem silbrigen Schimmer. Sie sahen aus, als wären sie schwer wie Blei, aber ich wusste, dass sie so gut wie nichts wogen. Sie waren leicht wie Spinnweben und boten doch mehr Schutz als ein Baum während eines Sturms. Tageslicht drängte sich durch die Lüftungsgitter über ihm und vermischte sich mit seinem Haar wie Mondlicht auf dem Sand.
    «Gabriel, bitte», sagte Ivy. «Wir finden einen anderen Weg!»
    Aber ihr Protest verhallte unerhört. Auch ich wollte etwas sagen, fand aber keine Worte. Und da kamen sie auch schon, eine kriechende Horde teuflischer Kerle, die sich plötzlich über den Keller ergossen. Ihre Gesichter waren starr und hatten die Farbe von gekochten Krabben. Sie schienen unter uns hervorzuspringen, doch genau konnte ich das nicht sagen. Ihre Zähne waren scharf wie Sägeblätter und ihre Zungen spitz wie Klingen. Aufrecht gehen konnten sie nicht, stattdessen krochen sie über den Boden wie große, monsterartige Insekten. An ihren Rücken flatterten verkrüppelte Flügel wie zerknittertes

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